Die Luft riecht nach Blut


Hans Peter Roth, Autor des Buchs „Die Bucht“, berichtet in einem Interview mit dem Schweizer Kulturblatt „Der Bund“ über seine Erlebnisse im japanischen Delfin-Schlachtort Taiji. Das, was er dort gesehen, gehört und gerochen hat, veranlasste ihn dazu, über das grausame Delfin-Massaker zu schreiben.

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Delfine sind auch für Kinder Sympathieträger.
(Foto: Susanne Gugeler)

Vorlage für Roths Buch war der ökothriller „The Cove“, der sogar für den Oscar in der Sparte Dokumentarfilm nominiert ist. Auf die Frage, ob eine solche Auszeichnung in Taiji etwas bewirken würde, antwortet er: „Ein Oscar würde die japanische Bevölkerung aufrütteln. Der Durchschnittsjapaner weiß ja gar nichts von der Abschlachterei. Aus diesem Grund werde ich während der Oscar-Nacht auch nicht in Los Angeles, sondern in Taiji sein. Sollten wir den Oscar gewinnen, versuche ich, eine Live-Schaltung nach Amerika hinzukriegen.“

Mit dem Sympathieträger Delfin lässt sich viel Geld verdienen – auch als Buchautor. Roth erklärt, dass in seinem Buch der Delfin nicht – wie im Fall „Flipper“ – vermenschlicht wird. Er möchte mit „Die Bucht“ bzw. mithilfe des Sympathieträgers Delfin die öffentlichkeit vor allem über die Zerstörung des Lebensraums Ozean sowie die überfischung aufklären. Auch ein Kapitel über das Abschlachten von Haien hat er eingefügt. Und die sind ja alles andere als Sympathieträger.

Auch zum Connyland in der Schweiz (Lippeswil) wird Hans Peter Roth befragt. Dort werden seit vielen Jahren in einer großzügig gestalteten Lagune mehrere Delfine gehalten.

Roths Kommentar: „Sicher ist: das Connyland hat keine Delfine aus Taiji. In einigen europäischen Delfinarien ist die Tierhaltung besser als anderswo. Die Auflagen in der Schweiz sind streng, gerade was die Beckengröße angeht. Allerdings kann ein Delfinarium nie den Lebensraum eines Delfins ersetzen, die Tiere fühlen sich immer unwohl. Eine artgerechte Haltung ist nicht möglich.“
(Quelle: „Der Bund“)

Anmerkung MA: Dass sich die Tiere „immer unwohl“ fühlen in Lipperswil, konnte ich bei meinen Besuchen, die sich jeweils über etliche Stunden hinzogen (!), allerdings noch nicht feststellen. Im Gegenteil: Die Großen Tümmler waren äußerst neugierig und vespielt. Sie zeigten auch keine stereotypen Verhaltensmerkmale, die man manchmal bei anderen Zootieren beobachten kann. Dass keine künstliche Lagune als Ersatz für den normalen Lebensraum eines Delfins dienen kann, darüber braucht wohl nicht (mehr) diskutiert zu werden. Das gilt übrigens für alle Tiere, die in Zoos gehalten werden, auch wenn diese nicht zu den Sympathieträgern ersten Ranges gehören …

Lesetipp: „Japan – Land der blutenden Buchten“