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Falsche Erziehung durch Falschmeldungen


Dass die MEERESAKROBATEN gestern einmal gezielt geflunkert haben, liegt am Kalender. Der 1. April eignet sich nun mal bestens für Falschmeldungen ;o))

Rüdiger Hengl

Große Tümmler bei Sansibar (Foto: Rüdiger Hengl)

Doch leider vergeht mir beim Thema Falschmeldungen recht schnell der Humor. So kann man in diversen Medienberichten über den Deutschland-Aufenthalt des wohl berühmtesten Ex-Delfintrainers der Welt – Ric O’Barry – immer wieder folgendes Zitat zum Thema Delfinarium lesen: „Dort werden unsere Kinder falsch erzogen. Die lernen nichts über Delfine, sondern erleben Freaks, die der Belustigung dienen und dabei leiden.“

Falsche Botschaft

So sehr ich Ric O’Barrys Engagement für die geschundenen Delfine in Taiji/Japan auch würdige und unterstütze, seinen Protest gegen Delfinarien in Deutschland finde ich jedoch reichlich überzogen. Hier von Tierquälerei zu reden, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt und eine Falschmeldung bzw. falsche Botschaft, die Eltern und Kinder in die Irre führt.

Delfine in der Todesbucht (Foto: Boyd Harnell)

Zoos werden pädagogischem Auftrag gerecht

Alle Zoos in Deutschland haben meines Wissens einen pädagogischen Auftrag. Speziell die Einrichtungen, in denen Delfine in menschlicher Obhut leben, bieten verschiedene Veranstaltungen mit pädagogischem Hintergrund an. Man denke nur an das „blaue Klassenzimmer“ in Duisburg oder die „blaue Lagune“ in Nürnberg, die bereits von vielen Schulklassen besucht wurden. Für alle Delfin-Interessierte gibt es in beiden Tiergärten außerdem die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen eines Delfinariums zu blicken.

Kein Tier, das in einem Zoo oder privat in einem Käfig gehalten wird, bietet in seinem Verhalten ein identisches Abbild eines Artgenossen aus dem eigentlichen Lebensraum. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil bei allen Tieren, die von Menschen gehalten werden, der Nahrungserwerb gewährleistet ist. Das heißt, eines der wichtigsten Verhaltensmerkmale aller Tiere – die Jagd – fällt weg.

Trainer mit Delfin in Antibes (Foto: Rüdiger Hengl)

Ric O’Barry müsste also konsequenterweise die Abschaffung aller Tiere in menschlicher Obhut verlangen. Denn ein Wellensittich im Vogelbauer kann nicht fliegen, ein Fisch im Aquarium schwimmt in eigenen Fäkalien, ein Gepard im Zoo kann sein Sprintvermögen nicht ausleben …

Eventuell traumatisiert

Ric war in den 1960er-Jahren Delfin-Trainer. Inzwischen hat sich eine Menge getan in der Delfinhaltung. Doch ich werde den Verdacht nicht los, dass Ric auf dem Stand seiner eigenen Erfahrungen als Delfinquäler stehen geblieben und dadurch sehr traumatisiert ist.

Ersatzbeschäftigungen

Dass die Delfine Sprünge vorführen, hat nichts mit „falscher Erziehung der Kinder“ zu tun. Auch in freier Wildbahn zeigen Delfine akrobatische Meisterleistungen (habe ich schon selbst beobachtet). Außerdem ist es wichtig, dass die Delfine beschäftigt werden. So wird ihrer hohen Intelligenz und ihrem großen Bewegungsdrang ein wenig genüge getan.

Auch anderen Tieren, die mit Menschen zusammenleben, werden Ersatzbeschäftigungen geboten. Sie werden gestreichelt, man geht mit ihnen spazieren, man kauft ihnen einen Kratzbaum oder ein Laufrad, sie dürfen Früchte aus einem Astloch nesteln, man fordert sie in Agility-Vereinen, man lässt sie einmal am Tag aus dem Käfig, damit sie durch die Stube fliegen können usw.

Springender Schwarzdelfin/Neuseeland (Foto: Anne Jerkel)

Für alle, die denken, wir brauchen keine Tiere in unserer Nähe, empfehle ich folgenden Artikel: Biophilie – Unsere Sehnsucht nach dem Lebendigen.

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