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Über die Orca-Haltung auf Teneriffa


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Gast-Beitrag von Philipp J. Kroiß/15. Dezember 2013
(38 Kommentare)

Nicht zuletzt durch den Film „Blackfish“ steht die Orca-Haltung stark in der Kritik. Oft resultiert solche Kritik nicht auf klaren Fakten, sondern auf Desinformationen und Unkenntnis.

Adan wurde im Loro-Park geboren. (Foto: Philipp J. Kroiß)

Adan wurde im Loro-Park geboren.
(Foto: Philipp J. Kroiß)

Um mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, möchte ich Fakten zur und Vorgehensweisen bei der Orca-Haltung präsentieren. Im Zentrum der Betrachtung soll dabei vor allem der Loro Parque auf Teneriffa stehen, der Mitglied im Verein Deutscher Zoodirektoren (VDZ) ist.

Wildfänge

Im Loro Parque leben sechs Tiere, die teilweise Nachzuchten in Menschenobhut in erster, zweiter oder dritter Generation sind. Der jüngst zurückliegende Wildfang eines Orcas, der momentan in den SeaWorld Parks lebt, die den Loro Parque unterstützen, ist im Jahre 1983 datiert.

Einzig Morgan stammt aus der Wildbahn, wurde aber von den Helfern des Dolfinariums in Harderwijk rechtzeitig vor dem Tod bewahrt.

Weltweit werden im Jahre 2013 45 Orcas in Delfinarien gehalten. 10 davon wurden im Zeitraum zwischen 1969 und 1992 gefangen und leben somit durchschnittlich schon 33 Jahre in Menschenobhut. Der weltweit letzte dokumentierte Wildfang ereignete sich 2012 für ein ostsibirisches Delfinarium. 73 Prozent (entspricht 33 Tieren) des weltweiten Bestandes haben seit 1988 in Menschenobhut das Licht der Welt erblickt. Eines davon – Adán – ist bereits eine Nachzucht in dritter Generation, sechs davon in zweiter.

Lebenserwartung

Von verschiedenster Seite wird behauptet, dass Orcas eine Lebenserwartung von etwa neun bis zehn Jahren in Menschenobhut hätten.

Werbung am Flughafen  (Foto: Susanne Gugeler)

Werbung am Flughafen
(Foto: Susanne Gugeler)

Der VDZ zu diesen Zahlen: „Auf diese Zahl kommt man in etwa, wenn man alle in der Steinzeit der Schwertwal-Haltung kurz nach dem Fang gestorbenen und die in jüngerer Zeit tot oder lebensschwach geborenen Tiere mitzählt.“ (siehe Verband Deutscher Zoodirektoren e.V., Stand 30.09.2013).

Liest man sich die Quelle für diese Behauptung (Free Morgan Foundation, Seite 8 ganz unten, Stand 30.09.2013) durch, so merkt man, dass die Aussage doch eine andere ist. Erstens, errechnet der Autor nicht die Lebenserwartung, sondern die durchschnittliche Dauer der Menschenobhut. Zweitens wendet er dabei die doch sehr fragliche Vorgehensweise an, alle jemals gehaltenen Orcas in diese Betrachtung mit einzubeziehen, auch die, die im ersten Lebensjahr gestorben sind.

Bei einer nachgewiesenen neonatalen Mortalitätsrate bei Orcas von 43 Prozent wird die Sinnlosigkeit einer solchen Rechnung klar. Errechnet man die mittlere Lebenserwartung einer Population, ob in der Wildbahn oder in Menschenobhut, auf Basis wissenschaftlicher Verwendbarkeit, werden nie alle Tiere in die Betrachtung mit einbezogen. Die Tiere, die im Rahmen der neonatalen Mortalität sterben, bleiben dabei immer ausgeklammert. Wenn man die jetzt natürlich mit einbeziehen würde, sähen die Zahlen für die Wildbahn auch anders aus.

Orcanarium auf Teneriffa (Foto: Susanne Gugeler)

Orcanarium auf Teneriffa (Foto: Susanne Gugeler)

Die Zahlen, auf die sich der Autor dann bezieht und mit denen er seine Ergebnisse vergleicht, sind – normal wissenschaftlich – unter Ausschluss der im ersten Jahr verstorbenen Jungtiere ermittelt worden. Es werden also Zahlen verglichen, die überhaupt nicht vergleichbar sind. Solche Zahlen dann mit der Zahl aufzuwiegen, dass Orcas in der Wildbahn sogar bis zu 90 Jahre alt werden, ist natürlich stark desinformierend, weil man zwei auf verschiedene Weisen zustande gekommene Zahlen miteinander vergleicht, was wissenschaftlich nicht haltbar ist. Man kann bei Orcas von einer Lebenserwartung von 50 Jahren in der Wildbahn ausgehen.

Der älteste Orca in Menschenobhut heißt Corky II, lebt in SeaWorld California und ist im Dezember diesen Jahres 44 Jahre in Menschenobhut. Beim Fang 1969 wurde das Tier auf drei Jahre geschätzt. Das ergibt ein Alter von 47 Jahren, das durchaus an die Lebenserwartung der Tiere in der Wildbahn heranreicht. Viele Tiere in Menschenobhut haben allein aufgrund ihres Geburtsdatums noch gar nicht die Möglichkeit, 50 oder älter zu sein.

Wenn man die jährliche Überlebensrate von Tieren in den Ozeanarien (O, 937) und der Wildpopulation der Ocas in Britisch Kolumbien / Washington im Jahre 1990 (0,976) vergleicht, schneiden die Orca-Haltungen kaum schlechter ab.

38 Kommentare

  1. Den Beitrag von Jenni Schmidt habe ich auf Bitten der Kommentatorin gelöscht.

    geschrieben von Jenni Schmidt

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