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Süßer Filmstoff und bittere Realität


Die Delfinschutzorganisation GRD/München macht in ihrer jüngsten Pressemitteilung darauf aufmerksam, dass Wale meist die Verlierer sind, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht. Die Thematik „Lärm im Meer“, die gestern und am Sonntag im spannenden ZDF-Zweiteiler „Das Geheimnis der Wale“ verarbeitet wurde, führte 2007 in der Nordsee nicht zu einem filmüblichen guten Ende …

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Toter Schweinswal bei Wilhelmshaven/Nordsee
(Foto: Anita Herrmann)

Auszug aus der Pressemitteilung:
„Man braucht aber gar nicht weit in die Ferne schweifen, um dem Thema ganz real zu begegnen“, erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) aus München. „Als im Frühjahr 2007 die Wintershall AG, eine Tochterfirma der BASF, in der Nordsee ausgerechnet im Schweinswalschutzgebiet Doggerbank mit einer langandauernden Schallkanonade auf Erdgassuche ging, warf sich ihr weder ein Filmteam des ZDF entgegen, noch rührte der damalige Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) auch nur einen Finger, um unsere einzige heimische Walart vor den Auswirkungen des Lärminfernos zu schützen.“

Nach Einschätzung der GRD, die gemeinsam mit dem NABU und der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), vehement, aber erfolglos gegen die Erdgassuche protestierte, waren von den negativen Begleiterscheinungen der Untersuchungen etwa 20.000 Schweinswale sowie eine große Zahl von Zwergwalen betroffen, die sich ebenfalls in dem beschallten Nordseegebiet aufhielten.

Bei der ohne Rücksicht auf Meeressäugetiere durchgeführten Erdgassuche der Wintershall AG feuerten über mehrere Wochen hinweg 62 Druckluftpulser von Schiffen aus alle sieben Sekunden einen lauten, explosionsartigen Knall ab, der über den Wasserkörper tief in die Erdkruste eindringt.

Aus dem reflektierten Schall hofften Geophysiker ablesen zu können, wo sich Erdgaslagerstätten befinden. Die Lautstärke von teils über 260 dB kann bei Walen und Delfinen schwere Gehörschäden bis zur Taubheit hervorrufen, in unmittelbarer Nähe wirkt der Schall tödlich.

„Die Realität sieht leider meist anders aus als in dem ZDF-Ökothriller“, konstatiert Karlowski. „Bei der politischen Abwägung Energiegewinnung gegen Naturschutz steht letzterer regelmäßig auf der Verliererseite, selbst in ausgewiesenen Schutzgebieten, wie das traurige Beispiel der Doggerbank zeigt. Es ist ein schmutziges, für Meeressäuger tödliches Geschäft, weitab von Traumstränden und malerischen Küsten.“
(Quelle: GRD)

3 Kommentare

  1. Mal abgesehen davon, dass die schauspielerische Leistung eher grottig war, dass Neuseeland nicht in Südafrika liegt und auch sonst einige Fehler offensichtlich waren, hat mir gefallen, dass das ZDF ein Tierschutzthema in Form eines Spielfilms gezeigt hat. Sein wir ehrlich, echte tote Tiere will doch keiner sehen und das wäre in einer Doku der Fall gewesen.

    Ich jedenfalls erwarte mit Spannung die nächste Ausgabe von Hannes Jaenickes "Im Einsatz" da wird es um Wale und Delfine gehen wenn man den Orakeln glauben darf. Die letzte "Hai-Sendung" hat jedenfalls ziemlich für Empörung und Entfernung von Haiprodukten aus deutschen Supermärkten gesorgt. (Siehe ZDF- Forum)Und für eine Reportage nicht schlechte Einschaltzahlen.

    Ich schliesse mich Doris an und sage, Danke ZDF

    geschrieben von Tom
  2. Ich musste mir (aus Gründen, die den Meeresakrobaten-Besuchern bekannt sein dürften) den Film auch antun. Sicher war es okay, dass das Thema mal angesprochen wurde, aber dass „Ferres“ nach der Lärmattacke keine Innenohrblutung bekam, ist schon seltsam. Weiter ist seltsam, dass im Film immer wieder von Buckelwalen die Rede war, am Strand aber Südliche Glattwale angeschwemmt wurden. Trotz dieser Schwächen war es eben ein seichter Unterhaltungsfilm, für den es aber nicht ZWEI Abende hätte brauchen müssen.

    geschrieben von Rüdiger
  3. Trotz aller benahe zynischer Beurteilungen durch Kriitker kann man nur dankbar sein, dass dieses sonst so unpopuläre und unbekannte Thema für das breite Publikum präsentiert wurde. Wer wusste denn schon vor dem Spielfilm wie die Fakten sind? Wem war klar, dass Lärm im Meer den Walen schadet? Mit welchen Mitteln die Förderquellen erschlossen werden?

    Ich bin jedenfalls begeistert und überaus erfreut, dass dieses Thema endlich für Laien verständlich und unterhaltsam behandelt wurde. So erreicht man die breite Masse an Leuten und lässt sie aufhorchen. Da bleibt was hängen auch bei denen, die sich vorher noch nie mit dem Thema "Wale" oder "Meereslärm" auseinandergesetzt haben. Das finde ich toll und da gibt es von mir nur ein hunderprozentiges: BRAVO! und DANKE ZDF!

    geschrieben von Doris

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