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Wie sich Delfine unterhalten


Wie unterhalten sich Delfine miteinander? Dieser Frage sind schon viele Wissenschaftler nachgegangen. Bisher nahm man an, die Pfeiftöne, die Große Tümmler aus ihrem Blasloch ausstoßen, wären die am meisten hervorgebrachten Laute innerhalb einer Delfingruppe.


Bruno Diaz beim Auswerten der Delfin-Stimmen
(Foto: Susanne Gugeler)

Im „Bottlenose Dolphin Research Institute“ (BDRI) auf Sardinien/Italien werden die Laute der in den Gewässern um Sardinien lebenden Großen Tümmler seit 2005 mithilfe von Unterwassermikrofonen (Hydrophonen) aufgenommen, gesammelt und ausgewertet. Geleitet werden die akustischen Studien von Bruno Diaz Lopez, einem spanischen Delfin-Forscher, der seit 1999 auf Sardinien in Golfo Aranci lebt und dort Studien zum Verhalten der Delfine betreibt.

Bei den Aufnahmen kam heraus, dass die Großen Tümmler nicht – wie bisher angenommen – vorwiegend über Pfiffe, sondern über sogenannte Klicks (das können u.a. Schnarr- oder Quietschgeräusche sein) in einer hohen Pulsfrequenz kommunizieren. „Klicklaute werden von den Großen Tümmlern benützt, um ihre Position in der Gruppe zu festigen. So können sie Konflikte vermeiden und durch diese Konfliktvermeidung Energie sparen“, erläutert Bruno Diaz.

Die melodiös klingenden Pfeiftöne dagegen ermöglichen es den Delfinen, miteinander in Kontakt zu bleiben (vor allem Mütter und Neugeborene). Außerdem werden sie eingesetzt, wenn sich Delfine für eine bevorstehende Jagd „absprechen“. Die Laute der Delfine entstehen in unterschiedlich großen Luftsäcken unterhalb des Blaslochs, in denen die Luft bewegt wird. Vergleichbar ist dies mit einem quietschenden Ablassen der Luft aus einem Luftballon.

Die viel komplexeren und variantenreicheren Klicks benützen die Delfine, wie bereits oben erwähnt, um Aggressionen abzubauen. „Sie kommen zum Einsatz, wenn sich Delfine beispielsweise um ein Stück Futter streiten“, erklärt Bruno Diaz. Sehr lange kann so eine „Unterhaltung“ dauern, wenn die Delfine äußerst aufgeregt sind – zum Beispiel während einer Jagd – und wenn die Hierarchie der einzelnen Tiere festgelegt wird. Das in der Hierarchie an letzter Stelle stehende Tier, das ein Beutetier jagt, schwimmt dann weg, wenn es von einem höherrangigen Artgenossen „verbal gemaßregelt“ wurde. Im Gegensatz zum Menschen können die Delfine ihre Laute bündeln. So kann ein Tier ganz gezielt Signale an einen Nahrungskonkurrenten senden. Dieser weiß dann ganz genau, dass er gemeint ist und gerade verwarnt wurde.


Großer Tümmler bei Sardinien (Foto: BDRI)

Die Studien von Bruno Diaz Lopez wurden vor kurzem im „ScienceDaily“ veröffentlicht. Dort heißt es, dass es sich um die vollständigste und detaillierteste Untersuchung handle, die es bisher zu diesem Thema gegeben hat. Die Studien decken auf, wie komplex die Lautäußerungen der Delfine sind und wie wenig wir über die Kommunikation dieser Meeressäuger eigentlich wissen. Brunos Studien wurden außerdem in dem Werk „Dolphins: Anatomy, Behaviour and Threats“ – „Delfine: Anatomie, Verhalten und Bedrohungen“ (Nova Science Publishers) aufgenommen.

Da ich 2009 selbst Gast im Delfinforschungsinstitut von Bruno war, freut es mich besonders, dass seiner Arbeit über die Kommunikation der Delfine nun so viel Beachtung geschenkt wird.

Seit neustem bietet das BDRI Kajak-Fahrten für Praktikanten und Delfin-Freunde an, bei denen man den Großen Tümmlern ganz nah kommen und sie eventuell auch hören kann. Das Gute daran ist, dass die Tiere bei dieser Annäherungsart nicht durch Bootsgeräusche belästigt werden (siehe dazu MA-News vom 9. Juni 2010)

Lesetipps:
* „Delfin-Beobachtung rund um Sardinien“
* „Besuch im Delfin-Forschungsinstitut auf Sardinien“
* „Wissenschaftler erkennen diplomatisches Sozialverhalten bei Delfinen“

2 Kommentare

  1. ein guter text

    geschrieben von Unbekannt
  2. Schön finde ich hier vor allem, dass diese Erkenntnisse beim Studium von frei lebenden Delfinen gemacht wurden, ganz, ohne diese zu belästigen oder zu quälen.

    geschrieben von Doris

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