Die 64. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission IWC findet in ein paar Wochen in Panama statt. Zwischen 11. Juni und 6. Juli 2012 wird dann wieder diskutiert, wie in Zukunft mit den Walen umgegangen werden soll.
Richard Black – der Verfasser des BBC-Artikels Whale meeting heads for discord („IWC-Tagung leidet unter Zwietracht“) – sieht die Zukunft der IWC ernsthaft gefährdet, da die Argumente, die dort vorgebracht werden, allzu sehr von politischen, statt von Tierschutz-Interessen beeinflusst seien.
Hier ein paar Eindrücke, die Black im Vorfeld der IWC gesammelt hat. In Kursivdruck habe ich meine eigenen Überlegungen dazu verfasst.
Dreiviertel-Mehrheit und geänderte Regeln
Da für alle Beschlüsse eine Dreiviertel-Mehrheit notwendig ist, wird es wie in den Vorjahren zu kaum einem Beschluss kommen. Denn die Lager der Walfang-Befürworter und der Walfang-Gegner sind in etwa gleich groß.
Allerdings gibt es in diesem Jahr geänderte Regeln. Alle Organisationen, die einen Tagungspunkt einbringen wollen, müssen diesen 60 Tage vor Beginn der Sitzung auf ihrer Website veröffentlichen. Diese Neuerung der Statuten bewirkt, dass die Absichten der beteiligten IWC-Delegierten durchsichtiger als früher sind.
Beispiele für Tagungspunkte
* Der südamerikanische Block – auch als Buenos-Aires-Gruppe bekannt – gibt (erneut) als Verhandlungsziel an, ein Walschutzgebiet im Südatlantik errichten zu wollen. Laut des japanischen Delegierten Dr. Akima Umezawa ist solch ein Schutzgebiet jedoch nicht notwendig, solange das Moratorium (Verbot des kommerziellen Walfangs) bestünde.
Das klingt für mich wie eine Verhöhnung der IWC. Ist es doch ausgerechnet Japan, das sich nicht an das Walfang-Verbot hält und in einem Walschutzgebiet (Antarktis) Wale tötet – das alles unter dem Deckmantel der Wissenschaft …
* Japan behält sich das Recht vor, wieder Walfang in heimischen Gewässern zu betreiben. Dazu möchte es (erneut) einen Antrag auf eine Jagdquote für Zwergwale stellen.
* Frederic Briand möchte im Namen des Teilnehmerlandes Monaco (wie viele andere Länder auch) den Walschutz zur UN-Angelegenheit machen. Seit Bestehen des Moratoriums seien von drei Ländern 35.000 Wale getötet worden. Die Befolgung des Moratoriums muss also von einer höheren Instanz eingefordert werden, so Briand. „Die Vereinten Nationen müssen alle wandernden Walarten unter Schutz stellen. Es kann nicht sein, dass manche Küstenländer Wale schützen und andere die gleichen (wandernden) Wale töten.“
Das ist meiner Meinung nach ein guter Vorschlag, auch wenn ich nicht weiß, wie er umzusetzen ist. Es wird an der Kontrolle hapern.
* Die indigenen Völker möchten (erneut) den nachhaltigen Abschuss von Walen erlaubt bekommen und diesen (vor allem in der Arktis) sogar ausweiten.
Ist die IWC schon tot?
Im Raum steht, laut Black, außerdem die Zukunft der IWC. Ist sie bereits tot? Auch darüber wird mal wieder diskutiert werden. Ein Konsens zwischen Walfang-Befürwortern und Walfang-Gegnern scheint nicht möglich zu sein.
Ebenfalls Thema wird die Umweltverschmutzung sein, die auch zunehmend die Wale bedroht. Doch durch den leidigen Streit zwischen den beiden Gruppen werden schädigende Einflüsse auf die Wale, wie Unterwasserlärm und Klimawandel, bestimmt mal wieder zu kurz kommen.
Ich gehe außerdem davon aus, dass das aktuelle Massensterben unter den Delfinen in Peru, Cape Cod und am Golf von Mexiko nicht Thema der diesjährigen Konferenz sein wird. Diskussionsstoff und Handlungsbedarf würden die traurigen Vorfälle, die wahrscheinlich alle mensch-gemacht sind, allerdings reichlich bieten.
(Quelle: BBC)