Die Sarasota Bay in Florida/USA ist ein flaches Gewässer, in dem eine ortstreue Delfin-Gruppe lebt. Seit über 40 Jahren beobachten Wissenschaftler die Großen Tümmler. Jedes Tier ist registriert.
Am 21. September 2012 wurde der ca. 25-jährige Beggar tot an seinem Lieblingsplatz aufgefunden. Eine Obduktion ergab: gebrochene Knochen, Anglerzubhör im Magen, viele Hautabschürfungen. Alles zusammen: menschliche Einflüsse.
Erste Begegnung
Am 10. August 1990 fiel den Mitarbeitern des Sarasota Dolphin Research Program (SDRP) ein besonderer Delfin in ihrem Beobachtungsgebiet auf. Der Große Tümmler näherte sich mit offenem Maul kleineren Ausflugsbooten. Ganz eindeutig bettelte er um Futter. Nachdem dieser Delfin immer wieder gesichtet wurde, nahmen die Mitarbeiter des SDRP das Tier in ihren Identifikationskatalog auf. Sie gaben ihm den Namen BEGGAR (=Bettler).
Beggar stammte nicht aus einem Delfinarium
Der erste Gedanke der Wissenschaftler war, dass Beggar aus einem Delfinarium stammte, wo er das Betteln gelernt hatte. Doch alle Nachforschungen ergaben, dass dem nicht so war. Beggar war ein wilder Delfin, der gelernt hatte, dass Menschen auf Booten ihn fütterten. Deshalb näherte er sich auch sofort jedem Boot, das auftauchte.
Delfine lernen das Betteln voneinander
In den kommenden 22 Jahren beobachteten die Mitarbeiter vom SDRP den Delfin insgesamt 400 Mal. Meistens war er alleine, manchmal sah man ihn in Begleitung anderer bettelnder Delfine wie zum Beispiel Mooch und Bardot.
Bardot brachte ihrem neugeborenen Baby ebenfalls das Betteln bei. Das Kalb starb mit vier Jahren. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass es Angelhaken in seinem Magen hatte sowie Narben von Angelschnüren, die sich in seine Haut eingeschnitten hatten. Außerdem entdeckten die Mediziner Propellerwunden auf seinem Körper.
Unterricht mit Beggar
Von nun an machten die Mitarbeiter vom SDRP die Menschen verstärkt auf die Gefahren aufmerksam, die vom Menschen ausgehen und Delfine töten können. Beggar war dafür als Vorzeige-Vertreter auserkoren.
Beggar ist tot
Dann wurde im Herbst 2012 der tote Beggar entdeckt. Man konnte keine genaue Todesursache feststellen, aber die Ärzte fanden viele Indizien dafür, dass Menschen für sein Ableben verantwortlich waren.
– Beggars Körper wies mehrere Bootswunden auf.
– Er hatte etliche gebrochene Rippen.
– In seinen Mägen (Delfine haben mehrere Mägen) fand man drei Angelhaken und Stücke von einer Angelschnur.
– Er war untergewichtig und wies zu wenig Wasser auf.
– Es wurden zwei Widerhaken in der Nähe der Lunge und in der Nähe des Dünndarms entdeckt.
Bier und Würstchen
Zu Beggars Lebzeiten wurde beobachtet, dass der Delfin mit Würstchen, Obst und sogar Bier gefüttert wurde … Viele Bootsfahrer versuchten, Beggar zu streicheln. Doch das ließ der Delfin nicht immer zu. Es wurden neun Verletzungen gemeldet, die alle vom beißenden Beggar stammten.
Die meisten Menschen reagierten ungläubig, wenn SDRP-Mitarbeiter darauf hinwiesen, wie gefährlich der Kontakt mit Delfinen für das Tier und für den Menschen sein kann. Auch konnten sie sich nicht vorstellen, dass ein Delfin von einem Boot verletzt werden kann.
Hohe Strafe
In Amerika ist es verboten, Delfine zu füttern und sie zu streicheln. Es steht eine hohe Strafe auf die Missachtung der Vorgaben. Trotzdem halten sich die Menschen nicht an die Verbote.
Vor allem junge Delfine sind gefährdet, wenn sich Boote nähern. Allein 2012 wurden in der Sarasota Bay vier Delfine mit Bootsverletzungen entdeckt. Drei Tiere überlebten die Unfälle. Sie werden ihr Leben lang Narben tragen. Ein neugeborener Delfin überlebte den Zusammenstoß mit einem Boot nicht.
Das Wasser in der Sarasota Bay ist sehr flach (was einmal mehr beweist, dass Delfine sich nicht nur in tiefen Gewässern wohlfühlen). Die Delfine können also nicht tief genug tauchen, um den Booten aus dem Weg zu schwimmen.
(Quelle: Sarasota Dolphin Research Program)
Glaube nicht,dass es den Delphinen im Heidepark Soltau gut geht…!
Da gibt es doch schon lange keine Delfine mehr, Lalelu …
Da stellt sich mal wieder die Frage, ob ein striktes Fütterungsverbot der richtige Weg ist?!?
Möglicherweise wäre es für die Delfine sogar besser, wenn man die Futtergabe steuern würde: Nur in bestimmten Bereichen, wo das Wasser tief genug ist (notfalls ausbaggern), damit sie Booten ausweichen können; nur zugelassenes Futter, häufige Kontrollen.
Damit würden die Delfine nur noch an den Fütterungsstellen zu den Booten kommen; das Ganze kann überwacht werden, die Zahl der Unfälle dürfte recht rasch abnehmen.
Ich befürchte, das strikte Fütterungsverbot führt letztlich nur dazu, dass heimlich und vor allem an unübersichtlichen Stellen des Gebietes weiter gefüttert wird:
Die Folge: Die Delfine betteln immer und überall; die Futtergaben sind überhaupt nicht mehr zu kontrollieren und die Zahl der Unfälle mit Angelhaken und Bootspropellern nehmen immer mehr zu.
Ich fürchte, hier hat man letztlich nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.
"Artgerecht ist nur das Meer." Wenn ich den Quatsch nur höre!
Wie gut geht's da doch den Delfinen in deutschen Delfinarien!