Der Schweinswal – der einzige Zahnwal, der in deutschen Gewässern heimisch ist – rückt immer mehr in den Fokus der Medien. Erst kürzlich startete im Kino Die Nordsee – Unser Meer. Neben vielen Bewohnern der Nordsee wird in diesem Dokumentarfilm auch der Schweinswal vorgestellt.
Doch auch der Kurzfilm der niederländischen Organisation Kust & Zee (siehe oben) ist sehenswert. Da Schweinswale nur leise Geräusche von sich geben, hat sie der Filmemacher „Meeres-Flüsterer“ genannt.
Schweinswale ersticken in Netzen
Kust & Zee (was so viel bedeutet wie „Küste und Meer“) informiert vor allem über die Beifang-Problematik.
Es werden immer wieder Schweinswale in den Fischernetzen gefunden. Da sie Lungenatmer sind, ersticken sie, wenn sie nicht an die Wasseroberfläche gelangen können.
Mithilfe von in menschlicher Obhut gehaltenen Schweinswalen (im Film wird Jerry gezeigt) versucht die Forschungsstation SEAMARCO (Sea Mammal Research Company) herauszufinden, ob sogenannte Pinger Schweinswale vor den tödlichen Netzen warnen können. Das sind Geräte, die Ultraschallsignale aussenden, welche für die Meeressäuger unangenehm sind.
Bananen-Pinger
Installiert man beispielsweise den „Bananen-Pinger“ in einer Ecke des Geheges, in dem Jerry schwimmt, so vermeidet der kleine Wal eindeutig diese Ecke.
Nun hoffen Fischer, Umweltpolitiker und Umweltorganisationen, dass Schweinswale einen großen Bogen um Netze machen, die mit dem Typ „Bananen-Pinger“ bestückt worden sind.
Diese Pinger wirken allerdings nur bei Schweinswalen und nicht bei Delfinen, die wieder ein ganz anderes Hörempfinden haben.
TV-Tipp
Am 30. April 2013 kommt im NDR ein Dokumentarfilm über den Schweinswal. Beginn: 18:15 Uhr. Er entstand zusammen mit dem Deutschen Meeresmuseum in Stralsund. Für den Beitrag „NaturNah“ begleitete der Autor Heinz Galling ein halbes Jahr lang Meeresbiologen des Deutschen Meeresmuseums bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Schweinswal.
Auch hier wird dargestellt, welchen Bedrohungen der kleine Wal ausgesetzt ist. Forscher des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund erkunden das Verhalten der Tiere und kämpfen gegen den Rückgang des Bestandes in der Ostsee, bedingt durch Umweltverschmutzung, Offshore-Windkraftanlagen oder Stellnetze.
Nachtrag vom 2. Mai 2013: Wer den Film nicht gesehen hat, kann das in der NDR-Videothek nachholen. Dort kann man auch die Geburt des ersten Schweinswals in menschlicher Obhut mitverfolgen. Die kleine Frigg kam 2008 in Kerteminde/Dänemark in der Forschungsstation Fjord&Baelt zur Welt.
Nachtrag vom 6. Mai 2013: Leider ist die kleine Frigg am 20. April 2013 an einer Krankheit verstorben.
Wassersportler sichten Schweinswale
Das Meeresmuseum Stralsund bittet alle Wassersportler um Mithilfe. Deren Sichtungsmeldungen werden nämlich für eine aktuelle Bestandsaufnahme über den Schweinswal gebraucht.
„Jede Meldung von Schweinswal-Sichtungen liefert wichtige Hinweise zum Bestand und Verhalten und hilft uns umfassende Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tiere auszuarbeiten“, erklärt Anne Herrmann, Kontaktperson für Sichtungsmeldungen am Deutschen Meeresmuseum.
In einer Pressemitteilung schreibt das Deutsche Meeresmuseum: „Mithilfe eines Online-Formulars können Segler und andere Wassersportler die Anzahl der gesichteten Tiere sowie auch den Ort und die Zeit der Sichtung angeben. Die Daten werden in einer umfassenden Datenbank zusammengefasst.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) wird anschließend eine Schweinswal-Sichtungskarte erstellt, die wichtige Informationen zum Bestand des Ostseeschweinswals liefert. Das Sichtungsformular sowie weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Internetseite des Deutschen Meeresmuseums.“
Tag des Ostseeschweinswals
Am 19. Mai 2013 findet in Stralsund der 11. Internationale Tag des Ostseeschweinswals statt. Aus diesem Anlass wird es von 11:00 – 17:00 Uhr sowohl für Kinder als auch für Erwachsene im OZEANEUM einiges über den Schweinswal zu entdecken und zu erfahren geben.
Der Tag des Ostseeschweinswals ist Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit, die im Rahmen des ASCOBANS-Abkommens zum Schutz von Kleinwalen in Europäischen Gewässern durchgeführt wird.
(Quelle: Deutsches Meeresmuseum)
Rettungsstation in den Niederlanden
Zurück zu den Niederlanden, in denen der oben eingestellte Youtube-Film entstand. In Harderwijk gibt es ein Auffangzentrum für gestrandete Schweinswale und andere Meeressäuger.
Immer mehr Tiere stranden und/oder sind verletzt. Manchmal platzt die SOS-Station, die in das „Dolfinarium Harderwijk“ integriert ist, aus allen Nähten.
Dann muss schon mal ein Tier auf die benachbarte Nordseeinsel Texel ins ECOMARE umquartiert werden, bevor es nach der Genesung wieder ins Meer entlassen wird. Siehe dazu auch:
* SOS-Station im Delfinarium von Harderwijk,
* Ein Tag im Dolfinarium Harderwijk,
* SOS-Station ist überfüllt und
* Das bittere Los der Kleinen Tümmler.
Bezeichnend ist mal wieder die Reihenfolge, in der die Bedrohungen aufgelistet werden: "Umweltverschmutzung, Offshore-Windkraftanlagen oder Stellnetze". Dabei sterben mit großem Abstand die meisten Tiere in den Stellnetzen – Pinger sind nach wie vor nur für hauptberufliche Fischer vorgeschrieben. Dabei sind an der deutschen Küste die überwiegende Zahl der Fischerboote nur noch nebenberuflich unterwegs.Also ohne "Pingerpflicht".
Auch ist es wohl nach wie vor erlaubt, selbst in den ausgewiesenen "Walschutzgebieten" Stellnetze auszubringen.
Aber solange die Fischereiverbände an der Küste die uneingeschränkte Lufthoheit über den politischen Stammtischen besitzen, wird sich daran wohl erst was ändern, wenn der letzte Schweinswal in einem Fischernetz verreckt ist.
Manchmal kommt mir die ganze Diskussion über den Meeresschutz so dermaßen verlogen vor, wenn nicht einmal die deutsche Politik in der Lage ist, grundlegende Schutzmaßnahmen durchzusetzen… Einfach nur traurig.