Die Rechnung
„Wenn du kein Delfinarium in Deutschland besuchst = In Taiji werden keine Delfine mehr getötet“
geht nicht auf.
Da ich mich in letzter Zeit sehr über „Fastfood-Informationen“ von sogenannten Delfinbefreiern ärgere, habe ich mal die Situation des Delfinfangs in Taiji/Japan und die der drei Delfinarien in Deutschland unter die Lupe genommen. Hilfreich für diese Gegenüberstellung und dem Fazit, dass beides absolut nichts miteinander zu tun hat, war dabei eine hochinteressante Dokumentation von „sachemoV“, auf die mich ein Meeresakrobaten-Besucher aufmerksam gemacht hatte.
Ich hoffe, mein Kommentar „Die Rechnung geht nicht auf“ führt zu etwas mehr Sachlichkeit in der Argumentation von manchen allzu „eifrigen“ Delfinschützern.
Ich stimme dir zu, Susanne, sei mal die Rechtfertigung von Delfinarien ganz außer Acht gelassen, man muss schon bei der Wahrheit bleiben. Und auch wenn das Delfinschlachten in Taiji älter ist als jedes Delfinarium, so muss man auch vermuten, dass die Einnahmen durch verkaufte Delfine das Gemetzel am Ende erst lukrativ machen, denn so wirklich viele wollen das Fleisch nach Bekanntgabe der Schwermetallbelastundg des Fleisches nicht mehr haben. Finanziell ist sicherlich das Fangen für Delfinarien sehr lukrativ und inzwischen ein nicht unwesentlicher Faktor bei der Delfinjagd. Insofern sind die Aussagen zwar nicht korrekt, die Quintessenz aber, fürchte ich, nicht ganz falsch.
Das Fangen von Delfinen ist für die Fischer sicherlich lukrativ, da hast du recht, Doris. Das bestreite ich auch nicht. Ich verweise dich dazu noch einmal auf das Zitat in "Die Bucht": "Delfine aus Taiji enden nebst dem schier unersättlichen japanischen Binnenmarkt auch in Korea, China und anderen Ländern Asiens, in der Türkei und in karibischen Ländern."
Mir ging es um Nürnberg und Duisburg, die mit Taiji nichts zu tun haben …
Hallo Susanne,
wir sehen die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven. Du aus persönlicher Kenntnis und mit persönlicher Beziehung zu den namentlich angesprochenen Delfinen, ich aus einer eher abstrakten Perspektive. Wir werden da nicht zusammenkommen, ich akzeptiere aber, dass Du in den beiden deutschen Zoo-Delfinarien etwas Positives für den Delfinschutz siehst, die von Dir genannten "Delfinarien" im Ausland aber als inakzeptabel bezeichnest.
Nachdem ich mehrfach Delfine in freier Natur vor den Kanaren beobachten durfte, halte ich die meisten Delfinarien für pervers. Da es sehr schwierig ist, eine argumentativ plausible und glaubwürdige Grenze zwischen "guten" und "schlechten" Delfinarien zu ziehen, bin ich inzwischen gegen alle Delfinarien.
Für mich gibt es größere und drängendere Meeresschutz- und Tierschutzprobleme als die beiden noch bestehenden deutschen Zoo-Delfinarien. Ich halte die beiden Zoo-Delfinarien trotzdem für überflüssig und bin für eine baldige Schließung unter Beachtung des Schicksals der jetzt dort lebenden Delfine. D.h. keine Neuerwerbungen, bei einer gewissen Minimalmenge Umsiedelung in geeignete(re) Bereiche, anschließend Schließung.
Das Problem ist, dass Delfine und Wale durch Wal- und Delfinfreunde meist zu sehr vermenschlicht werden. Das halte ich prinzipiell für falsch, allerdings habe ich auch selbst menschliche Vergleiche genutzt, um meine Position zu erläutern:
http://meeresschutz.blog.de/2009/12/27/orcas-toed…
Natürlich brauchen Zoos Geld für den Betrieb. Ich finde, dass man da ansetzen sollte, damit die Zoos ihrem Hauptauftrag, Bildung und teileweise Artenrettung, nachgehen können. Da ist es ausgesprochen kontraproduktiv, wenn Kommunalpolitiker Zoos wie auch Museen zwingen, auf Deubel komm raus Besucherzahlen zu steigern und irgendwie eigene Einnahmen zu erreichen, um wirtschaftlich zu überleben.
Gruß
Michael
Michael, ich sehe das auch so, dass wir uns im Kreis drehen und uns vom Thema meines Kommentars "Die Rechnung geht nicht auf" wegbewegen. Es geht darin nämlich nicht um die Befürworter und Gegener der Zootier-Haltung, sondern um Schlüsselbehauptungen, die im Internet und während Protestveranstaltungen vor deutschen Delfinarien sowie im Film "The Cove" gemacht werden und die einfach nicht stimmen. "Wenn du keine deutschen Delfinarien mehr besuchst, hört damit auch die grausame Delfinschlachtung in Taiji auf" – diesen falschen Folgeschluss versuche ich in meinem Kommentar zu widerlegen.
Aber trotzdem vielen Dank für deine Beteiligung an der Diskussion!
Hallo Susanne,
Mein Kommentar ist unten in dem Beitrag
http://www.deepwave-blog.de/2010/10/17/ueberziehe…
Gruß
Michael
DANKE! ;o))
"Ich finde den Hinweis auf Whale watching als sehr schwierig, denn whale watching ist verdammt teuer, denn er ist immer mit einem Urlaub in entsprechender Gegend verbunden und grade viele Familien können sich diesen beim besten Willen nicht leisten."
Das ist ein berechtigtes Argument, obwohl es auch in Italien und auf den Kanaren, also Familienurlaubszielen, Whale Watching gibt.
"Nicht alle Whale-Watching-Angebote sind zum Wohle der Delfine. Diesem Thema werde ich im nächsten Jahr etwas mehr Zeit widmen."
Das sehe ich auch so, daher schrieb ich "sanftes Whale Watching".
"Welche Delfine wurden deiner Meinung nach in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gebracht, die Wildfänge sind?"
Ich versehe die Zitate von Herrn Encke als generelle Zustimmung zur Nutzung von Wildfängen, wenn die formal legalisiert erhältlich sind. Insofern sehe ich die Situation wie Doris in ihrem Kommentar vom 18..
Es mag allerdings sein, dass PETA die Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen nutzt.
"Ich sehe die Großen Tümmler in Deutschland also in der Tat auch als Botschafter für ihre Artgenossen im Meer."
Das mag durchaus so wahrgenommen werden, aber welche Botschaft verbreiten diese "Botschafter" ? Dass "Flipper" tolle akrobatische Kunststücke hinbekommt? Eleganz und Akrobatik wecken vielleicht vordergründig Interesse an den Tieren, aber letztlich ist es nur Show und Entertainment ohne Bezug zur Situation von Delfinen in freier Natur.
Schlüsselfrage: Wieviel muten wir dabei diesen intelligenten und sozialen Tieren durch die Gefangenschaft zu? Im Grunde besteht das Problem bei allen größeren Zootieren, weil es fast unmöglich ist, bei großräumig aktiven Tieren naturähnliche Verhältnisse zu schaffen. Bei Delfinen sehe ich allerdings eine besonders schwierige Situation, weil sie in freier Natur sehr großräumig in großen Gruppen leben.
"Hast du einen konkreten Vorschlag, was mit den Delfinen aus den deutschen Zoos passieren soll? "
Derzeit nicht, dazu habe ich mich bisher zu wenig im Detail beschäftigt, wie die Situation in Europa aussieht und wo man die Tiere ggf. mit gutem Gewissen unterbringen kann. Vielleicht muss man auch neue Wege gehen. Ich könnte mir Buchten an der Nordsee oder im Mittelmeer vorstellen, die als besuchbarer Delfinbereich für nicht auswilderbare Tiere hergerichtet werden, ggf. als Gemeinschaftsprojekt mehrerer Zoos und mit Pflegebereich für verletzte Delfine. Und dann KEINE Shows, Interaktion Delfin mit Menschen nur, wenn die Tiere es wollen.
Michael, was die Botschafter der Meere angeht, so habe ich ja geschrieben "Zusammen mit Moby, Sunny, Delphi, Dolly und den anderen haben wir hier in Deutschland die Chance, den Besuchern zu vermitteln, wie es um die intelligenten Delfine anderswo steht". In Nürnberg wird zum Beispiel während der "Delfin-Show" ein Film gezeigt, der (als Beispiel) die schlechten Lebensbedingungen der Delfine in Südamerika beleuchtet. Du hast in Nürnberg (und in Duisburg) außerdem die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Delfinariums zu blicken und die Trainer und Pfleger mit Fragen über Delfine zu "löchern". Nach so einem Besuch im Tiergarten weißt du auf jeden Fall mehr als vor deinem Besuch. Gerade die Kinder zeigen sich als sehr wissbegierig, was ich schon mehrfach erfahren durfte. Sie sind keineswegs nur an der "Show" interessiert.
Warum ist es denn so schlimm, wenn die Delfine akrobatische Leistungen zeigen? Sie machen das doch gerne. Die Tiere denken sich sogar immer wieder selbst "Kunststückchen" aus, die dann ins Programm aufgenommen werden. Dazu gibt es aus Eilat/Israel einen sehr schönen Bericht über ein Freigehege, in dem sich mehrere Delfine aus ehemaligen russischen Delfinforschungs-Instituten befinden. Die Delfine beteiligen sich dort an den Vorführungen, auch wenn sie keinen einzigen Fisch dafür erhalten. Sie wollen keine Show versäumen. Ihnen reicht offensichtlich das Lob ihrer Trainer und die Aussicht auf Abwechslung.
Die Nordsee ist viel zu kalt und zu stürmisch, um dort Delfine zu halten. Außerdem würde das bedeuten, dass ein neues Delfinarium gebaut werden müsste … Einen Pflegebereich für verletzte Delfine bzw. vor allem für verletzte Schweinswale gibt es schon im Delfinarium in Harderwijk/Niederlande. Wie sollen die Zoos, denen es schon jetzt an Geldern mangelt, ein Projekt finanzieren, von dem ihre eigenen Zoo-Besucher letztendlich nichts haben, da die Tiere, die "gerettet" werden sollen, ganz woanders leben?
Für Delfine wäre es furchtbar, wenn sie nicht mehr beschäftigt würden. Genau um das geht es nämlich in den "Shows": Das sind Beschäftigungsprogramme für die intelligenten Tiere, denen es sonst sehr langweilig werden würde. Deine Forderung "keine Shows" würde die Tiere wahrscheinlich krank werden lassen. Die Interaktion zwischen Mensch und Delfin ist übrigens schon jetzt eine freiwillige (zumindest in den deutschen Delfinarien). Kein Tier wird gezwungen, bei einer Veranstaltung mitzumachen. Ein Delfin, der sich nicht an der Vorführung beteiligt, bekommt übrigens trotzdem die gleiche Fisch-Ration wie die anderen, die sich als Akrobaten betätigt haben …
Ich finde den Hinweis auf Whale watching als sehr schwierig, denn whale watching ist verdammt teuer, denn er ist immer mit einem Urlaub in entsprechender Gegend verbunden und grade viele Familien können sich diesen beim besten Willen nicht leisten. Ich würde auch sehr, sehr gerne mal Delfine und Wale im offenen Meer sehen, aber bisher was das aus oben genannten Gründen nicht möglich. Und ich bin der festen überzeugung, dass viele Leute durch den Anblick echter Delfine im Delfinarium von diesen wunderbaren Tieren begeistert wurden und sich dadurch auch für ihren Schutz einsetzen.
Wildfänge lehne ich absolut ab und ich hoffe, dass die westeuropäischen Delfinarienbetreiber da einer ähnlichen Ansicht sind, denn mittlerweile gibt es ja wirklich genug Nachzuchten! Und ich denke wenn Nürnberg auch über Umwege Wildfänge erwerben würde, ginge ein großer, berechtigter Aufschrei durch die Presse, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es dazu kommt.
warum macht ihr so ein geschrei um die grossen Tümmler? Der chinesische Flussdelphin gilt als ausgestorben,weil er keine Lobby hatte. Den grossen Tümmler gibt es zu Millionen,und es ist schlimm, was da draussen passiert (sinnlose Tötungen! aufkommende Meeresverschmutzung-lärmbelästigung, erhöhter Schiffsverkehr…)aber es gibt Tierarten,denen es wesentlich schlechter geht,die aber keine Lobby haben,für die sich keiner interessiert. Nur weil's so dumme Flipperfilme gegeben hat,die ein völlig falsches Bild vom grossen Tümmler darstellen (intelligent,heilend,menschenlebenrettend). es geht den Tümmler in deutschen Delfinarien gut,denn dort arbeiten TierPFLEGER und keine Tierquäler. Nach Deutschland werden keine Wildfänge kommen!UND die TüRKEI gehört nicht zur EU!!!!Zumal man von privaten,kommerziellen Unternehmen, und zoologisch, wissentschaftlich geführten Definarien unterscheiden muss. Nehmt eure Kraft, zusammen mit dem Tümmler, für dedrohte DELFINARTEN zu kämpfen!!!!
Also die Türkei gehört mit zu Europa und dort landen offenbar sehrwohl Delfine, die in Taiji gefangen wurden. Nürnberg ist laut Aussagen der Betreiber in jedem Fall bereit, auf Wildfänge zurückzugreifen, um den Betrieb in der Lagune zu gewährleisten. Vielleicht kommen dann die Tier nicht auf direktem Weg von Taiji, so doch über den Umweg über andere Delfinarien. Warum ist also ein "Taiji-Delfin" in Nürnberg für dich ausgeschlossen? — Die Lagune ist nicht als verbesserter Ruhesitz der Delfine gedacht, die nicht mehr ausgewildert werden können. Es ist eine speziell auf langfristigen Kommerz ausgerichtete neue Anlage.
"Delfine aus Taiji enden nebst dem schier unersättlichen japanischen Binnenmarkt auch in Korea, China und anderen Ländern Asiens, in der Türkei und in karibischen Ländern." Das ist ein Zitat aus meinem Kommentar … So viel zu den Delfinen in der Türkei.
Was Nürnberg angeht, so gehe ich von der Lage aus, wie sie jetzt ist. Wir können beide nicht in die Zukunft sehen. Alle drei Delfinarien in Deutschland verurteilen die Delfin-Treibjagd in Taiji. Für mich sind deine Befürchtungen, dass Delfine aus Taiji in Deutschland landen könnten, also reine Spekulationen. Ich glaube, dass alle Zoos, die ihre Anlagen optimieren – auch für Erdmännchen oder Tiger – hoffen, dass sie damit mehr Menschen erreichen und damit genügend Einnahmen haben, um weitere Verbesserungen vorzunehmen.
Die Antwort von Susanne ging zwar an Martin, aber trotzdem eine Antwort von mir.
"Rettet die Delfine, bedeutet für mich auch kümmert euch um Moby, Sunny, Delphi, Dolly & Co. "¦"
Das ist nachvollziehbar. Eine Schließung darf nicht dazu führen, dass es den Delfinen anschließend schlechter geht und sie einem unsicheren Schicksal ausgeliefert werden. Natürlich muss man bei Umsetzungen auch die sozialen Bindungen der Delfine untereinander beachten.
"Hauptsache die Delfine sind aus Deutschland verschwunden, damit wir als "sauberes" Land dastehen. Was aus den Individuen wird, und das sind sie nun einmal, wird keinen wirklich interessieren."
Ich will nicht ausschließen, dass einzelne Aktivisten/Aktivistinnen sich keine Gedanken über die Zukunft der Tiere aus geschlossenen Delfinarien machen und nur versuchen, etwas zur Beruhigung ihrer aufgerührten Emotionen zu machen. Ich wehre mich allerdings dagegen, dieses allen zu unterstellen, die gegen die noch zwei Delfinarien in Deutschland protestieren / argumentieren.
"Zusammen mit Moby, Sunny, Delphi, Dolly und den anderen haben wir hier in Deutschland die Chance, den Besuchern zu vermitteln, wie es um die intelligenten Delfine anderswo steht."
Die Logik verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich empfehle jedem, der/die Delfine sehen will, mal auf sanftes Whale Watching zu gehen. Was sollen eingesperrte Delfine in Deutschland als Botschaft übermitteln? Dass es alles noch viel schlimmer sein könnte?
"Gerade durch den Tourismus boomt ja die Delfinarien-Industrie. Doch das sind unbekannte Größen und die jucken einen nicht, da man den Fokus nur auf deutsche Delfinarien richtet."
Soweit ich die Aktionen im Internet verfolge, richtet sich die Argumentation und die Aufmerksamekeit bei weitem nicht nur gegen die deutschen Zoo-Delfinarien, ganz im Gegenteil. Es gibt z.B. diverse Aktionen und Proteste gegen Pauschaltourismusanbieter, die Delfinshows in der Türkei als Ausflüge anbieten.
"Nach Nürnberg wurde der letzte Wildfang vor 19 (!) Jahren gebracht."
Hört sich beruhigend an, ist es aber nicht. Da erzeugten Aussagen von Herrn Dag Encke aber einen anderen Eindruck:
"Zitate von Dag Encke:
"Natürlich nehmen wir auch Wildfänge, ohne die kämen wir doch gar nicht aus."
Encke in einer Sitzung des Kulturausschusses am 25. Juni 2008 (bei dieser Sitzung war eine Zeugin als Zuhörerin anwesend).
"Wir sind Mitglied des EEP [europäisches Erhaltungszuchtprogramm]. Wenn wir von ihnen Wildfänge bekommen, nehmen wir diese legalen Tiere auf, solange sie in die Gruppen passen."
Encke in einem Streitgespräch zum Delfinarium am 7. Juli 2007 in den Räumen der Nürnberger Nachrichten. "
(Quelle: http://www.peta.de/web/delfinarium-direkt.3893.ht… )
Bitte entschuldige Michael, da ist mir ein Versehen mit dem Namen passiert. Ich habe natürlich dich gemeint ;o))
Hast du einen konkreten Vorschlag, was mit den Delfnen aus den deutschen Zoos passieren soll? Es handelt sich ja nicht nur um alte Tiere, sondern auch um ganz junge Delfine, wie die beiden vor drei Jahren in Duisburg geborenen Weibchen.
Dass es in den Weltmeeren sehr schlecht um die Delfine steht, weißt du ja auch. In manchen Gebieten trifft man bestimmte Arten gar nicht mehr an. Ich denke da zum Beispiel an Griechenland, dort gibt es kaum noch Gewöhnliche Delfine … Ich sehe die Großen Tümmler in Deutschland also in der Tat auch als Botschafter für ihre Artgenossen im Meer.
Nicht alle Whale-Watching-Angebote sind zum Wohle der Delfine. Diesem Thema werde ich im nächsten Jahr etwas mehr Zeit widmen.
Reiseanbieter davon zu unterrichten, dass sie keine Werbung für "Schwimmen mit Delfinen"-Veranstaltungen in der Türkei (und anderswo) machen sollen, habe ich unter "Was kann man tun" angedeutet.
Ich verstehe die Aussagen von Herrn Encke, die er vor zwei und drei Jahren gemacht haben soll, etwas anders. Jeder Tierbestand hat mit Wildfängen begonnen, anders gäbe es keien Zoo-Haltung. Wie alle anderen Tiere auch, werden ebenfalls Delfine immer mal wieder unter den Zoos getauscht. Die europäischen Zoos gehören dem Weltzooverband WAZA an, der die Treibjagd in Taiji aufs äußerste verurteilt. Welche Delfine wurden deiner Meinung nach in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gebracht, die Wildfänge sind?
Ein Kommentar, der zum Nachdenken anregt. Daher habe ich im Blog von DEEPWAVE e.V. darauf hingewiesen und kommentiert.
In Teilen verstehe ich die Argumentation, in Teilen und im Ergebnis bin ich allerdings deutlich anderer Ansicht.
Ich fand und finde im Film "The Cove" bzw. bei einigen Taiji-Aktionen die Probleme Verknüpfung von Delfinschlachten und Fang für die delfinverbrauchende Freizeitindustrie auch nicht glücklich. Für mich waren das eigentlich immer zwei getrennt zu betrachtende Problemkreise. Ursprünglich war ich daher auch "nur" gegen das Delfinschlachten in Taiji, inzwischen sehe ich das anders. Auch wenn Wildfänge aus Taiji nicht direkt nach Deutschland kommen, sind die Fänge in Taiji Teil des Big Business Delfinhandel. Auch der "Bedarf" des Nürnberger Delfinariums kommt irgendwie in langen Ketten aus Wildfängen.
Letztlich werden in Delfinarien, wissenschaftlich geführt oder nicht, Delfine unter sehr unnatürlichen, teilweise problematischen Bedingungen gehalten und zum Showobjekt gemacht. Ich halte es daher für falsch, zwischen guten "wissenschaftlich geführten" Delfinarien in Tiergärten in Deutschland und schlechten Delfinarien sonst wo zu unterscheiden.
Ich sehe es im Ergebis daher genauso wie Doris.
Ich formuliere die Grundsatzfrage mal anders: Was rechtfertigt eigentlich, dass wir das Delfinen antun? Was verlieren wir ernsthaft, wenn wir die Zoo-Delfinarien in Deutschland schließen und damit ein deutliches Zeichen setzen? Gewinnen wir nicht mehr als wir verlieren?
Martin (ich meine natürlich Michael, sorry!), genau das ist die Rechnung, die nicht aufgeht. Wenn wir hier in Deutschland keine Delfinarien mehr haben, heißt das noch lange nicht, dass diese Institutionen weltweit geschlossen werden, und es bedeutet noch weniger, dass keine Delfine mehr getötet werden. Im Gegenteil, die Delfinarien-Industrie boomt – sei es in Asien, Russland, in der Türkei oder in ägypten.
Ich habe den Eindruck, keinem, der die Schließung der Delfinarien in Deutschland befürwortet, geht es um die Tiere, die dort leben. Wahrscheinlich kennt kaum einer Moby und Sunny oder Delphi und ihre Tochter Dolly. Daher schreibe ich auch von der "Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Mentalität", die viele haben. Hauptsache die Delfine sind aus Deutschland verschwunden, damit wir als "sauberes" Land dastehen. Was aus den Individuen wird, und das sind sie nun einmal, wird keinen wirklich interessieren.
Zusammen mit Moby, Sunny, Delphi, Dolly und den anderen haben wir hier in Deutschland die Chance, den Besuchern zu vermitteln, wie es um die intelligenten Delfine anderswo steht. Was wir tun können, um ihnen in den Meeren ein überleben zu ermöglichen. Aber man kann hier auch über optimierte Delfinhaltung kommunzieren (und streiten ;o)), was in anderen Ländern ebenfalls nicht möglich ist.
In Großbritannien sind zwar alle Delfinarien geschlossen worden, aber man braucht nicht zu denken, dass englische Touristen auf den Besuch von Delfinarien in Urlaubsländern verzichten. Gerade durch den Tourismus boomt ja die Delfinarien-Industrie. Doch das sind unbekannte Größen und die jucken einen nicht, da man den Fokus nur auf deutsche Delfinarien richtet.
Ich plädiere weiterhin für eine optimierte Delfinhaltung in Deutschland. Keinesfalls befürworte ich allerdings den Bau neuer Delfinarien. Und was die Einfuhr von Wildfängen aus außereuropäischen Ländern angeht, so gibt es diese in Deutschland seit zehn Jahrenn nicht mehr. Siehe dazu auch meinen Kommentar "Wildfänge in deutschen Delfinarien?" Nach Nürnberg wurde der letzte Wildfang vor 19 (!) Jahren gebracht.
Rettet die Delfine, bedeutet für mich auch kümmert euch um Moby, Sunny, Delphi, Dolly & Co. …
Hallo Michael,
den Kommentar bei DEEPWAVE, auf den du am 17. Oktober aufmerksam gemacht hast, habe ich nicht gefunden. Kannst du mir den Link geben?
Danke!
Susanne
Ich fürchte nicht, Susanne. Aber ich für meinen Teil kann sagen, dass dein Bericht interessante Aspekte enthält. Der Hinweis auf einige Fakten ist bestimmt begründet und wieder mal gut recherchiert. – Was Delfinarien angeht, werden wir ohnehin nicht auf einen Nenner kommen. Ich finde nach wie vor, es ist eine überholte und nicht mehr zu rechtfertigende Einrichtung, die eher auslaufen sollte, anstatt dass man Neubauten errichtet, die sich dann erstmal die nächsten 20 oder mehr Jahre finanziell ammotisieren müssen, laut Aussagen der Betreiber eben auch mangels Zuchterfolgen mit Wildfängen, wenn vielleicht nicht gerade aus Taiji. Das halte ich für den falsche Entwicklung. Was wohl "Zuchtgemeinschaft-Richtlinien" für so intelligente und soziale Tiere wie die Delfine bedeuten mögen, die in der freien Natur ihre Gesellschaft und den/die Partner selber wählen…