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Verbrannte Delfine in Dubai?


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Meeresakrobaten, 7. April 2013

Will man Jürgen Ortmüller vom WDSF Glauben schenken, werden die Delfine im Delfinzentrum Dolphin Bay in Dubai „unter katastrophalen Bedingungen gehalten“. Außerdem seien die Meeressäuger „meist pechschwarz und verbrennen regelrecht in der Sonne“.

Delfine in Rosa und Grau (Foto: Rüdiger Hengl)

Sonnenbrand? (Foto: Rüdiger Hengl)

So lauten jedenfalls Ortmüllers Worte in der diesbezüglich abgegebenen Pressemitteilung vom 2. April 2013 und in einer Protestaktion mit dem Titel „Gegen Pelze und Delfinschwimmen wegen Tierquälerei“, die sich gegen den TV-Sender ProSieben bzw. dessen Sendung Germany’s next Topmodel richtet.

Hintergrund für den Protest von Ortmüller ist folgender: Die Kandidatinnen von Heidi Klum wurden gefilmt, als sie in einem Freiluftbecken des Dolphin Bay in Dubai eine Begegnung mit Delfinen hatten.

Man sieht in dem TV-Beitrag vom 7. März 2013 begeisterte Models, die mit mehreren Delfinen schwimmen, sie streicheln usw. Das Areal, in dem die Delfine (Große Tümmler) untergebracht sind, sieht sehr weiträumig aus, die Tiere machen allesamt einen guten Eindruck.

Wie Ortmüller auf seine hanebüchenen Behauptungen von verbrannten Delfinen kommt, ist mir schleierhaft. Aber es kommt noch dicker …

Falsche Behauptung

Am 3. April gibt Ortmüller auf Twitter bekannt, dass der Ausflug von Heidi Klums Topmodels in ein arabisches Delfinarium am Donnerstag (4. April) um 20:15 Uhr in ProSieben gezeigt würde.

Großer Tümmler (Foto: Rüdiger Hengl)

Großer Tümmler (Foto: Rüdiger Hengl)

Basierend auf der Tatsache, dass der Film am Donnerstagabend nicht kam, twitterte Ortmüller am 5. April 2013 in der Früh unter der Headline „Erfolg für Tierschützer“, dass Pro Sieben den Beitrag über das Schwimmen von Heidi Klums Models mit Delfinen in Dubai offenbar aus dem Programm genommen habe. Weiter schreibt er „Unsere Proteste hatten Erfolg!!!“

Dass Ortmüllers Folgeschluss auf Twitter nicht stimmt, bestätigte uns ein Schreiben von ProSieben, in dem uns mitgeteilt wird, dass die Folge, in der die Mädchen das „Dolphin Bay“ in Dubai besucht hatten, bereits am Anfang der Staffel (siehe oben), also nicht am 4. April 2013 zu sehen war.

Jürgen Ortmüller hat seine „Fans“ also (wieder einmal) nicht richtig informiert und vor allem einen vollkommen falschen Folgeschluss gezogen …

Dieser Lapsus sei ihm verziehen, obwohl ein Blick in eine Fernsehzeitschrift oder eine kurze Anfrage beim Sender ihn ganz einfach und schnell über den richtigen Sendetermin in Kenntnis gesetzt hätte …

Mangelhafte Recherche

Doch was die anderen Schlagzeilen Ortmüllers angeht – die Delfine würden in der Sonne verbrennen und in Dubai unter katastrophalen Bedingungen gehalten – hätte ich mir von einem „ehemaligen Pressesprecher einer Umweltorganisation“ (Zitat Westfalenpost) etwas mehr Professionalität gewünscht.

Arnie und Joker (Foto: Susanne Gugeler)

Delfine in der Sonne (Foto: Susanne Gugeler)

Dem Leser ist nämlich nicht ersichtlich, aus welcher Quelle Ortmüller seine Behauptungen nährt. War er vor Ort? Hat er irgendwelche Beweise für seine doch sehr extremen Anschuldigungen? Oder will er sich einfach mal wieder mit – meiner Meinung nach – moralisch bedenklichen Methoden an die Öffentlichkeit drängen?

Meine Recherche ergab:

Nachdem ich auf der Website des WDSF weder Fotos von in Dubai verbrannten Delfinen entdeckt noch wissenschaftliche Belege (laut Ortmüllers eigenen Angaben kooperiert das WDSF „international mit Wissenschaftlern“) für Sonnenbrand-Verletzungen bei in Freiluft-Delfinarien gehaltenen Tieren gefunden hatte, machte ich mich im Internet schlau.

Dort fand ich lediglich Fotos von wilden, in seichten Gewässern im Westen Australiens gestrandeten Delfinen, die sich aus eigener Kraft nicht mehr in tieferes Wasser manövrieren konnten. Diese gestrandeten Delfine wiesen – nach vielen Stunden oder sogar Tagen, denen sie ungeschützt der Sonne ausgesetzt waren – schlimme Brandverletzungen auf. Mehr dazu unter Dolphin Strandings in low tide.

Kranke Tiere werden behandelt

Nach meinem Kenntnisstand werden verletzte oder kranke Tiere, die in einem Freiluft-Areal gehalten werden, hin und wieder mit einer Sonnenschutzsalbe eingecremt. Aber das sind Ausnahmesituationen, die allerdings zeigen, wie gewissenhaft mit den in menschlicher Obhut lebenden Delfinen umgegangen wird (Beispiel: Marcos the Dolphin).

Augenzeugin

Zu den „pechschwarzen Delfinen“: Diese habe ich im oben erwähnten ProSieben-Film nicht entdecken können.

Marcos mit Salbe (Foto: Promar)

Marcos mit Salbe (Foto: Promar)

Eine Touristin, die Ende letzten Jahres in dem von den Models besuchten Delphinzentrum Dolphin Bay in Dubai war, teilte den MEERESAKROBATEN auf Anfrage mit, sie hatte den Eindruck gehabt, dass die Tiere 100-prozentig gut gehalten werden. Auch sie hat weder Verletzungen noch Sonnenbrand-Schäden feststellen können.

Fazit

Ich finde die journalistischen Methoden, derer sich Ortmüller (auch in diesem Fall) bedient hat, einfach nicht o.k. Einen sogenannten „Delfinschutz“ auf falsche oder fehlerhafte Informationen aufzubauen, ist meiner Meinung nach äußerst verwerflich und führt am eigentlichen Ziel – Delfine schützen zu wollen – voll vorbei …

7 Kommentare

  1. Delfine brauchen die weite des Meeres! Ich bin im offenen Meer bereits mehrmals mit ihnen geschwommen, aber nur dann wenn sie auch Lust dazu hatten und hatte unbeschreiblich schöne Erlebnisse mit diesen wunderbaren Lebewesen.
    Sie gehören in kein Aquarium, Delfinarium oder eine sonstige Absperrung.

    geschrieben von Sherin
    1. Gratulation, dass Sie die Möglichkeit hatten, mit wilden Delfinen zu schwimmen, ohne dass ganze Touristen-Rudel dazwischen gesprungen sind.

      Ihre Schlussfolgerung kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen.
      Delfine können ohne jeden Zweifel in den Weiten der Meere sehr gut (über-)leben. Genauso gut können sie sich aber an menschliche Gesellschaft gewöhnen und mit einer entsprechenden All-Inclusive-Unterbringung arrangieren. Sie werden so anhänglich wie Hunde und sind nach einiger Zeit auch nicht mehr bereit, ins freie Meer zurück zu kehren. Die Hauptursache für das Scheitern der meisten Auswilderungsversuche von Großen Tümmlern war eben diese starke Bindung an ihre menschlichen Betreuer und die Unterkunft in menschlicher Obhut.
      Anstatt sich an ihrer "Freiheit" zu freuen, haben die Tiere alles versucht, wieder menschliche Betreuuer zu finden, die mit ihnen spielen und sie mit Futter versorgen.

      Es ist in aller Regel auch kein Problem bei meeresnahen Haltungen, mit den Tieren Ausflüge ins Freiwasser zu unternehmen – Die denken gar nicht daran, abzuhauen – schon gar nicht, wenn sie bereits in menschlicher Obhut gebroren wurden.

      Dass es neben einer großen Zahl von durchaus tiergerechten Delfinhaltungen auch unzählige Anlagen gibt, die absolut indiskutabel sind, möchte ich nicht bestreiten. Auch sind Wildfänge angesichts der mehr als ausreichend verfügbaren Nachzuchten heute nicht mehr zu rechtfertigen – auch nicht für Dubai!

      Allerdings sind auch Delfinbegegnungen mit wild lebenden Tieren im Freiwasser alles Andere als unproblematisch. Das beginnt mit dem Einschleppen von Krankheiten (v.A. Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten) und endet noch lange nicht mit einer Änderung des natürlichen Verhaltens durch den meist recht häufigen und intesiven Kontakt mit Menschen.
      Von Unsitten wie Füttern, Störung an Ruheplätzen, Sprüngen zwischen die Tiere, Verfolgen mit Schlauchbooten usw. ganz zu schweigen.

      Von daher haben auch *vernünftig geführte* Delfinhaltungen durchaus ihren Sinn – indem Sie Otto Normaltourist von den wild lebenden Populationen fern halten und einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leisten!
      Lieber karrt man 3000 Touries täglich in ein anständig geführtes Delfinarium, wo auch die Tiere durchaus ihren Spaß haben (weil die klatschenden und quiekenden Zweibeiner ihnen nichts tun, auch wenn sie gezielt naß gespritzt werden*), als auch nur 1000 Leute täglich zwischen wild lebenden Tieren ins Wasser zu schmeißen.

      Leider ist nicht alles so einfach, wie man es manchmal gerne hätte. Und verallgemeinernde Aussagen sind im Allgemeinen immer falsch.

      ______
      * Wer einmal miterlebt hat, wie stark die Motivation der Tiere von der Anzahl der Zuschauer abhängt, kann kaum bestreiten, dass auch die Delfine ihren Spaß an solchen Darbietungen haben. Bei "Privatvorführungen" werden schnell mal unbequeme Übungen ignoriert, während bei voll besetzten Rängen auch mal nicht ganz gelungene Übungen auch ohne Kommando des Trainers vom Tier wiederholt werden!

      geschrieben von Norber
  2. Wenn sogenannte Tierschützer ihre Meldungen "auf Enten aufbauen". Ein gelungener Kommentar von Rüdiger unter http://www.slides-only.de/berichte/delfinarien/de

    geschrieben von Susanne
  3. Zu Christine: Nein, die Delfinhaltung ist keine Tierquälerei, genauso wenig wie die Haltung anderer Tiere an sich Tierquälerei ist. Dieser Begriff wird sehr gerne benützt, um Aufmerksamkeit zu erregen, hat aber mit einer "Tatsache", wie Sie schreiben, nichts zu tun.

    In Zoos wie in Privathaushalten gilt: Man muss jeden individuellen Fall betrachten, um ein ernstzunehmendes Urteil abgeben zu können. Alles andere ist meiner Meinung nach nur Stimmungsmache, die keinem der bedrohten Delfine im Ozean hilft. Welchen Bedrohungen Delfine tatsächlich ausgesetzt sind, findest du unter dieser Rubrik: http://www.meeresakrobaten.de/sos/bedrohungen/

    geschrieben von Susanne
  4. egal wer was sagt und wer recht hat.Tatsache ist doch,dass prinzipiell die Haltung von Delfinen Tierquälerei ist.das muss aufhören.diese wunderbaren Tiere gehören in den offenen Ozean.in die Freiheit !!!!

    geschrieben von Christine Debost
  5. Die Verletzungen der angeführten, in Australien gestrandeten Delfine scheinen mir weniger von der Sonne, als von Austrocknung zu stammen – dafür spricht auch die örtliche Ausdehnung der Verletzungen.

    Die einzigen "Delfine", die eine einigermaßen gegen Austrocknung geschützte Haut besitzen, sind die Weißwale, welche ohne Weiteres 6 Stunden und länger an der Luft liegen können – alle Anderen (und insbesondere auch Große Tümmler) erleiden sehr schnell Schäden, wenn die Haut auch nur für wenige Minuten ganz trocken wird.

    geschrieben von Norbert
  6. Ich habe mir den Film http://www.prosieben.de/tv/germanys-next-topmodel… über das Delfinschwimmen der Heidi-Klum-Mädchen angesehen und an keiner Stelle einen Delfin gesehen, der, so wie es Ortmüller in der von ihm veröffentlichten Petition http://www.change.org/de/Petitionen/protestaktion… wiedergibt, regelrecht verbrannt und pechschwarz ist: Worauf stützt Ortmüller seine Aussage? War Ortmüller vielleicht dort und hat die Delfine gesehen?

    Ich könnte mir das nur bei einer sogenannten „Nacht-und-Nebel-Aktion“ vorstellen. Denn nachts sind ja bekanntlich alle Katzen (und auch Delfine?) schwarz – ansonsten aber … Vielleciht hätte Ortmüller, so er denn jemals dort war, etwas „Erleuchtendes“ mitnehmen sollen. Ich gehe aber schlichtweg davon aus, dass Ortmüller niemals in Dubai, niemals in der Nähe des Hotels und niemals in Sichtweite der Delfine war.

    Zurück zu „verbrannten“ Delfinen. Auch die in Australien angeschwemmten, Stunden und Tage in der Sonne liegenden Delfine sind nicht schwarz! Wie also kommt Ortmüller dazu zu sagen, die Delfine in Dubai seien „sonnenverbrannt“ und „pechschwarz“? Ich behaupte, den Delfinen geht es gut und stütze mich dabei auf die Aussage zweier Bekannter, die tatsächlich vor Ort waren: Einer im Spetember 2009, einer im Dezember 2012. Beide sagen unisono, dass es ihrem Augenschein nach den Delfinen gut ging und dass sie das Gefühl hatten, die Betreuer sorgten sich liebevoll um die Delfine.

    Ortmüller’s „Oberhammer“ aber ist, dass er am 5.4. auf Twitter tönt: „Erfolg für Tierschützer – ProSieben streicht Sendebeitrag.“ ProSieben hatte gar nicht vor, den Beitrag über das Delfinschwimmen am 4.4. 2013 zu zeigen, folglich musste er ihn auch nicht streichen. Der Beitrag war nämlich schon am 7.3. zu sehen und kurz darauf auch in der Gala http://www.gala.de/stars/deutsche-stars/gntm-2013…. Folglich ist auch in diesem Zusammenhang nicht von einem „Erfolg der Tierschützer“ zu reden. Da war wohl Ortmüllers Wunsch der Vater des Gedankens. Ein Blick in eine Fernsehzeitung wäre da hilfreich gewesen!

    Vom „Geschäftführer“ einer der (wie außer ihm wohl keiner sagt) weltweit aktivsten Organisationen zum Schutz von Meeressäugetieren mit Vor-Ort-Protestaktionen und juristischen Interventionen gegen katastrophale Haltungen in Delfinarien und Tierquälerei, welche nach eigenen Angaben sogar noch wissenschaftliche Expertisen über Delfinhaltung und Delfinarien initiiert, würde ich, soll sie auch nur ansatzweise seriös „rüberkommen“, schon eine etwas genauere Recherche-Arbeit erwarten.

    Tja, lieber Herr Ortmüller, das war wohl „Ein Schuss in den Ofen“ – ach ja, vielleicht haben Sie dort das „Pechschwarz“ gesehen.

    geschrieben von Rüdiger

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