Susanne/Meeresakrobaten/17. Juli 2009
Whale-Watching wird immer beliebter. Insgesamt werden mit diesem Tourismuszweig jährlich 2,1 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die beim Treffen der 61. Internationalen Walfang-Kommission (IWC) auf Madeira präsentiert wurde.
Warum wollen die Menschen den Meeressäugern so nahe sein? Sie besteigen dafür Umwelt verpestende Flugzeuge und schaukelnde Boote, auf denen ihnen übel wird – nur um für wenige Minuten einen abtauchenden Pottwal oder ein paar flinke Delfine zu beobachten und zu fotografieren. Die Antwort lautet: BIOPHILIE.
Die Liebe zum Lebendigen
Unter „Biophilie“ versteht man die „Liebe zum Lebendigen“. Der Begriff stammt aus der Sozialpsychologie und wurde vom Psychoanalytiker Erich Fromm folgendermaßen definiert: „Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, ein Tier, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt.“
Der Sozialbiologe Edward O. Wilson sagte 1984 in seiner Biophilie-Hypothese, dass sich die Menschen aufgrund der ihnen angeborenen Biophilie zu anderen Lebewesen hingezogen fühlen und diesen Kontakt mit der Natur auch in einem ausreichenden Maße brauchen, um gesund zu bleiben, um den Sinn ihres Lebens zu finden und sich zu verwirklichen (Quelle:Wikipedia).
Tierbilder und Plastikpflanzen genügen uns nicht
Wir wollen Leben um uns haben, deshalb begnügen wir uns auch nicht mit Abbildern aus der Natur oder mit Plastikpflanzen im Büro. Wir wollen Tiere live sehen, sie riechen und streicheln. Wir lieben Grüngewächse, die wir umsorgen und denen wir beim Wachsen zusehen können. Geranien, Hunde, Katzen, Vögel – sie alle zaubern ein Lächeln auf unser Gesicht, wenn wir mit ihnen zu tun haben.
In den USA wurde längst erkannt, dass Haustiere einen positiven Einfluss auf die Psyche und allgemeine Gesundheit ihres Besitzers haben. Deshalb wurde in Amerika auch der „Tag des Büro-Hundes“ eingeführt, der immer in der letzten Juni-Woche stattfindet. Auch in Deutschland öffneten am 25. Juni 2009 800 Betriebe die Türen für „Kollege Hund“. An diesem Tag durfte Bello mit in die Arbeitsstätte genommen werden. Nicht nur Frauchen oder Herrchen freuten sich darüber, sondern auch viele Kollegen, denen der treue Vierbeiner viel Gesprächsstoff lieferte und ihrer Psyche gut tat.
Erhöhtes Wohlbefinden
Psychologen haben herausgefunden, dass beim Streicheln eines Hundes (oder eines anderen Tieres) der Blutdruck sinkt und das Wohlbefinden steigt. Davon profitiert auch die sogenannte „Tiergestützte Therapie“. Die besondere Verbundenheit des Menschen mit der Natur, die in der Evolution angelegt wurde, macht das Tier zum Partner oder Freund. Diese Beziehung gibt dem Körper die Chance, gut zu funktionieren.
Tiere im Zoo
Wer kein eigenes Tier halten darf oder kann, geht in den Zoo. Mit der Dauerkarte in der Hand besuchen viele Menschen „ihren“ Affen oder „ihren“ Delfin Tag für Tag im Tiergarten bzw. im Delfinarium. Sie freuen sich über Nachwuchs oder neue Verhaltensweisen, die ihre Lieblinge zeigen. Aber auch jede Haltungsverbesserung der Zoo-Tiere wird finanziell unterstützt und mit Beifall aufgenommen.
Auch in Zooschulen wird man der Biophilie gerecht. Dann nämlich, wenn der Unterricht mal nicht im Klassenzimmer über veralteten Schulbüchern stattfindet, sondern wenn Biologie erfahrbar und erlebbar gemacht wird, wie z.B. in der Zooschule des Duisburger Tiergartens. Unterricht, der sich nicht wie Unterricht anfühlt. Der Zooschul-Leiter Willi Thockok bringt es auf den Punkt: „Die Kinder können hier sehen, riechen, hören. Ich muss keine künstliche Realität erzeugen. Die Kinder sind sehr begeisterungsfähig.“
Whale-Watching
Sehr beliebt bei Tierfreunden sind Whale-Watching-Touren oder Safaris, die das Lieblingstier hautnah und in seinem Lebensraum präsentieren. Da nützen auch die Worte mancher Umweltschützer nichts, die vor dem Treibhauseffekt warnen, der u.a. durch Flugzeugreisen verursacht wird.
Antriebskraft für den Schutz des Lebens
Hochglanzbilder in Fotobänden oder gut gemachte Tierfilme im Fernsehen können die „Lust aufs Lebendige“ nicht stillen – im Gegenteil, sie wecken oder forcieren diese Lust erst recht. Meiner Meinung nach sollte man zu dieser Charaktereigenschaft des Menschen stehen und sie nicht unterdrücken. Denn die Biophilie ist auch Antriebskraft dafür, dass wir uns für den Schutz des Lebens einsetzen. Schließlich wird keiner das Gegenteil der Biophilie befürworten wollen – nämlich die Nekrophilie, die „Liebe zum Toten“, zum Leblosen und Mechanischen …