Lustige Delfin-Bande
Nach den neugeborenen Delfinen in Harderwijk begegnete ich im Duisburger Zoo einer Jungtier-Bande, die einen ständig zum Lachen bringt. Ich meine damit Dörte, Darwin und Diego, die 2011 fast zeitgleich im Delfinarium geboren wurden.
Schon auf meinem Weg zum Unterwasser-Büro wurde ich von den Rackern begrüßt. Sie schwammen munter im Kanal zwischen den verschiedenen Becken (fürs Publikum sichtbar ist nur eines) und streckten neugierig ihre Köpfe nach mir aus. Doch auch die Begrüßung im Delfinologen-Büro war überaus herzlich. Ich hatte das große Glück, neben den erfahrenen Delfinpflegern Ulf Schönfeld und Roland Edler auch die Tierärztin des Zoos – Dr. Kerstin Ternes – anzutreffen.
Gespräch mit einer bekannten Delfin-Expertin
Und dann kam noch der Hammer. Zufällig arbeitete gerade die bekannte Delfin-Forscherin Dr. Kathleen M. Dudzinski an einer Verhaltensstudie in Duisburg. Ich konnte es kaum glauben: Kathleen kannte ich bisher nur aus meinem (inzwischen leider vergriffenen) Lieblings-Delfinbuch.
Kathleen hat in ihrer neusten Studie nachgewiesen, dass Freiland-Delfine und in menschlicher Obhut gehaltene Delfine (Duisburg) keinerlei Unterschiede in ihrem Verhalten aufweisen.
Selbst „Fission-Fusion-Beziehungen“ leben die Großen Tümmler in Duisburg aus. Darunter versteht man, dass sich die Tiere immer wieder neu gruppieren und sich verschiedene Paare oder mehrere Tiere zählende Gruppen mal im vorderen Becken, mal im hinteren Becken aufhalten.
Bei ihren Freiland-Beobachtungen in Japan und auf den Bahamas hat Kathleen immer wieder hochaggressives Verhalten in den einzelnen Delfingruppen beobachtet. Der Mythos vom Schmusetier Delfin ist wissenschaftlich nicht tragbar.
Kathleen bedauert ebenfalls wie ich, dass Menschen, die noch nie mit Delfinen zusammen waren, mit spektakulären Schlagzeilen in der Presse gegen alle Delfinarien Stimmung machen. Leider vergessen die Medien auf ständiger Schlagzeilensuche die sachliche Berichterstattung, die es zuhauf in veröffentlichten Studien gibt; doch für diese möchte sich ein Allround-Redakteur oder Laie oft keine Zeit nehmen. Zu Kathleen und ihren Forschungen werde ich noch einen eigenen Beitrag verfassen.
Stets unter Beobachtung
Immer von den „Jungfüchsen“ Diego, Darwin und Dörte sowie deren Eltern durchs Unterwasserfenster beobachtet, verbrachte ich herrliche und informative Stunden unter Wasser – nur durch eine Scheibe von den Delfinen getrennt.
Ich erfuhr u.a., dass ein neugeborener Delfin zunächst beide Augen geschlossen hält, wenn er schläft, und erst lernen muss, mit einem offenen und einem geschlossenen Auge zu ruhen.
Die drei 2011 geborenen Großen Tümmler werden noch nicht trainiert. Doch sie sind äußerst lernbegierig und schauen sich die Übungen, die in den Vorführungen gezeigt werden, von den älteren Tieren ab und machen schon richtig mit.
Perfekte Anpassung
Ulf Schönfeld demonstrierte mir einmal unter und einmal über Wasser, wie gut Delfine mit der unterschiedlichen Lichtbrechung in der Luft und im Wasser umgehen können. Obwohl sich ein Ball, der an der Hallendecke aufgehängt war, sehr bewegte, schnellten die Delfine zielgenau aus dem Wasser und berührten den Ball exakt mit der Schnauze. Ich konnte an der Unterwasserscheibe verfolgen, wie sie vor ihrem Sprung den Ball ganz genau taxierten.
Interessant war auch, dass die Großen Tümmler viel unter Wasser kommunizierten. Sie nahmen auch zu mir akustischen Kontakt auf. Nur schade, dass ich kein Delfinisch kann ;o))
Kreative Jungtiere
Während der Vorführungen, die didaktisch und emotional äußerst gut aufgebaut sind, bringen die Jungtiere die Zuschauer immer wieder zum Lachen. Denn sie zeigen etliche Eigen-Kreationen, die mitunter sehr feucht ausfallen. So wirbeln sie das Wasser mit ihren Fluken derart auf, dass so mancher Besucher triefend, aber sehr amüsiert vor dem Becken steht. Auch die Salto-Einlagen der drei „Lümmel“ sind preisverdächtig.
Sehr gut erklären die Delfinpfleger die Anatomie der Großen Tümmler. Ivo „strandet“ sogar auf einer riesigen Waage und die Zuschauer können sein Gewicht (ca. 260 kg) an mehreren Anzeigen ablesen.
Sehr gut veranschaulicht wird auch, warum Delfine nicht über Netze springen, obwohl sie es sehr gut könnten. Ein Delfin lernt nämlich schon sehr früh, abzutauchen, falls Gefahr droht. Aber das Abtauchen in ein Netz bedeutet für ihn, dass er sich verheddert und unter Umständen elendig zugrunde geht. Erst nach und nach haben die Duisburger Delfine gelernt, dass sie über ein gespanntes Seil springen können, ohne dass ihnen etwas passiert.
Sieben der neun Duisburger Delfine sind eigene Nachzuchten. Drei davon (Darwin, Dolly und Dörte) sogar bereits in zweiter Generation. In der Tropenhalle Rio Negro lebt außerdem noch ein Amazonas-Delfin.
Aufklärung und Tierschutz im Zoo
In der Vorführhalle der Großen Tümmler wird der Besucher anhand eines Schnabelwal-Modells (von Jörg Mazur) sowie Infotafeln über die Bedrohung der Waltiere durch den immer mehr zunehmenden Lärm in den Meeren informiert. Draußen säumen Infotafeln der Tierschutzorganisation Yaqu Pacha den Weg. Diese Organisation wird vom Duisburger Zoo unterstützt.
Leider hat es mir nicht mehr gereicht, das „Blaue Klassenzimmer“ anzusehen. Hier erfahren Schüler einen sehr anschaulichen Unterricht. Sie werden genauso wie ich, ihr Erlebnis mit Dörte & Co. nie mehr vergessen …