Im Golf von Mexiko vor der Küste des Bundesstaates Louisiana, USA, fließt nach der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ nun bereits sechs Wochen lang noch immer ungehindert Öl ins Meer.
Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS/München warnt:
Öl kann Krebs auslösen
Die ökologischen Folgen der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko sind schon jetzt verheerend – doch manche werden sich erst in zehn Jahren oder später zeigen. In der menschlichen Wahrnehmung sind vor allem die Küsten betroffen, ölverschmierte Vögel, Algen und Mangroven prägen das Bild. Die Verhältnisse weiter draußen entziehen sich jedoch unserer Wahrnehmung und Bilder eines riesigen Ölteppichs sind bestenfalls beeindruckend.
Für Wale und Delfine, die darauf angewiesen sind, an der Oberfläche zu atmen, sieht die Welt ganz anders aus: Die Tiere geraten in den Ölteppich und mit jedem Atemzug steigt das Risiko, kleine Ölpartikel einzuatmen. Diese wiederum können ab einer bestimmten Menge nicht mehr abgeatmet werden, kapseln sich später ein, entzünden sich oder führen langfristig zu Krebs. Darüber hinaus sind auch Fische und somit die Nahrungsquelle der Delfine betroffen.
Auswirkungen der „Exxon Valdez“ noch heute spürbar
Wale und Delfine sind durch solche Umweltkatastrophen enorm gefährdet. Noch heute hat das beim Tankerunglück der „Exxon Valdez“vor Alaska 1989 ausgetretene Öl eine starke Auswirkung auf das marine Ökosystem.
Es wird vermutet, dass durch diese Ölpest ein Drittel der Orca-Population gestorben ist, vermutlich weil die Tiere giftige Dämpfe eingeatmet oder mit Öl verschmierte Robben gefressen haben. Schlimmer noch: Keines der überlebenden Tiere soll sich bis heute reproduziert haben.
19 Wal- und Delfinarten betroffen
Im Golf von Mexiko leben vermutlich mehr als 19 Wal- und Delfinarten. Zu diesen gehören auch die vom Aussterben bedrohten nördlichen Glattwale, für deren Rettung Millionen Dollar ausgegeben werden und für deren Überleben sogar Schifffahrtslinien verlegt wurden. Darüber hinaus gibt es schätzungsweise 125.000 Delfine, von denen ein großer Teil sehr ortstreu und damit besonders betroffen ist.
Erster toter Delfin wird untersucht
Wissenschaftlern liegen bisher nur wenige Daten über die Auswirkungen von Öl im Meer auf die Wal- und Delfinpopulationen im Golf vor. Wie die LA Times berichtet, haben Biologen nun jedoch den ersten toten Delfin, ein ca. 1,80 Meter langes männliches Tier im Barataria Pass, an der südöstlichen Küstenlinie Louisianas geborgen. Obwohl das Äußere des Delfins keine Anzeichen von Ölkontakt aufwies, wird das Tier nun ins aquatische Forschungszentrum nach New Orleans gebracht, um weitere Untersuchungen durchzuführen.
Öl-Plattformen bergen unkalkulierbare Risiken
Die WDCS ist aufgrund der aktuellen Öl-Katastrophe zutiefst besorgt über die Sicherheit von Öl-Plattformen und kommentiert vor allem die internationalen Pläne zur Öl- und Gasgewinnung in der Antarktis (Anmerkung MEERESAKROBATEN: Der WWF kritisierte in diesem Zusammenhang bereits die Ölgewinnungs-Vorhaben in der Arktis aufs Schärfste, siehe dazu „WWF fordert: Kein Öl aus der Arktis“) gegenüber dem Standard/Österreich kritisch: „Für die Umwelt birgt dies ein kaum kalkulierbares Risiko. Auch wenn von vielen Staaten auf die besondere Umweltfreundlichkeit hingewiesen wird, passiert so etwas trotzdem.“
Die WDCS fordert deshalb:
* eine Absage Obamas an jegliches weiteres Engagement, Bohrungen in US-Gewässern durchzuführen
* eine unabhängige, weltweite Untersuchung der Auswirkungen von Öl-Katastrophen
* ein internationales Netzwerk effektiver mariner Schutzgebiete als Rückzugsgebiete für Waltiere, inklusive angemessener Pufferzonen um sie herum
* eine sehr sorgfältige Untersuchung der Örtlichkeiten von Öl- und Gasförderungsanlagen, die nicht in Gebieten errichtet werden sollten, die für Wale und Delfine von besonderer Wichtigkeit sind oder von denen dies vermutet wird
* dass die relevanten Firmen und Behörden immer Basisstudien im Vorfeld der Entwicklung solcher Anlagen durchführen
* dass die relevanten Firmen und Behörden umfassende Notfallpläne sowie angemessene Geldanlagen nachweisen müssen, um auf solche Notfälle reagieren zu können
(Quelle: WDCS)
Welchen Gefahren Delfine und Wale weltweit außerdem ausgesetzt sind, erfährst du unter BEDROHUNGEN.
Protestkundgebung am 8.06.2010 auf dem Münchner Marienplatz. World Oceans Day Initiative von http://www.cleanwaterhorizon.com/html/events.html und der "Königin der Meere" Stefanie Voigt. BR3 Interview heute Abend bei Mensch Otto. http://www.br-online.de/bayern3/mensch-otto/index…