Eine Pressemitteilung der Schweizer Wal- und Delfinschutz-Organisation OceanCare zur 65. IWC-Tagung in Slowenien:
Alle Versuche Japans, das kommerzielle Walfangverbot zu umgehen, sind auf der internationalen Walfangtagung gescheitert. Der angeblich wissenschaftliche Walfang Japans wird künftig von der Internationalen Walfangkommission (IWC) kontrolliert.
Die Organisationen OceanCare und Pro Wildlife sehen dies als das wichtigste und beste Ergebnis der am Donnerstag zu Ende gegangenen Walfangkonferenz.
Anträge, Küstenwalfang zu betreiben wurden ebenso abgelehnt wie die Initiative, Walfleisch als Beitrag zur Nahrungssicherung zu etablieren.
Fangquote übersteigt Eigenbedarf
Negativ bewerten OceanCare und Pro Wildlife die Entscheidung der Kommission, Grönland eine Fangquote für Wale zu erteilen, die nach Ansicht der Walschützer den tatsächlichen Eigenbedarf der Inuit weit übersteigt. Kritik übten die beiden Organisationen am mangelnden Einsatz der EU. Die deutsche und Schweizer Delegation lobten sie für einen konstruktiven Dialog und ihr Engagement für den Walschutz.
Die wichtigsten Ergebnisse
*** Künftig muss die IWC neue Forschungsprojekte offiziell genehmigen. Dieser Beschluss setzt das IGH-Urteil vom März um, das Japans angeblich wissenschaftliches Walfangprogramm in der Antarktis wegen mangelnder Wissenschaftlichkeit verboten hatte. Neuseeland hatte die Resolution bei der IWC-Jahrestagung eingebracht.
Bisher hatte Japan dem Wissenschaftsausschuss der IWC seine angeblichen Forschungsprogramme zwar zur Diskussion vorgelegt, doch weder das Fachgremium noch die Vollversammlung der IWC konnten die Walfänger aufhalten. „Mit diesem Schritt stopft die IWC zwar nicht komplett das Schlupfloch des Wissenschaftswalfangs, aber es wird deutlich kleiner“, sagt Sandra Altherr, die für Pro Wildlife die Walfangtagung beobachtet.
Japan reagierte auf den Beschluss mit der Ankündigung, sein Wissenschaftsprogramm so zu modifizieren, dass es den Anforderungen des IGH-Urteils entspreche. „Wir fordern Japan auf, diese Entscheidung der Vollversammlung zu akzeptieren und nicht nach anderen Schlupflöchern zu suchen“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin der Schweizer Organisation OceanCare.
*** Den grönländischen Inuit gestatteten die Delegierten jährlich 178 Zwergwale, 19 Finnwale, 10 Buckelwale und zwei Grönlandwale zu jagen, allerdings nur zur Selbstversorgung. OceanCare und Pro Wildlife kritisieren diese Fangquote als unverhältnismässig hoch. „Neue wissenschaftliche Studien bestätigen, dass der tatsächliche Verbrauch der Inuit deutlich geringer ist als die Fangquoten“, sagt Altherr.
*** Ghana zog in letzter Minute eine Resolution zurück, die auf Initiative Japans Walfang als Beitrag zur Welternährungssicherung etablieren sollte.
*** Ein Antrag Japans auf Küstenwalfang scheiterte mit 19 Ja- zu 39 Nein-Stimmen – eine Dreiviertelmehrheit wäre hierfür notwendig gewesen.
*** Ein Walschutzgebiet im Südatlantik lehnten die Delegierten in der Vollversammlung mit 40 Ja zu 18 Stimmen ab. Da im Südatlantik keine Wale gefangen werden, werten die Walschützer diese Entscheidung als wenig gravierend.
*** Eine Resolution Monacos verstärkt die Kooperation zu stark wandernden Wal- und Delfinarten mit anderen internationalen Foren. „Wir erhoffen uns, dass Wale und Delfine durch die verstärkte Zusammenarbeit besser geschützt werden, doch das ist noch ein langer Weg“, so Lüber, die für OceanCare als Sonderberaterin für Meeresschutz an der UNO teilnimmt.
*** Auf Antrag Chiles wurden die Rechte der Verbände gestärkt.
Schweizer wurde zum Vorsitzenden der IWC gewählt
Außerdem wurde Bruno Mainini, Delegationsleiter der Schweiz, am Donnerstag neu als Vorsitzender der Internationalen Walfangkommission gewählt. Er wird die nächsten zwei Jahre den Vorsitz der IWC innehaben. An seine Seite wird Joji Morishita, Delegationsleiter Japan, als Vizepräsident gestellt.
Kommerzieller Walfang ist seit 1986 verboten. Doch Länder wie Japan, Island, Grönland und Norwegen nutzen Schlupflöcher, um dieses Verbot zu umgehen. Auf der Internationalen Walfangtagung treffen Vertreter der Walfanglobby auf Umweltschützer und verhandeln über Fangquoten, Tötungsmethoden und Schutzgebiete.
(Quelle: OceanCare)
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