Artenvielfalt in Gefahr


Vom 18. bis 29. Oktober 2010 findet in Nagoya, Japan, die 10. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) statt. Die Regierungen haben jetzt die Chance, einen Plan zu verabschieden, der den dramatischen Verlust des Artenreichtums bis zum Jahr 2020 stoppt.

Nach dem jüngsten Living-Planet-Report, der weltweit wichtigsten Studie zum Zustand der Erde, ist die Lage ernst: Die Bestände von 2.500 untersuchten Arten sind seit den 1970er-Jahren um durchschnittlich 30 Prozent eingebrochen; bei Arten in den Tropen lag der Bestandsverlust sogar bei 60 Prozent.

Um das Artensterben in den Griff zu bekommen, fordert der WWF wirtschaftliche Aspekte stärker zu berücksichtigen. Es gehe nicht allein um den Schutz faszinierender Tiere und Pflanzen, sondern um handfeste wirtschaftliche Interessen und das überleben vieler Menschen. „Bislang hat die Politik versagt und ihre Ziele weder in Deutschland noch international erreicht“, bemängelt Günter Mitlacher, Leiter des Bereichs Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland. Ursprünglich hatte sich die Weltgemeinschaft vorgenommen, das Artensterben bis 2010 „signifikant zu verringern“. Davon ist man weit entfernt. Die von Menschen verursachte Aussterberate von Tieren und Pflanzen liege mindestens hundertmal höher als der natürliche Artenschwund.

In Nagoya müsse ein Rettungsplan der Biosphäre für den Zeitraum nach 2010 und ein konkret formuliertes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht werden, das alle Staaten zur Umsetzung bis 2020 verpflichtet. Großen Nachholbedarf gebe es bei der Ausweisung und
Finanzierung von Schutzgebieten. Insbesondere auf hoher See schreite die Plünderung der Ozeane ungebremst voran. Nur etwa ein Prozent der Hohen See ist geschützt. Der WWF fordert, bis 2020 mindestens 20 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz zu stellen. Zentraler Punkt bei den Verhandlungen sei überdies ein rechtlich bindendes Protokoll, das die Biopiraterie beenden soll. Darin müssen die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinden berücksichtigt und ihre Beteiligung an ihren Naturschätzen sichergestellt werden. „Wenn es gelingen soll, mit südamerikanischen oder afrikanische Länder, die über enorme Naturschätze verfügen, den Rettungsplan durchzusetzen, muss man die Menschen an den wirtschaftlichen Gewinnen aus dem biologischen Reichtums ihrer Länder beteiligen“, betont Günter Mitlacher vom WWF. Er fordert die Staatengemeinschaft auf, das sogenannte ABS-Protokoll erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Andernfalls seien der Rettungsplan und der Erfolg der gesamten Konferenz gefährdet.

Die Verhandlungen in Japan biete überdies die Gelegenheit, endlich ein gemeinsames Programm zum Thema Klimawandel und biologische Vielfalt in Angriff zu nehmen. Es gehe vor allem darum, die Vernichtung der Wälder zu stoppen und sie sowohl als Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen, als auch als Kohlendioxydspeicher zu bewahren. In Nagoya geht es nicht nur um mehr Geld für den Naturschutz, sondern auch darum, schädliche Subventionen zu streichen. Der WWF verweist darauf, dass weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen fließen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. Diese fatale Fehlentwicklung müsse gestoppt und die Vergabe der Mittel an ökologische Kriterien geknüpft werden. Nur so lasse sich eine nachhaltige Wirtschaftsweise fördern und die Leistungen der Natur für die Menschheit sichern.
(Quelle: WWF)

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