Sind Forschungsergebnisse aus Delfinarien überhaupt etwas wert? Schließlich verhalten sich wild lebende Tiere ganz anders als solche, die in menschlicher Obhut leben.
Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Sicherlich werden beispielsweise Forschungen zum Sozialverhalten oder zur Verteidigung gegen Raubfische bei an Menschen gewöhnte Delfinen keine zuverlässigen Aussagen liefern. Hier kann man allenfalls versuchen, Ansätze für die Feldforschung zu finden, was oftmals der Fall ist.
Wenn es allerdings darum geht, kognitive Fähigkeiten, Gedächtnisleistungen oder Lernfähigkeit zu untersuchen oder die Physiologie, Sinnesleistungen oder die Embryonalentwicklung zu erforschen, ist dies im Freiwasser nur extrem schwierig oder gar nicht durchführbar. Für solche Forschungen ist es unabdingbar, kontrollierte Rahmenbedingungen zu schaffen, um überhaupt brauchbare Ergebnisse zu bekommen. Ohne Tiere, die an Menschen gewöhnt sind und sich bereitwillig auf solche „Spiele“ einlassen, ist es schlicht nicht möglich, aussagekräftige Untersuchungen zu Sinnesleistungen und geistigen Fähigkeiten durchzuführen.
Auch wird man bei wild lebenden Populationen keine Chance haben, regelmäßige Ultraschalluntersuchungen durchzuführen oder beispielsweise Speichelproben zu analysieren. Ebensowenig wird man wild lebende Tiere dazu bringen können, ihre Atemluft kurz vor dem Auftauchen in einen Auffangtrichter abzublasen, damit die Zusammensetzung analysiert werden kann. Selbst einfachste Bewegungsstudien zum Verständnis der Fortbewegung sind im Freiwasser praktisch undurchführbar, denn wer ist schon zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um beispielsweise mitzuverfolgen, wie ein Delfin zu einem Sprung ansetzt. Hier helfen auch Teleobjektive nicht weiter, da die Sichtweiten unter Wasser viel zu kurz sind. Diese Liste an Beispielen ließe sich noch schier unbegrenzt fortsetzen.
Tatsächlich stammt bis heute ein überwiegender Teil der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Arbeiten mit Delfinen in menschlicher Obhut und auch heute sind noch jede Menge Überraschungen dabei, mit denen in dieser Form kaum jemand gerechnet hatte.
Abgesehen von einigen verhaltensbiologischen Beobachtungen stammt so ziemlich alles, was wir heute über Delfine wissen, aus der wissenschaftlichen Arbeit in Delfinarien, auch wenn manche Erkenntnisse anschließend durch Beobachtungen im Freiwasser verifiziert werden mussten und konnten.
Wissenschaftliche Delfinarien sind also nach wie vor die unverzichtbare Basis für die Erforschung dieser Tierart, die zwar die Feldforschung nicht ersetzen kann, aber in jedem Fall die Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte Arbeit mit diesen Tieren liefert.
Mehr zum Thema DELFINARIEN findest du unter hier …
Die Antwort haben Sie sich bereits selbst gegeben: „Bis jemand die *Verantwortung* für die Delfine übernehmen kann (…)“. Der von Ihnen angeführte Praktikant hat keine Verantwortung für die Delfine übernommen, sondern den Tierpflegern bei ihrer Arbeit assistiert. Solche Aufgaben kann prinzipiell jeder übernehmen, der im Umgang mit (Wild-)Tieren einigermaßen erfahren, des Schwimmens mächtig und frei von ansteckenden Krankheiten ist – was bei diesem Mann ja ohne jeden Zweifel der Fall war.
Die verantwortlichen Stellen sind (auch) in Nürnberg mit entsprechend qualifiziertem Personal besetzt; das reicht von Herrn Dr. von Fersen, einem international renommierten Meeresbiologen mit Fachrichtung Meeressäuger, bis hin zu den entsprechenden Pflegern im Delfinarium. Dass man aber nicht unbedingt einen promovierten Meeresbilogen ins Wasser schicken muss, um die Becken zu reinigen, oder – wie von Ihnen beobachtet – für die Tiere unter Anleitung und Aufsicht als Spielzeug herzuhalten, sollte aber auch bei kritischer Betrachtung einleuchten.
Noch kurz vorher wurde mir aber versichert, dass zu den Tümmlern aufgrund ihres Gefahrenpotentials nur jahrelang ausgebildetes Personal ins Wasser darf…und das war der Pfleger der Wildvögel definitiv nicht. Er hat damals selber geäußert, dass er von Delfinen keine Ahnung hat.
Es gab wohl einen Personalmangel und da heißt es: The show must go on!
Es ist etwas weit aus dem Fenster gelegt hier zu sagen, dass der Mann zweifelsohne frei von ansteckenden Krankheiten war. Haben Sie ihn untersucht?
Und ob ein Vogelpfleger global Erfahrung mit Wildtieren hat? Sehr fragwürdig.
Es gibt ja sogar Leute, die jeglichen nicht-Biologen die Qualitfikation pauschal absprechen, sich zu dem Thema Delfinarien überhaupt nur äußern zu können…
Gehen Sie einfach mal davon aus, dass man auch in Nürnberg nicht blöd ist und leichtfertig die Gesundheit der Tiere und der Pfleger aufs Spiel setzt – auch wenn die Öffentlichkeitsarbeit (wie auch in Ihrem Falle wieder eindrucksvoll belegt) ein ganz heißer Anwärter für die "Goldene Himbeere" ist.
Wer allgemein mit Tieren umgehen kann (keine überraschenden Bewegungen, keine unnötige Hektik) kann ganz sicher auch nach kurzer Einweisung und unter Aufsicht einem Delfintrainer assistieren.
Es macht zudem einen gewaltigen Unterschied, ob jemand in Anwesenheit der Pfleger zu den Tieren ins Wasser geht, oder allein. Große Tümmler sind ohnehin ausgesprochen friedlich und auch nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, solange man sich an ein paar einfache Regeln hält. Die Beckenreinigung übernehmen auch Taucher, die nicht unbedingt ausgebildete Tierpfleger sind – solange man die Delfine in Ruhe läßt, sind die weitgehend ungefährlich. – Und satte, an Menschen gewöhnte Tiere sowieso.
Ich kann aber durchaus verstehen, dass speziell in Nürnberg da gerne ein wenig dramatisiert wird: Es gibt praktisch permanent und penetrant Anfragen, ob man nicht (doch) mal mit den Delfinen schwimmen kann, oder sie wenigstens mal anfassen darf. Und in Nürnberg will man das aus durchaus nachvollziehbarfen Gründen nicht – ganz gleich, ob die Tiere damit ein Problem hätten, oder nicht.
Es gibt aber durchaus auch seriöse Delfinarien, in denen das möglich ist (nach Vorlage ärztliches Attest, Belehrung, usw.). Und wenn man das beachtet, was am Anfang gesagt wird und die Anweisungen der Tiertrainer genau befolgt, hat man mit den Tieren auch ziemlich viel Spaß – und ganz offensichtlich auch umgekehrt.
Wer sich nicht an die (relativ simplen) Regeln hält, fliegt allerdings hochkant raus: Entweder, weil die Tiertrainer das so entscheiden, oder weil man eine Delfinfluke abbekommen hat. – Letzteres kommt aber so gut wie nie vor.
"Bis jemand die Verantwortung für Delfine übernehmen kann, muss er eine mehrjährige Ausbildung unter qualifizierter und wissenschaftlich begleiteter Anleitung durchlaufen." – Das sagte mri auch damals Herr Mägdefrau, als ich vor vielen Jahren in Nürnberg hinter die Kulissen schauen durfte. Dann sprach ich mit einem Pfleger. Er war nur aushilfsweise seit 2 Wochen (!) bei den Delfinen und normalerweise für die Greifvögel zuständig. Umso überraschter war ich, als er kurz danach in der Show zu den Delfinen ins Wasser ging. Soviel zu den qulifiziertem und jahrelang geschultem Personal.
"Die Küstenform des Großen Tümmlers " ?
Ja, es gibt auch vom Großen Tümmler mehrer Unterarten. So beispielsweise eine kräftige, bis 600 kg schwere Hochseeform, die überwiegend im Freiwasser lebt und die kleinere, auf eher flache und begrenzte Reviere spezialisierte Küstenform, die ausgewachsen meist weniger als 250 kg auf die Waage bringt.
Da sich die beiden Unterarten genetisch und von der Physiologie nur minimal unterscheiden, werden sie nicht als separate Arten geführt, auch wenn sie auf dem besten Wege sind, sich irgendwann einmal zu unterschiedlichen Arten zu entwickeln.
Sehr schöne und interessante Auflistung vieler Delfinarien betreffender Fakten.
Ein sehr ausführlicher und informativer Bericht, der sämtliche Statements der Delfinarien-Hasser ad absurdum führt.