Zu den am häufigsten strandenden Delfinen gehören neben Gemeinen Delfinen und Grindwalen die Kleinen Schwertwale.
Wie die Delfinschutzgesellschaft WDC/München berichtet, sind erst vor kurzem in Chile ca. 50 Kleine Schwertwale gestrandet. Ein Teil von ihnen konnte offenbar durch beherzte Helfer (unter ihnen auch das chilenische Militär) gerettet werden, aber leider verstarb etwa die Hälfte der Delfine.
Gesteuerte Hör-Empfindlichkeit
Der Kleine Schwertwal stand auch im Fokus eines Wissenschaftlers auf der diesjährigen EAAM-Tagung in Nürnberg.
Dr. Paul E. Nachtigall und sein Team haben nämlich in einer Forschungsstation auf Hawaii herausgefunden, dass Kleine Schwertwale in der Lage sind, ihre Hör-Sensibilität herabzusetzen und dadurch möglicherweise ihr Hörorgan vor allzu großem Lärm zu schützen.
Nachtigall und andere Delfin-Experten gehen nun der Frage nach, ob mithilfe dieses Forschungsergebnisses den Meeressäugern in Lärmgebieten geholfen werden kann, indem sie mit bestimmten Signalen vor einer extrem lauten Geräuschquelle gewarnt werden und daraufhin ihre Hör-Empfindlichkeit herabsetzen.
Zu schnelles Auftauchen ist tödlich
Warum wäre die Steuerung der Hör-Sensibilität im offenen Meer so wichtig?
Man weiß von manchen Tieftauchern unter den Walen, dass sie bei plötzlichen Schalleinwirkungen vor Schreck zu schnell auftauchen.
Gasblasen verhindern bei einem schnellen Auftauchen die Blutzufuhr zu wichtigen Organen und können zur Strandung und letztendlich zum Tod der Tiere führen. Eine Fett- und Gas-Embolie tritt im Normalfall nicht auf, wenn sich die Tiere genügend Zeit lassen können zum Auftauchen.
Würden die Delfine durch ein bestimmtes Signal auf eine bevorstehende Lärmstörung vorbereitet, dann hätten sie die Möglichkeit, ihre Hör-Empfindlichkeit herabzusetzen und könnten außerdem in gewohntem Tempo und ohne Panik auftauchen. Es ist allerdings nicht klar, ob das Herabsetzen der Hör-Empfindlichkeit ihr Gehör auch tatsächlich (physisch) schützen kann – oder ob nur die nervliche Empfindungsschwelle verändert wird.
Steckbrief des Kleinen Schwertwals
Größe: bis 6 Meter
Gewicht: bis 1.400 Kilogramm
Nahrung: Das Nahrungsspektrum der Tiere umfasst Fisch und Tintenfisch sowie gelegentlich auch kleine Delfine oder Wale.
Vorkommen: Die Art ist weltweit in tropischen, subtropischen und gemäßigt warmen Meeren verbreitet. Kleine Schwertwale bevorzugen warme Wassertemperaturen und sind meist in tiefen Gewässern des offenen Meeres (und in einigen halbgeschlossenen Meeren wie z.B. Mittelmeer und Rotes Meer), manchmal auch in tiefen Küstengewässern anzutreffen.
Bestand: Aus dem Pazifik liegen die meisten Schätzungen vor, die von 16.500 Tieren nördlich 25 Grad N, 40.000 im tropischen Osten und mehr als 500 um Hawaii ausgehen; einige 100 Tiere werden aus dem Golf von Mexiko gemeldet.
Hallo Norbert, deine Theorie hört sich auch interessant an.
Die Theorie zur Taucherkrankheit (auch Caissonkrankheit genannt) findet man in vielen (wissenschaftlichen) Veröffentlichungen.
Unter anderem hier (mit Film): http://www.meeresakrobaten.de/2012/06/wie-die-mar…
Siehe auch: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/sonar-walstr…
oder: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/200…
Ich weiß dass die Theorie mit der "Taucherkrankheit bei schnell auftauchenden Walen" derzeit weit verbreitet ist, kann sie aber nicht mit meinem Wissen über die Caisson-Krankheit in Übereinstimmung bringen.
Ganz egal, wie langsam ein Wal/Delfin aus 300 oder mehr Metern Tiefe auftaucht: Die Zeit reicht nie und nimmer, um in Blut und Gewebe gelösten Stickstoff loszuwerden. Die Tiere müssten also praktisch *immer* Probleme bekommen – es sei denn, sie vermeiden von vorneherein, dass nicht metabolisierbare Gase (also Stickstoff und Argon) in nennenswerter Menge ins Gewebe übergehen. Die besondere Lungenstruktur (verknorpelte Bronchien) und das dadurch schnelle Kollabieren der Lungenbläschen scheint eine Maßnahme der Evolution zu sein, um genau das zu erreichen.
Dahinter, dass die Tiere bei panischen Aufstiegen dennoch schwere Schäden davontragen können, vermute ich einen anderen Mechanismus: Blutübersäuerung aufgrund Ersticken! Oder anders formuliert: Zu viel im Blut gelöstes CO2 aufgrund zu hoher Muskelaktivität.
Wie Kamerabeobachtungen an in menschlicher Obhut lebenden Großen Tümmlern gezeigt haben, lassen sich die Tiere sowohl beim Abstieg, wie beim Auftauchen die meiste Zeit bewegungslos gleiten. Dasselbe konnte man bei Pottwalen mit "aufgesaugnapften" Kameras beobachten.
Geraten die Tiere jedoch in Panik, rudern sie mit der Schwanzflosse, um den Aufstieg zu beschleunigen und der Pulsschlag beschleunigt sich (Ausschaltung des Säugetier-Tauchreflexes).
Die höhere Geschwindigkeit wiegt dabei bei Weitem nicht den erhöhten Sauerstoffverbrauch auf, so dass die Tiere nicht mehr genug Sauerstoff im Körper haben (dafür aber viel zu viel Kohlensäure), wenn sie endlich die Oberfläche erreichen. Die Folge sind Ausfälle bis hin zur Atemlähmung und damit der Tod der Tiere.
Ein klassischer Unfallverlauf übrigens auch bei menschlichen Apnoe-Tauchern, wenn in der Tiefe irgendwas schief geht …
Das Ergebnis ist letztlich dasselbe, aber der dahinter stehende Mechanismus ist ein Anderer.
Man möge mir die Klugscheißerei nachsehen… :-)