Wie die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS/München berichtet, plant der „Ocean Park“ in Hong Kong, bis zu einem Dutzend Belugas (Weißwale) als Attraktion zu halten. Belugas – die zu den Delfinen zählen – leben in kleinen Gruppen rund um die Arktis. Es sind sehr soziale Tiere. Sie verständigen sich äußerst geräuschvoll miteinander und werden daher auch „Kanarienvögel der Meere“ genannt.
Da Belugas nur 3,5 bis 5,5 m groß werden, sind einige Delfinariums-Betreiber in Asien und Russland der Meinung, dass sie sich gut in menschlicher Obhut halten lassen würden. Man werde sich bemühen, Tiere aus anderen Aquarien zu beziehen, gab der Ocean Park in Hong Kong bekannt. Fände man jedoch entsprechende Wale auf diesem Wege nicht, werde man auch Wildfänge in Betracht ziehen.
USA und Kanada verbieten Fang und Handel
Der Beluga wird in der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als „beinah vom Aussterben bedroht“ gelistet. Die USA und Kanada haben Fang und Export dieser Tiere in ihren Gewässern erfolgreich verboten. Jedoch nicht so Russland: In russischen Gewässern werden noch immer Belugas gefangen, sie sind somit möglicherweise eine Option für das Ocean-Park-Aquarium.
Wale und Delfine leiden während einer Gefangennahme unter Stress, werden häufig dabei verletzt oder gar getötet. Panik bricht aus, Mütter werden von ihren Kindern getrennt und manche ersticken. Die Gefangennahme eines Tieres hat also oftmals nicht nur Konsequenzen für jenes Tier, sondern ebenso für andere Mitglieder der Gruppe, der es entrissen wurde. Die Sterberate von Belugas in Gefangenschaft ist zudem sehr hoch.
Bedrohung durch Klimawandel
„Die Populationen dieser auf das Eis angewiesenen Wale werden mit großer Wahrscheinlichkeit durch den Klimawandel stark abnehmen. Wildfänge – auch aus gesund eingestuften Populationen – sind allein schon vor diesem Hintergrund absolut inakzeptabel“, so Cathy Williamson, Leiterin der Anti-Gefangenschaftskampagne der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS.
Neue Attraktionen sollen 8 Millionen Besucher bis 2017 anlocken
Ocean Park hatte 2010 mehr als 5 Millionen Besucher, über die Hälfte kamen vom chinesischen Festland. Bis zu 8 Millionen sollen es bis 2017 sein. China treibt den Bedarf von Meeressäugern für Aquarien stark an, so ein Experte der Hong Kong Dolphin Society im Gespräch mit den Medien. Von mindestens 17 Aquarien mit mehr als 60 importierten Belugas ist die Rede – bis jetzt.
Es macht einfach keinen Sinn
Williamson unterstreicht das Paradoxe: „Ist es notwendig, dass Menschen diese wunderbaren Wesen in Becken anschauen müssen, um zu wissen, dass sie vom Aussterben bedroht sind? Weitere Wildfänge bedrohter Arten, reduziert die Anzahl der Tiere nur weiter. Es macht einfach keinen Sinn.“
Keine erfolgreiche Nachzucht von Belugas in Gefangenschaft
Nachdem Belugas in Gefangenschaft bisher nicht erfolgreich nachgezüchtet werden konnten, scheint die Chance gering, dass der Ocean Park gleich mehrere Tiere von anderen Aquarien beziehen kann.
Mehr zu diesem Thema bei der Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS/München.
Übrigens: Auch der Duisburger Zoo hatte fast 30 Jahre lang einen Beluga als Attraktion gehalten. Der betagte Ferdinand wurde 2004 nach San Diego (USA) ins Sea World ausgeflogen. Siehe dazu auch „Ferdinand & Co. im Duisburger Zoo“ und „Ferdinand – der Beluga“.
Ich bin beim hin- und herlesen auf diesen älteren Artikel gestoßen.
„Nachdem Belugas in Gefangenschaft bisher nicht erfolgreich nachgezüchtet werden konnten […]“ steht hier, Februar 2011.
Ich hab einmal bei Ceta-Base nachgeschaut. Allein das Marineland Canada 2007 züchtet erstmals erfolgreich Belugas. 2011 zählten sie schon 11 Nachzuchten in ihrem Bestand, von denen 6 auch heute noch leben. Bis heute, November 2018 sind es 29 Nachzuchten, obwohl, wie bei allen Walen, auch hier eine relativ hohe Jungtiersterblichkeit vorliegt.
Dass die Gründerpopulation aus 36 Wildfängen aus Russland besteht, die seit 1994 importiert wurden, zuletzt 8 Tiere im Jahr 2008, übrigens mit stark rückläufigen Verlustzahlen im Vergleich zu den 1990ern, soll natürlich nicht verschwiegen werden.
Wer den Artikel heute liest, und nicht auf das Datum schaut, erhält eine Aussage zur Belugazucht, die damals zumindest nicht so absolut zutreffend war, wie sie erscheint, inzwischen aber überhaupt nicht mehr zurtrifft.
Vielen Dank für deine Ergänzung, Dani!
Da immer noch viele Belugas wild gefangen werden (siehe meinen aktuellen Artikel https://www.meeresakrobaten.de/2018/11/101-waltiere-werden-festgehalten/), gehe ich davon aus, dass zumindest in den asiatischen Ländern die Nachzuchterfolge nicht so groß sind.
Sieht man sich die Timeline bei CetaBase an, so fällt einem auf, dass bei den meisten umquartieren Belugas „Individual Unk.“ steht. Es handelt sich dabei also höchstwahrscheinlich um Wildfänge.
Natürlich hast du recht, Susanne. Was einmal mehr zeigt, wie wichtig es ist, differenziert die Verhältnisse in den verschiedenen Teilen der Welt zu betrachten.
Die Argumentation Chinas, dass damit die Beliebtheit der Belugas steigt und ihnen somit viel Gutes zuteil wird, erinnert mich an die unlogische Begründung, warum der Abschuss von Eisbären nach wie vor erlaubt wird: "Die Eisbären sind ohnehin durch den Klimawandel stark gefährdet!"