Symposium, Teil 5
Live-Präsentation
Am Sonntag, 20. Juli 2014 gab es dann eine Live-Präsentation mit Delfinen im Delfinarium 1 (dem alten Delfinarium).
Der Bioakustik-Vortrag wurde von Dr. Kurt Hammerschmidt, Kognitive Ethologie, Deutsches Primatenzentrum, Göttingen durchgeführt.
Dr. Hammerschmidt stellte sehr anschaulich dar, wie die Laute beim Menschen und bei verschiedenen Tieren gebildet werden. Er berichtete von Buzz-, Whistle- und Echolokations-Lauten, die von der Orca-Forscherin Heike Vester in Norwegen aufgezeichnet wurden. Bei den akustischen Freilandaufnahmen, die über einen Computer abgespielt wurden, konnte man neben den Wal-Lauten auch deutlich den Unterwasserlärm („noises“) hören, der von naturgegebenen Vorkommnissen sowie menschlichen Aktivitäten verursacht wird.
Hammerschmidt machte deutlich, dass die Lärmbelastung in einem ordentlich geführten Delfinarium weitaus geringer ist als diejenige im Meer.
Der Delfin-Experte Dr. Lorenzo von Fersen (Vorsitzender von YAQU PACHA und Artenschutzbeauftragter des Nürnberger Tiergartens) erläuterte zu einer Frage aus dem Publikum, dass Delfine zwar viele verschiedene Laute erzeugen und bestimmte Zurufe der Trainer verstehen könnten. Man könne ihnen aber deshalb nicht automatisch ein menschen-ähnliches Sprachverständnis unterstellen.
Danke für diesen sachlichen Bericht!
Ich finde es wirklich wichtig, zu differenzieren: Einem Delphin in einem deutschen Delphinarium geht es heute echt gut.
Wahrscheinlich hat er eine höhere Lebenserwartung als im Freiland. Neben den genannten Hai-angriffen u. a. Unbilden kommen ja noch die harten Kämpfe innerhalb der Delphingruppen dazu: Halbstarke und ausgewachsene Bullen können andere Tümmler verprügeln oder sogar töten.
Das ist eine normale Verhaltensweise. Das Leben im Freiland ist für Delphine kein Zuckerschlecken.
http://scienceblogs.de/meertext/2014/01/12/delphin-verhaltensforschung-2-von-schwammtauchern-und-kindsmoerdern/
Delphinhaltung an anderen Orten und zu anderen Zeiten ist sicherlich weniger gut, aber man muss jeweils den Einzelfall beurteilen.
Die Tierschutzextremisten sagen auch an keine Stelle, was ihr Ziel ist:
Würde die Delphinhaltung in Deutschland verboten, was würde dann mit den Tieren passieren?
Würden sie getötet oder verkauft?
Auswildern kann man sie nicht, die meisten sind Nachzuchten aus Zoos.
Und sie verkennen den Wert eines Delphins im Zoo: Er ist ein Meeresbotschafter und arbeitet jeden Tag für den Schutz der frei lebenden Wale und den Ozeanschutz. Die didaktisch aufbereiteten Programme der deutschen Delphinarien greifen genau diese Themen auf. Und zumindest ein Teil der Besucher wird so für diese Themen sensibilisiert.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung, die ich voll und ganz teile!
Delfine werden nicht nur von Seelowen zerkratzt (eher selten) sonden in aller Regel von ihren Artgenossen. Diese sogenannten „Rake-Marks“ (viele parallele Kratzer) findet man bei allen Großen Tümmlern, aber auch bei Orcas und anderen Zahnwalen; deren Fehlen ist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Tier schon längere Zeit keinen Kontakt mehr zu Artgenossen hatte.
Von sogenannten Delfinschützern werden diese „Rake-Marks“ gerne als Zeichen gedeutet, dass Tiere „gemobbt“ würden – das Gegenteil ist der Fall: Solange diese Schrammen nicht überhand nehmen, sind sie ein Zeichen dafür, dass in dem Pod alles in Ordnung ist. Das Fehlen (oder zu wenige Kratzer) würde bedeuten, dass ein Tier den Rest der Gruppe konsequent meidet, bzw. gemieden wird.
Im Übrigen sind Delfine in Delfinarien eher wenig verschrammt, da es durch vernünftiges Gruppenmanagement inzwischen möglich ist, relativ harmonische Gruppen zu bilden. Wer beim Whale-Watching einmal genau hinsieht, wird erschrocken sein, wie stark wild lebende Tiere oftmals mit Rake-Marks übersät sind. Die Delfinkuh (samt Kalb) die ich im Frühjahr beim Whale-Watching auf Teneriffa beobachten durfte, hätte in einem Delfinarium mit Sicherheit eine Welle der Empörung ausgelöst. Laut der anwesenden Wissenschaftler des EAAM (von denen etliche an wilden Populationen forschen), war sie aber für ein wild lebendes Tier keineswegs auffällig.
Im Freiwasser sind halt keine Tierpfleger zur Stelle, um Kämpfe und Rangeleien zu schlichten, oder Streihähne in anderen Anlagen unterzubringen. So, wie in Nürnberg mit Arni geschehen – der hat jetzt seine eigenen Kühe und braucht sich nicht mehr mit Moby und Noah zu fetzen – was er ohnehin weder durfte, noch konnte – dank des absperrbaren Mehr-Becken-Systems der Lagune.
Vielen Dank für deine Ergänzungen zu den „Rake-Marks“, Norbert! Deine Beiträge sind immer eine große Bereicherung für die MEERESAKROBATEN! Schade, dass du letztes Wochenende nicht dabei warst …