Meeresakrobaten/17. Dezember 2013
Übersetzung des Beitrags Keep smiling von Justin Gregg
Justin Gregg ist Delfin-Experte. Er arbeitet als Wissenschaftler für das Dolphin Communication Project und befasst sich schon viele Jahre lang sowohl mit wilden als auch mit in menschlicher Obhut lebenden Delfinen. Zu seinen Studienobjekten gehören u.a. die Fleckendelfine auf den Bahamas (Bimini-Insel).
Ein unsichtbares Band?
2004 wurde Justin mit einer Idee konfrontiert, die ihn zum Nachdenken brachte. Eine Physiotherapeutin hatte die Idee, ein paar Delfine zu fangen und sie mit Menschen zusammenzubringen. Die Therapeutin war sich ganz sicher, dass Delfine den Menschen von Natur aus helfen wollen und dass Delfin und Mensch wie durch ein unsichtbares Band miteinander verknüpft seien.
Zehn Jahre später kann Justin mit Sicherheit behaupten, dass es solch ein Band nur selten gibt – zumindest ist es nicht auf alle Delfine übertragbar. Bei seinen vielen Begegnungen mit Delfinen hat er zwar immer wieder Annäherungen von Delfinen und Tauchern beobachtet, doch sind ihm auch aus der Literatur und aus Filmen viele Szenen bekannt, in denen Delfine Menschen verletzten.
Einzelgänger
Inzwischen wurde viel Material über allein lebende Delfine gesammelt. Zum Beispiel über Pita aus Belize, Davina aus Großbritannien, Filippo aus Italien, Tiao aus Brasilien und Jojo aus Turks and Caicos (Ergänzung Meeresakrobaten: Fungi aus Irland).
2003 wurden 29 solitär lebende Delfine gemeldet, über die es wissenschaftliche Studien gibt. Die Studien zeigen, dass es bei einzelgängerischen Delfinen tatsächlich eine Affinität zu Menschen gibt. Doch laufen diese Begegnungen immer freundlich ab? Bei diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander.
Sexuelle Annäherung
Von den 29 Delfinen hatten 13 Tiere die Anwandlung, sich Menschen, Bojen und/oder Booten sexuell anzunähern. Vor allem männliche Delfine zeigten dieses Verhalten. Sie hatten Erektionen, wenn sie Schwimmern begegneten, und versuchten bei den Menschen aufzureiten. Ob diese Bedrängung tatsächlich in Paarungsabsicht erfolgte, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, doch die Begegnungen stellten auf jeden Fall eine Gefahr für die Menschen dar.
Vor allem Frauen werden immer wieder Opfer dieser Übergriffe. Manch eifersüchtiger Delfin treibt den männlichen Begleiter seiner „Menschen-Freundin“ aus dem Wasser, um die Frau für sich allein zu haben. Einige der auffälligen Delfine „entführten“ Schwimmer auf die offene See und hinderten sie am Zurückschwimmen. Manche Schwimmer wurden von einem Delfin auf den Meeresboden gedrückt.
Zwei Drittel der 29 Delfine benahmen sich rüpelhaft. Die Menschen, die mit ihnen schwammen, erlitten Knochenbrüche oder wurden gar bewusstlos.
Nachtrag Januar 2017: Im vergangenen Jahr wurden auch in der Ostsee einzelgängerisch lebende Delfine gesichtet. Es handelt sich um das Bullen-Paar Selfie und Delfie und um Freddy. Mehr über die „Ostsee-Tümmler“, die sich auch immer wieder den Menschen anschließen, erfahrt ihr unter Der mit den Delfinen taucht und Tauchen mit Freddy.
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@Susi: Weil er nicht im Wasser schwimmt … In Australien (Monkey Mia) werden die toten Fische aus Eimern gefüttert. Auch diese Fische leben nicht mehr …
"(Anmerkung Meeresakrobaten: Die Delfine werden mit totem Fisch gefüttert, den sie gerne annehmen. Damit wird die Behauptung von Delfinariengegnern widerlegt, Delfine würden von Natur aus keinen toten Fisch – wie er eben auch in Delfinarien verfüttert wird – fressen.)"
Woher nehmen Sie die Gewissheit das es sich dabei um toten Fisch handelt, der da verfüttert wird?
Vielleicht sollte man mal endlich einen Unterschied zwischen Speisefisch und Aas machen!
Aas sind tote, nicht ausgenommene Fische, die bereits Verwesungsspuren zeigen. Diese sind für Delfine ebenso ungenießbar, wie für Menschen. Aus diesem Grund haben Delfine einen sehr feinen Geschmacksinn, wass Ammoniak angeht: Ammoniakgeschmack können die gar nicht ab!
Speisefisch sind tote, aber in einer geeigneten Kühlkette frisch gehaltene Fische, wie man sie auch im Lebensmittelhandel bekommt. Solche Fischmahlzeiten sind auch bei Delfinen hoch willkommen.
Ebenso haben einige wild lebende Delfingruppen inzwischen gelernt, tote Fische von Langleinen abzupflücken: Auch diese muss man anstrengend jagen und frisch sind sie auch noch!
Im Mittelmeer bringen Orcas auch regelmäßig die traditionellen Thunfisch-Fischer zur Weißglut, weil sie harpunierte Thunfische, die zum Transport hinter den Booten hergezogen werden, bis auf den Kopf (sie sind an den Kiemen angebunden) abfressen!
Im Übrigen dürfte in Australien dieselbe Regel gelten wie in Delfinarien: Nämlich, dass ausschließlich aufgetauter Tiefkühl-Fisch verfüttert werden darf, da dieser durch das Einfrieren über eine gewisse Zeit garantiert frei von Parasiten (diverse Würmer) ist.
"Man hört übrigens kaum von Menschen, die in einer prekären Situation von Delfinen nicht gerettet wurden. Das gibt die bekannte Delfin-Expertin Kathleen Dudzinski zu bedenken."
Das dürfte schlicht den Grund haben, dass diese Menschen niemandem mehr irgend etwas berichten (können) – außer vielleicht dem Pathologen!
Damit verhält es sich exakt genauso, wie mit den zahlreichen Kriegsberichten über wundersame Rettungen und schier unglaubliche Zufälle: Da diejenigen, die das Glück nicht auf ihrer Seite hatten, nicht mehr leben, bleiben nur die Erzählungen der Glücklichen!