Von gefangenen und geretteten Orca-Weibchen


Laut der Wal- und Delfinschutz-Organisation WDCS/München wurde am 19. oder 20. Juli 2010 ein junger Orca (Schwertwal) in der Amur-Flussmündung am Ochotskischen Meer für ein Aquarium gefangen. Es handelt sich um ein Weibchen, das höchstwahrscheinlich aus seinem Familienverband gerissen wurde. Die WDCS befürchtet, dass das Tier die Gefangenschaft nicht überleben wird.


Schwertwale auf Vancouver Island (Bild: Frank Blache)

Die russische Regierung stellt seit 2002 eine Quote für die Jagd auf Schwertwale auf. 6 bis 10 Tiere dürfen jährlich gefangen werden (Delfine – zu denen Schwertwale zählen – fallen nicht unter das Walschutz-Moratorium der IWC!). Der Wal-Experte Erich Hoyt vermutet jedoch, dass für den Fang des Orca-Weibchens keine Erlaubnis vorlag. Er ist Co-Direktor des Ostrussischen Orca Projektes (FEROP) der WDCS. Im Rahmen des WDCS-Projektes werden seit 11 Jahren Schwertwale in Kamchatka, Ostrussland, erforscht. „Alles andere als eine sofortige Freilassung des Tieres ist nicht akzeptabel“, so Hoyt.

Die WDCS fordert die russische Regierung auf, keine Fangquoten für Schwertwale zu vergeben. Cathy Williamson, zuständig für das Programm gegen Gefangenschaft bei der WDCS, bemerkt: „Diese hochintelligenten, sozialen, starken Räuber leben in Gefangenschaft ein viel kürzeres Leben als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Ebenso können sie auf Grund artfremder Haltungsbedingungen gefährlich werden, wie man an dem tragischen Tod eines Trainers in einem Sea World diesen Februar gesehen hat.“

Unbekannte Situation der Schwertwale in Russland
über die Schwertwal-Population in dem Gebiet, in dem das Weibchen diesen Monat gefangen wurde, ist nichts bekannt. Das Gebiet ist besser bekannt als Fanggebiet von Weißwalen (Belugas), ebenfalls für Aquarien.

Auch die Fachgruppe für Wale der internationalen Weltnaturschutzorganisation IUCN warnt in ihrem Aktionsplan für den Schutz von Walen und Delfinen von 2002 bis 2010: „Der Fang von Waltieren für die Haltung in Gefangenschaft kann eine große Gefahr für lokale Wal- und Delfinpopulationen darstellen, wenn dieser unkontrolliert und ohne genaue Forschung der lokalen Population und überwachung der Fangaktivitäten geschehen.“
(Quelle: WDCS)

Morgan geht es weiterhin den Umständen entsprechend gut
Etwas besser geht es einem anderen Orca-Weibchen, das seit Juni im Delfinarium in Harderwijk/Niederlande versorgt wird. Zur Erinnerung: Tierschützer hatten am 23. Juni 2010 ein junges Orca-Weibchen im niederländischen Wattenmeer vor der Insel Ameland gerettet. Es war offenbar von seiner Mutter getrennt worden. Der ausgehungerte kleine Wal wurde mit einem Schnellboot in das Delfinarium Harderwijik rund 80 Kilometer westlich von Amsterdam gebracht. Morgan, wie der Orca genannt wurde, hat einen guten Appetit. Der Wal frisst rund 25 Kilogramm Fisch am Tag und wiegt jetzt etwa 450 Kilogramm. Er ist knapp vier Meter lang und wird auf ein Alter von zwei Jahren geschätzt.

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