… Dieses Zitat stammt vom Schauspieler Axel Milberg, der sich wie einige andere seines Berufsstandes gegen einen Vorschlag der IWC, den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen (siehe dazu auch MA-News vom 13. Juni 2010), wendet.
Grauwal (Foto: Frank Blache)
Live vor Ort
Gefunden habe ich diesen Appell in einer Presseinformation der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Senta Berger, Axel Milberg, Christian Tramitz, Hannes Jänicke und weitere Prominente sagen dort „Nein zum Walfang“. Diese Botschaft geben sie Vertretern der Bundesregierung mit auf den Weg, wenn diese vom 21. bis 25. Juni auf der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Marokko über die Zukunft des Walfangs verhandeln. Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife ist in Agadir vor Ort und berichtet in ihrem IWC-Tagebuch live über die Geschehnisse dort.
Wissenschaftler gegen Aufhebung des Walfangverbots
Doch nicht nur die Prominenz der leichten Muse protestiert gegen die mögliche Aufhebung des Walfangverbots, sondern auch über 130 Meereswissenschaftler und andere Experten aus über 30 Ländern haben eine Petition an die Internationale Walfangkommission addressiert. Darin ermahnen sie, das kommerzielle Walfangverbot aufrecht zu erhalten.
Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS mit Sitz in München hat eine Petition an Entscheidungsträger weltweit verfasst, die jeder Wal- und Delfinfreund unterzeichnen kann.
Nullquote für gefährdete Walarten gefordert
„Für gefährdete Walarten wie Finn- und Seiwale muss eine klare Nullquote durchgesetzt werden“, fordert Volker Homes, Artenschutzexperte des WWF. „Weder wirtschaftliche noch wissenschaftliche Gründe rechtfertigen die Jagd auf diese bedrohten Meeressäuger.“ Außerdem lehnt der WWF die Legalisierung des Walfangs in antarktischen Gewässern ab. „Die Walfangkommission selbst hat das Südpolarmeer als Schutzgebiet für Wale ausgewiesen. Diesen Status jetzt aufzuheben, wäre ein Rückschritt für den Walschutz und die Glaubwürdigkeit der IWC „, so Homes weiter. Die Meeresregion rund um die Antarktis ist weltweit einzigartig und seit 1994 Walschutzgebiet.
Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden hat der WWF Mindestforderungen erstellt, die ein Kompromiss enthalten müsste, um den Walschutz nicht zurückzuwerfen. Grundsätzlich sei es begrüßenswert, jeglichen Walfang der Kontrolle durch die IWC zu unterstellen. Walfang in Schutzgebieten und jede Jagd auf bedrohte Arten lehnt der WWF jedoch ab. Zudem müssten Fangquoten ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien festgelegt werden. Auch der internationale Handel mit Walprodukten und der wissenschaftliche Walfang müssen nach Ansicht der Umweltorganisation untersagt werden.
Das Ringen um die Walfang-Quote
Auch GREENPEACE hat einen Vertreter nach Agadir geschickt. Thilo Maack beobachtet das Geschehen auf der 62. Jahrestagung der IWC mit gemischten Gefühlen. In einem Interview sagt er, dass, wenn die IWC nun wie geplant kommerzielle Fangquoten einführt, das Moratorium dann faktisch aufgehoben wird. „Es sollen sogar Quoten für bedrohte Walarten wie Finn- und Seiwale vergeben werden. Japan und Norwegen reiben sich die Hände, denn ihre Strategie geht auf: Jahrelange Ignoranz der IWC-Beschlüsse und eigenmächtig vergebene Quoten machen sich bezahlt. Ein Skandal!“, empört sich Thilo Maack. Schon bei den Vorverhandlungen spürte Maack eine ganz merkwürdige, unterschwellig aggressive Atmosphäre. Die australischen (pro Walschutz) und die japanischen (pro Walfang) Delegationsmitglieder gehen sich aus dem Weg. „Irgendwann wird die Bombe platzen, wahrscheinlich wenn Peter Garret, der australische Umweltminister, nächste Woche die Bühne betritt. Dann fliegen hier die Fetzen. Keine gute Atmosphäre für einen Kompromiss“, gibt der Meeresexperte zu bedenken.
Tragbarer Kompromiss kann Wale retten
Thilo Maack spricht sich allerdings auch für einen tragbaren Kompromiss zwischen Walfang-Befürwortern und -Gegnern aus: „Die IWC hätte dann Zeit, sich den weitaus größeren Gefahren für Wale wie Beifang, Unterwasserlärm und Verschmutzung der Meere zu widmen. Der kommerzielle Walfang würde schrittweise und innerhalb eines klaren Zeitraums von zehn Jahren beendet. Die Walfänger würden innerhalb dieses Zeitraumes eine schrumpfende Quote erhalten und würden ihr Gesicht in diesem Ausstiegsszenario bewahren. Außerdem würden weitere Walschutzgebiete zum Beispiel im Südatlantik geschaffen.“ Die Nachfrage nach Walfleisch würde außerdem immer geringer, daher würde sich der Walfang irgendwann einmal sowieso nicht mehr lohnen, ist Maack voller Hoffnung.
Patente auf Walprodukte
Doch das sieht die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS /München ganz anders. Auch wenn Walfleisch in Zukunft immer weniger gefragt sein wird, so könnte der Wal als Rohstofflieferant durchaus auf vielen verschiedenen Gebieten die Gier der Menschen wecken, falls das Walfangverbot aufgehoben werden sollte. Die WDCS hat herausgefunden, dass es schon viele Patenanmeldungen für Walprodukte gibt. Die Walfangländer Norwegen, Island und Japan haben das Bestreben, neue Walprodukte zu entwickeln und diese für den internationalen Handel vorzubereiten.
In einer Zusammenfassung zeigt die WDCS auf, wie sich die Walfangländer vorstellen, die Meeressäuger in Zukunft zu nutzen:
* Die norwegische Walfangindustrie hat durch staatliche und private Investitionen klinische Forschungen betrieben, die Aufschluss über die mögliche Verwendung von Walöl in der pharmazeutischen Industrie, in der Produktion von Gesundheitsergänzungsmittel („Nutrazeutika“) und bei der Herstellung von Tierfutter geben soll. Norwegische Wissenschaftler führen derzeit wissenschaftliche Studien durch, bei denen Walöl als Heilmittel für rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn, psoriatische Arthritis, Diabetes, Reizdarmsyndrom und Herzkrankheiten eingesetzt wird.
* Japan hat begonnen, das Knorpelgewebe von Walen für die Produktion von „Chondroitin“ (zur Behandlung von Arthrosen), „Oligosacchariden“ (ein verbreitetes Nahrungsergänzungsmittel) und Collagen (genutzt für Schönheitsbehandlungen und als Entzündungshemmer) zu verwenden. Japanisches Chondroitin und das Myoglobin von Pottwalen wird an Wissenschaftler auf der ganzen Welt verkauft.
* Islands Ambitionen liegen in der Tierfuttermittelproduktion. Verschiedene aktuelle Entwicklungen lassen den Schluss zu, dass das Land schon bald seine Vorräte an Walfleisch, die durch die Ausweitung der Waljagd in den vergangenen Jahren vorhanden sind, für die Wiederaufnahme der Herstellung von Futtermittel für Fischfarmen und Nutztiere verwenden möchte. Es ist sogar möglich, dass damit bereits begonnen wurde.
* Die Recherche der WDCS bei den Patenämtern verschiedener Länder nach der Listung neuer Erfindungen und Patente, die Walöl, Walspeck, Walrat oder Walknorpel beinhalten, ergab Tausende genehmigter Patente für verschiedenste Produkte, vom Golfball bis zu Haarfärbemittel, von ökologischen Reinigungsmitteln zu Konfekt und Süßigkeiten, von Gesundheitsdrinks bis zu Bio-Diesel. Obwohl in den meisten Fällen die Erfinder nicht beabsichtigen, Walprodukte zu nutzen, wenn alternative Inhaltsstoffe verfügbar sind, so ist die WDCS doch besorgt, dass in manchen Fällen Patente als Platzhalter für die bevorstehende Wiederaufnahme des internationalen Handels mit Walprodukten fungieren.
Ob der kommerzielle Walfang wieder zugelassen wird, entscheiden maßgebend auch die EU-Länder. Von den 88 Mitgliedsstaaten der IWC machen sie immerhin 30 Prozent aus.