Tundra-Wanderung
69°27,5N-053°47,8W / Nangissat. Zu dieser Position hat uns der Kapitän über Nacht gebracht.
Mit den Zodiacs fahren wir an Land, um hier eine Tundra-Wanderung zu unternehmen. Wer schon mal zu Fuß in der Tundra unterwegs gewesen ist, der weiß, warum Gummistiefel (nicht nur für die Schlauchbootanlandungen) unbedingt zur Ausrüstung gehören. Man läuft wie auf einem überdimensional hohen Hochflorteppich und immer wieder versinkt man im knöchelhohen Schmelzwasser.
Bitte nicht streicheln!
Auch bei unserer Nachmittagsanlandung in Sioraq erkunden wir die Tundra. In dieser kleinen Siedlung leben nur 50 Menschen, dafür aber umso mehr Hunde. Henryk rät ab, sie zu streicheln, und scherzhaft fügt er hinzu, dass – wenn man sie trotzdem streicheln möchte – man dann als Rechtshänder die linke Hand benutzen soll.
Bei unseren Wanderungen gibt es neben den grandiosen Aussichten auch immer viel zu entdecken. Da ist zum Beispiel der schon leicht verwitterte Schädelknochen eines Polarfuchses oder der halbe Unterkieferknochen – einschließlich Zähnen – einer Robbe. Über ihr Schicksal kann man nur Vermutungen anstellen.
Nachdem wir nun den nördlichen Abschnitt der Disko-Insel hinter uns gelassen haben, segeln wir nun wieder gen Süden. Auf den nächsten Tag freue ich mich schon ganz besonders. Hier – südlich von Disko-Island – wollen wir nach Walen Ausschau halten.
Riesige Eisberge und ein riesiger Wal
Die Szenerie ist wieder einmal spektakulär. Riesige Eisberge – einige mit Torbögen – bieten wunderschöne Fotomotive. Kasper schätzt die Höhe auf ca. 50 Meter; und das sind ja nur die ungefähren 10 Prozent, die über Wasser sichtbar sind. Die Stille wird plötzlich durch ein Geräusch unterbrochen, das ich nur zu genau kenne und das durch Mark und Bein geht. Der Blas von einem Wal! Dann entdecke ich ihn auch. Es ist ein Finnwal! Er ist schnell unterwegs und vor dem gigantischen Eisberg wirkt er fast wie ein Zwerg.
Dabei ist der Finnwal das zweitgrößte Tier auf der Welt (nach dem Blauwal). Sein Gewicht (bis 80 Tonnen) und seine Länge (bis 26 Meter) sprechen für sich. Was für ein schöner Vormittag!
Im Naturhafen von Qeqertarsuaq
Für unsere vorletzte Anlandung brauchen wir nicht in die Zodiacs zu steigen. Wir haben die Möglichkeit, mit der „Rembrandt Van Rijn“ im Naturhafen von Qeqertarsuaq anzulegen. Nicht weit von hier haben wir den Finnwal beobachten können. Die Region ist für seinen Walreichtum bekannt und so wundert es nicht, dass auch das Stadtwappen des Ortes von einem Wal geziert wird.
Basaltlandschaft
Wie auch schon in Aasiaat sind hier die riesigen Kieferknochen eines Grönlandwals zu einem Tor aufgestellt. Nach einem Spaziergang durch den Ort fahren wir mit den Schlauchbooten zu einer weiteren Attraktion des Ortes. An der Südküste befindet sich eine der faszinierendsten Basaltlandschaften Grönlands. Diese zum Teil bizarr wirkenden Basaltformationen und Säulen sind einmalig schön und verleihen der Landschaft ein nahezu märchenhaftes Antlitz.
Auf der Rückfahrt zum Schiff taucht dann noch ein Buckelwal auf. Er zeigt uns kurz seine Fluke und taucht ab. Wir warten bestimmt 10 Minuten, doch er ist nicht mehr zu entdecken. Trotzdem ein krönender Tagesabschluss!
Tolle Fotomotive
Die letzte Landerkundung unserer Expedition findet auf Gronne Ejland statt. Die Insel mit ihren Vogelkolonien und Überresten aus der Thule-Kultur ist streng geschützt. Wir erklimmen einen kleinen Berg und genießen den herrlichen Ausblick, die Stille und den wunderbaren Sonnenschein, der uns fast jeden Tag für 24 Stunden hold war.
Zum Abschluss unserer gelungenen Disko-Insel-Umrundung erfüllt uns der Kapitän noch einen Wunsch. Ein bestimmtes Segelmanöver, bei dem das Schiff trotz gesetzter Segel steht, erlaubt es uns in die Zodiacs zu steigen. Mehrmals umkreisen wir die „Rembrandt Van Rijn“, die unter Segel ein tolles Fotomotiv abgibt.
Im Gepäck verstaue ich wunderbare Eindrücke
Später an Deck suche ich mir ein ruhiges Plätzchen und lasse in Gedanken die Reise Revue passieren. Schon bald geht es zurück nach Deutschland. Im Gepäck ca. 1.000 Fotos, viele spannende Erlebnisse aus Westgrönland … und natürlich meine Winterbekleidung, die ich wieder in den hintersten Winkel meines Kleiderschrankes verstauen werde. Bis zur nächsten Expedition in die Arktis!
Erlebnisbericht auch bei PolarNEWS veröffentlicht
Frank hat auch einen sehr interessanten Bericht – „Walsafari mit Landgang“ – über seine Grönland-Erlebnisse im Magazin PolarNEWS veröffentlicht.
As usual, stunning photographs and a very interesting narrative! I enjoyed reading about the whales and icebergs as well as details like how Greenlanders choose a house color, and the Dane in the abandoned village. I bet it was great to be on a sailing ship, too, without the sound of the motor all the time…..
It must have been very weird and sad to see the butchered porpoise, though! But aounds like there were plenty of happy times on your Greenland adventure.
Sorrythis is in English but It is much easier for me to write…..
Very nice to read your comment, Toni! I´m glad you like my narration and the photos!
It´s not a problem you write in English. That´s "Otto Krause" *smile*
Wieder toll umgesetzt! Vielen Dank, Susanne!!
Ich habe zu danken, Frank ;o))
Frank schreibt sehr lebendig und informativ. Ein außergewöhnlich interessanter Bericht! –
Oh, der geht ja noch weiter. Muss gleich umblättern.