Die beiden Wissenschaftler Martin Robards und Randy Reeves haben am 15. Mai 2011 beim Society for Conservation Biology’s International Marine Conservation Congress in Victoria/Kanada bemerkenswerte Forschungsergebnisse vorgestellt. Sie untersuchten über viele Jahre lang, in welchen Ländern Meeressäuger (Delfine, Wale, Seekühe, Robben usw.) gegessen werden.
An erster Stelle steht natürlich Japan mit seinem Delfin- und Walfang. Aber auch die vor allem arme Bevölkerung anderer Länder deckt ihren Tisch mit Delfinfleisch. Der Grund: Der Fisch wird knapp. Delfine werden dabei oft nicht aktiv gejagt (wie zum Beispiel in Japan oder auf den Färöer Inseln), sondern die Menschen verarbeiten die Tiere, die in den Fischernetzen als Beifang landen. Ihr Fleisch wird dann gegessen oder als Haiköder eingesetzt. „Die modernen Kunststoffnetze sind reine Delfin-Killermaschinen“, berichtet Martin Robards von der Wildlife Conservation Society in Alaska.
Obwohl viele Menschen es ablehnen, Delfine zu essen, da diese Tiere ein besonderes Charisma haben und sehr intelligent sind, breitet sich der Delfinfang immer weiter aus. So zum Beispiel in Madagascar, wo entlang der Küste Jahr für Jahr Hunderte Tiere gefangen werden.
Weitere Meeressäuger-Fanghochburgen sind Peru, Venezuela, der Golf von Guinea, Sri Lanka, die Solomon Islands, Taiwan und Nordaustralien (wo die Eingeborenen Jagd auf Seekühe machen). In diesen Ländern müssen jedes Jahr Tausende Tiere sterben, damit die Menschen sogenanntes „Meeres-Buschfleisch“ auf den Tisch bringen können.
Da nur eine kleine Anzahl von Delfinarten vom Aussterben bedroht ist, werden alle nicht auf der roten Liste stehenden Delfine gejagt. Die Jagd auf Delfine ist zwar in den meisten Ländern illegal, doch ihr Fang zieht keine Sanktionen nach sich. „Wenn Tiere, die sich nur langsam fortpflanzen, dem Meer entnommen werden, ist das höchst problematisch“, findet Sarah Frias-Torres, Wissenschaftlerin bei der Ocean Research and Conservation Association in Florida.
Es genüge nicht, den Delfinfang illegal zu machen, dann würden die Tiere eben im Geheimen gejagt, warnt Robards. So geschieht es zum Beispiel in Brasilien. „Dort wird Jahr für Jahr die gleiche Anzahl an Delfinen gefangen“, sagt er. „Besser ist es, mit der betroffenen Bevölkerung zu reden und nach alternativen Nahrungsquellen zu suchen. Außerdem müssen die Kinder unterrichtet werden“, empfiehlt der Wissenschaftler. „In Bangladesh meinen die Menschen immer noch, Delfine seien Fische. Wenn sie dann hören, dass Delfine Luft atmen und Kinder kriegen wie wir, sind sie ganz erstaunt.“
(Quelle: nature.com)