Delfinen begegnen – in einem Hallenbad
Ronald Vala und Günther Hauer/Dolphin Media
Susanne Gugeler/Meeresakrobaten – 7. Januar 2008
2007 war nicht nur das „Jahr des Delfins“, sondern in den vergangenen zwölf Monaten standen auch die Delfin-Haltung sowie die Delfin-Therapie in Deutschland unter großem Beschuss. Die MEERESAKROBATEN haben sich in letzter Zeit sehr häufig zu diesen Themen geäußert (Nachtrag 2012: siehe unter anderem: Kritisches/Delfinarien sowie mehrere Kommentare bei den Meeresakrobaten-News).
Natürlich sind die MEERESAKROBATEN nicht nur an einer ständigen Verbesserung der Delfin-Haltung interessiert und befürworten deshalb auch den Bau einer Lagune im Nürnberger Tiergarten, sondern sie halten darüber hinaus Ausschau nach Alternativen zur sogenannten delfin-gestützten Therapie, die ihren Ursprung in den USA hat und sehr kostspielig ist.
Da sind wir auch schon beim Thema dieses Berichts. Es gibt in Österreich zwei kreative Köpfe, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wie man in einem Hallenbad Menschen mit Handicaps sowie Delfin-Freunden eine Begegnung mit den sympathischen Meeressäugern ermöglichen kann, ohne dass dafür Große Tümmler aus dem Meer oder aus Delfinarien bemüht werden müssen. Herausgekommen ist ein „virtuelles Delfinarium“ in Sigmundsberg/Mariazeller Land …
Die Philosophie
„Von allen Schönheiten der Natur, an welchen sich die Seele erbauen kann, haben uns die Wale und Delfine wohl den tiefsten Eindruck hinterlassen … Die unaufdringliche Botschaft dieser Wesen; Leben, Liebe und Freude gehen kaum an einem Menschen vorbei. Das Fehlen dieser Inhalte macht uns Menschen kraftlos und krank.“ So die Initiatoren des „virtuellen Delfinariums“ Günther Hauer und Ronald Vala.
Das Konzept
Ronald Vala weiter: Das „virtuelle Delfinarium“ ist der Versuch, jenes Phänomen der Freude und Entspannung, virtuell, also künstlich, herzustellen. Unter Zuhilfenahme von technischer Wiedergabe realer Delfinbegegnungen und menschlicher Begleitung im warmen Wasser des Hallenbades soll ein Teil der Voraussetzungen für eine freudvolle Begegnung mit Delfinen geschaffen werden.
Die Technik von Raum- und Unterwasserakustik sowie die DVD-Projektion auf eine über Wasser befindliche Projektionsfläche können dabei aber die menschliche Komponente der Begleitung nicht ersetzen; so wird der Erfolg (Faktor Freude) jeder noch so guten Schau auch damit zusammenhängen, wie beherzt die menschliche Begleitung/Betreuung sein wird.
Die Verzauberung beginnt
Menschen treiben schwimmend/stehend/liegend im Warmwasser. Auf der Rückprojektionswand geht Licht an, das Restraumlicht, reduziert auf ein Farbenspiel der Wellen, Musik und Ultraschall unter Wasser ertönen, die Verzauberung beginnt. Inhalt und Thema solcher mentaler Ausflüge ist die Unbegrenztheit der Phantasie und der Lebensfreude, die von den Delfinen ausgeht. Erfrischend kraftvolle Bewegungen über Wasser und majestätisch langsame unter Wasser regen den Teilnehmer zur Eigenaktivität an bzw. werden zusätzlich von den Betreuern forciert.
Auch die musikalische Begleitung unterstützt die Schwimm- und Tauch-Bereitschaft durch zwei verschiedene Klangsphären über und unter Wasser. Delfingesänge erklingen, deren Frequenzen die Freude nachgewiesener Weise fördern, ähnlich hochtonigem Vogelgezwitscher im heimischen Frühlingswald. Dauer ca. 20 bis 25 Minuten, dann entspanntes Ausklingen – und fröhlich bis verklärte Gesichter.
Das Entspannungs-Schwimmprogramm kann natürlich beliebig erweitert werden, ist die technische Grundausstattung erst einmal vorhanden. Der Ausbau der Therapie- bzw. Entspannungstechniken neben der Delfin-Idee ist praktisch unbegrenzt und liegt in den kreativen Möglichkeiten der Betreuer. Techniken wie Watsu und Ähnliches werden durch die akustische Ausstattung unterstützt.
Neuer Therapie-Ansatz
Für die Therapie von Menschen wird vermutet, dass allein der Schallbereich, in dem Delfine kommunizieren, reicht, um eine Stimulans von endokrinen Nervensystem und Hypophyse sowie eine erhöhte Endorphinausschüttung zu forcieren. Das würde einen völlig anderen Therapie-Ansatz bedeuten, bei dem nicht unbedingt die Anwesenheit von Delfinen erforderlich ist. Eine Therapie, die dem Menschen nutzt und keinem Tier schadet, wäre die Folge …
Technik
Die einfache Ausstattung im Delfinerlebnisbad besteht aus einer Dolby-Surround-Überwasserbeschallung und einer Stereo-Unterwasserbeschallung, einem tageslichtfähigem Datenprojektor und einer motorischen Rückprojektionsleinwand, warmem Wasser, idealerweise 32 Grad Celsius, und einer behaglichen Raumtemperatur.
Die Geräte sind gut gegen aggressive Chlordämpfe geschützt. Zum Abspielen der Schau, die auf DVD-Medium läuft, bedarf es noch eines geeigneten Gerätes sowie der Verstärkung des Schalls. Dann gedämpftes Raumlicht, schöne Stimmung, gute Laune!
Animation/Prozessbegleitung
Das Delfinerlebnisbad ist als offener Prozess zu betrachten, und als solcher in Abhängigkeit von ausführenden Personen. Günter Hauer als Initiator sowie Ronald Vala als Animateur und Behinderten-Tauchlehrer haben diesen Prozess im Dezember 2002 begonnen.
Im aktiven Teil werden den Teilnehmern die Grundlagen des Delfinschwimmens beigebracht. Mit großen Monofins an den Beinen versuchen sie die Schwimmbewegungen der Delfine zu imitieren. Unterstützt werden sie dabei von den Bildern der Rückprojektionsleinwand und vom Animateur.
Im zweiten Schritt erfolgt eine Erklärung über Delfinatmung mit der Aufmunterung, sie zu versuchen. Das heißt für die Teilnehmer, nur für diesen kurzen Moment des Einatmens an die Oberfläche zu kommen und ansonsten sich wie ein Delfin unter Wasser – begleitet von Musik und Delfingesängen – zu bewegen. Als zusätzliche Herausforderung haben sie noch die Möglichkeit, dies mit Taucherbrillen mit geschwärzten Gläsern zu versuchen.
Im passiven Teil liefern sich die Teilnehmer dem Animateur mehr oder weniger aus: Sie legen sich aufs Wasser und werden nur am Kopf und im Lendenwirbelbereich gehalten. Die Ohren befinden sich die ganze Zeit unter Wasser und nehmen Entspannungsmusik und Delfingesänge wahr. Dann werden sie an der Wasseroberfläche bewegt, wobei Anleihen aus Spiraldynamik, alten Labyrinthtechniken, Watsu und klassischen Massagetechniken genommen werden. Im Anschluss wird der ausgelöste Prozess aufgearbeitet.
Kosten und Anmeldung
Eine ganze Familie, die sich der Delfintherapie im Delfinerlebnisbad unterzieht möchte, muss mit etwa 70 Euro/Tag rechnen.
Ronald Vala schreibt per E-Mail einen Termin pro Monat aus, und Interessierte melden sich bei ihm an. Ronald organisiert die Helfer und alles nimmt seinen Lauf. Möglich ist sowohl ein Besuch für einen Tag oder für das Wochenende. Nächster Termin für ein virtuelles Delfinerlebnis: 26./27. Januar 2008.
Ronald arbeitet häufig mit Gruppen, die hauptberuflich mit behinderten Menschen zu tun haben (Lebenshilfe-Programme), aber auch jeder Delfin-Freund ist herzlich willkommen, sich einmal im Erlebnisbad Sigmundsberg/Mariazeller Land in die Welt der (virtuellen) Delfine entführen zu lassen. Weitere Informationen unter vala.at.