Meeresakrobaten, 9. Mai 2013
Ich gebe ja zu, „Kürbis“ ist schon ein recht außergewöhnlicher Name für das größte Tier, das jemals auf Erden gelebt hat (und immer noch lebt). Doch wenn man das Foto ansieht, kann man in der Schwanzflosse des Blauwals tatsächlich die Form eines Kürbisses erkennen.
Michael Fishbach von der Great Whale Conservancy hat den Blauwal 1997 zum ersten Mal in der Sea of Cortez (Golf von Kalifornien) gesehen. Seine Freude ist jedes Mal sehr groß, wenn er dem Meeresgiganten erneut begegnet.
Frank Blache, der schon viele Berichte für die MEERESAKROBATEN geschrieben und viele Fotos von seinen großen Reisen zur Verfügung gestellt hat, beobachtete den Blauwal bereits 1996. Siehe dazu auch seinen Beitrag Unterwegs mit der Spirit of Adventure.
Fingerabdruck
Da man in der Zeichnung der Schwanzflosse auch ein weißes Auge erkennen kann, nennen andere Beobachter den Meeresgiganten WHITE EYE. Für Frank und mich ist es einfach FLUKE, der da an der Küste der Baja California entlangzieht.
Fluke wird die Schwanzflosse der Waltiere genannt. Sie ist das markanteste Körperteil, das man von dem 30 Meter langen und zwischen 90 bis 125 Tonnen schweren Tier zu sehen bekommt. Die Fluke ist beim Wal so eine Art Fingerabdruck. Bei jedem Individuum sieht sie anders aus.
Beim Delfin ist übrigens nicht die Schwanz-, sondern die Rückenflosse (Finne) das Markenzeichen.
Wal-Bulle
Michael Fishbach hat Frank Blache Folgendes über den Blauwal aus der Sea of Cortez erzählt: „Von der Bevölkerung rund um Loreto wird der Blauwal CALABAZA genannt. Wir nennen ihn WHITE EYE.
Es handelt sich ganz bestimmt um ein männliches Tier, obwohl wir noch keinen genetischen Beweis dafür haben. Die Tatsache, dass er noch nie in Begleitung eines Kalbes gesehen wurde, lässt uns das vermuten. Außerdem hat er ein für Blauwal-Männchen typisches männliches Verhalten: Er schwimmt oft Flanke an Flanke mit einem anderen Blauwal.
In diesem Jahr sahen wir Calabaza bereits achtmal. Vor zehn Jahren hatte ich beobachtet, wie das Tier sein riesiges Maul öffnete, um zu fressen. Das war sehr beeindruckend!“
Rekordhalter im Tierreich
Über Blauwale gibt es viel zu berichten. Sie sind wahre Rekordhalter im Tierreich. Hier ein paar Highlights aus dem Leben eines Meeresgiganten (entnommen aus dem MEERESAKROBATEN-Lexikon):
* Ein neugeborener Blauwal ist 7 Meter lang und wiegt 2.500 Kilogramm.
* Ein Blauwal-Baby nimmt pro Stunde (!) dreieinhalb Kilogramm zu. Das sind etwa 85 Kilogramm am Tag.
* Ein Blauwal frisst bis zu 4.000 Kilogramm Krill am Tag.
* Das Herz eines Blauwals wiegt mit 600 Kilogramm etwa so viel wie ein Kleinwagen.
* Das größte Lebewesen auf dem Planeten ist weiblich. Weibliche Blauwale erreichen eine Länge von bis zu 32 Metern und können fast 200 Tonnen wiegen; so ein Gewicht erreichen etwa 2.500 Menschen, wenn sie sich zusammen auf eine Waage stellen würden …
* Blauwale werden zwischen 80 und 90 Jahre alt.
* Der Blas eines Blauwals kann bis zu zwölf Meter in die Höhe schießen.
* Blauwale können bis zu 50 km/h schnell schwimmen.
Kleiner Mauswal
Balaenoptera musculus heißt der Blauwal bei Fachleuten. Carl von Linné leitete seinen Gattungsnamen von dem lateinischen balaena (=Wal) und dem griechischen pteron (=Flosse oder Flügel) ab.
Der Artname musculus ist die Verkleinerungsform des lateinischen mus (=Maus). Offensichtlich hat sich Linné hier einen Scherz erlaubt – denn der “Kleine Mauswal” kann immerhin mehr als 30 Meter lang und 200 Tonnen schwer werden …
Lesetipps
* Unterwegs mit der Spirit of Adventure (Reisebericht von Frank Blache)
* Wale und Delfine mit allen Sinnen erfahren (in der Wale-Ausstellung in Münster gibt es ein Blauwal-Herz-Modell, das man begehen kann!)
Danke für das Kompliment, Frank. Aber du weißt, ohne deine Erlebnisse vor Ort und ohne deine fantastischen Fotos wäre dieser Bericht gar nicht entstanden :o))
Ja, "FLUKE" ist schon ein beeindruckender Blauwal, deshalb habe ich mich auch sehr
über die Informationen von Michael Fishbach gefreut!
Ich hoffe, "FLUKE" wird noch viele Jahre seine Wanderungen zwischen Baja California
und Kalifornien unternehmen können.
Vielen Dank, Susanne für diesen – wie immer – sehr interessanten Bericht über "FLUKE"
und Blauwale generell!