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Das bittere Los der Kleinen Tümmler


Schweinswale, die auch Kleine Tümmler genannt werden, sind lange nicht so bekannt und beliebt wie ihre Verwandten – die Großen Tümmler.

Schweinswal-Modell in Münster (Foto: Rüdiger Hengl)

Wahrscheinlich liegt das daran, dass ihnen das markante Lächeln der Delfine fehlt, oder daran, dass sie nicht in Delfinarien anzutreffen sind, sondern unbemerkt in der trüben Nord- und Ostsee dümpeln.

Deutschland macht sich zwar stark für den Walschutz, doch wenn es um Tiere geht, die quasi vor der eigenen Haustüre schwimmen, liegt der Schutz sehr im Argen.

Schweinswal-Bestand geht immer weiter zurück

Wie man in der aktuellen Ausgabe des Weser-Kurier lesen kann, ist der Bestand der Schweinswale in der westlichen Ostsee seit 2005 um ca. 60 Prozent zurückgegangen. 350 Tiere soll es in diesem Gebiet nur noch geben. Die Zahl der Totfunde in Mecklenburg-Vorpommern hat sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht.

Energiewende gegen Schweinswale

Schweinswale sind sehr lärmempfindlich – genauso wie ihre größeren Verwandten. Trotzdem wird der laute Ausbau von Offshore-Anlagen in der Nord- und Ostsee vorangetrieben, obwohl es nicht einmal ausreichende Erkenntnisse darüber gibt, wie schädlich dieser Ausbau für die kleinen Meeressäuger sein kann.

Das Interesse der deutschen Regierung am Schicksal der heimischen Wale scheint nach dem Beschluss der Energiewende immer weiter zu schwinden. So wurde beim jüngsten Treffen zum internationalen Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS im britischen Brighton Ende Oktober der „Schutzplan für die westliche Ostsee und Kattegat“ von den Vertretern des Landwirtschafts- und Umweltministeriums verwässert. Fischereifreie Schutzgebiete oder Stellnetzverbote wurden nicht vereinbart. Dabei ist die häufigste Todesursache der Schweinswale das Ersticken in einem Netz.

Warum sich so viele Schweinswale in Netzen verfangen, könnte damit zusammenhängen, dass sie durch die Offshore-Baumaßnahmen, seismische Untersuchungen und andere Lärm verursachende Übungen in der Nord- und Ostsee ihre Orientierung verlieren. Schweinswale orientieren sich – genauso wie Delfine – über ihren Sonarsinn. Wird dieser durch menschliche Einflüsse beeinträchtigt, können sie Gefahren im Meer nicht mehr wahrnehmen.

Schützende Maßnahmen sind zu teuer

Das Umweltbundesamt schreibt für Rammarbeiten auf offener See einen Grenzwert von 160 Dezibel in 750 Metern Entfernung vor. „Doch dieser Wert wurde noch in keinem Fall eingehalten“, ist sich der Meeresbiologe Stefan Bräger vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund sicher.

Obwohl bekannt sei, dass ein doppelter Blasenschleier, der um die Rammstelle gelegt wird, gut die Hälfte des Schalls einfangen und so das Gehör der Schweinswale schützen könnte, werde auf diesen oft aus Kostengründen verzichtet, klagt Bräger.

SOS-Station in Harderwijk (Foto: Frank Blache)

Schutz nur im Delfinarium

Man fragt sich, wo hier die Tierschutzverbände bleiben … Aber der Kleine Tümmler lächelt ja nicht so schön wie Flipper und sein Leben spielt sich nicht in aller Öffentlichkeit ab wie das der Großen Tümmler in Nürnberg oder Duisburg …

Gerade die Institutionen, die von Delfinarien-Hassern angegriffen werden, tragen zum Schutz der Schweinswale bei. Man denke nur ans Delfinarium in Harderwijk/Niederlande, das bereits seit vielen Jahren eine S.O.S.-Station für Schweinswale betreibt. Dort wurden sehr viele der Kleinen Tümmler, die gestrandet waren oder sich in Fischernetzen verfangen hatten, wieder gesund gepflegt und anschließend ins Meer zurückgebracht.

In der Forschungsstation Fjord & Baelt/Dänemark leben Schweinswale, mit deren Hilfe an neuen Methoden geforscht wird, die ein Verfangen der Tiere in Netzen verhindern können.

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