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Trieben Hasstiraden Delfintrainer in den Tod?


Nach Angaben der Mallorca Zeitung vom 8. März 2015 wurde der Ex-Delfintrainer des Marineland – Jose Luis Barbero – am 7. März 2015 tot aufgefunden.

Ein Video auf YouTube

José Luis Barbero war in den letzten Wochen durch ein Video in die Schlagzeilen geraten.

Offenbar zeigt es den langjährigen Delfintrainer, wie er während eines Trainings im Marineland auf Mallorca versucht hat, vom Beckenrand aus nach einem Delfin zu treten und mit der Hand nach ihm zu schlagen. Allerdings ist das Video von schlechter Qualität und scheint auch mehrfach geschnitten zu sein. Die Authentizität des Films wird noch geprüft.

Todeswünsche auf Facebook

Der Aufruhr im Internet nach der Veröffentlichung des Filmes auf YouTube war groß, was man als Tierfreund nachvollziehen kann. Doch nicht nachvollziehbar sind Todeswünsche gegen Barbero, wie man sie u.a. auf der Facebook-Seite von Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des deutschen Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) lesen konnte, nachdem die Mallorca Zeitung am 5. März 2015 bekannt gegeben hatte, dass Barbero als vermisst galt.

Eine Daniela H. schrieb dort beispielsweise: „Ich stelle mir noch eine Weile vor, dass ihn jemand in einer Toilettenschuessel ertränkt hat. Traurig sein, dass es nicht so ist, kann ich spaeter immer noch.“

Kommentare gelöscht

Offenbar hat der WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller die entsetzlichen Kommentare inzwischen gelöscht (am 6. März 2015 jedenfalls waren die Todeswünsche noch abrufbar, und da war bereits bekannt, dass Barbero als vermisst galt). Vielleicht hat die Löschung auch Facebook selbst oder der eine oder andere Kommentator vorgenommen. Ich weiß es nicht.

Haben Hasstiraden Delfintrainer in den Tod getrieben?

Doch die Hasstiraden gegen den Delfintrainer, die im sozialen Netzwerk verteilt wurden (ich meine jetzt nicht nur die Kommentare auf der Jürgen-Ortmüller-Facebook-Seite, sondern auch auf anderen FB-Seiten), sind in keinster Weise zu rechtfertigen. Haben sie Barbero letztendlich in den Tod getrieben? Hat er dem Druck manch extremer Delfinariengegner nicht mehr standgehalten?

Stellungnahme von Mike Leven

Mike Leven, Geschäftsführer des Georgia Aquariums/USA, war nach eigenen Angaben empört, traurig und frustriert über die Nachricht von Barberos Tod. In seiner Stellungnahme kann man lesen, dass Barbero fast vier Jahrzehnte mit Tieren zu tun hatte. Seit acht Jahren stand er dem Georgia Aquarium als Berater zur Seite.

Den Vorwürfen, die gegen Barbero nach der Veröffentlichung des o.g. Videos vorgebracht wurden, wollte das Georgia Aquarium gewissenhaft nachgehen und den Vorfall aufklären. Doch dazu kam es nicht mehr …

Barbero und seine Familie erhielten Todesdrohungen

Laut Leven erhielten Barbero und seine Familie (Barbero war verheiratet und hatte sowohl Kinder als auch Enkelkinder) Todesdrohungen. Gruppen und einzelne Tierschützer spielten sich als Richter gegen ihn auf.

Es gab keine Chance, die Vorwürfe gegen Barbero zu prüfen. Viele Menschen verurteilten ihn, bevor der Vorfall rechtsmäßig untersucht wurde, und überschütteten ihn so sehr mit Hass, dass er sich deshalb offenbar das Leben nahm.

Nachtrag vom 4. Dezember 2022: Über José Luis Barbero wurde eine Doku gedreht, die man auf Netflix abrufen kann.

1 Kommentare

  1. Die Mallorca Zeitung hat am 12. März 2015 einen Artikel über den Tod von Jose Luis Barbero veröffentlicht.
    Dort kann man u.a. lesen, dass Barbero „zu einer ­unerwünschten Person geworden“ war, „auf die fanatisierte Tierschützer aus aller Welt virtuell einprügelten. Wegen ein paar unscharfer Bilder.“ Und: „Der Fall zeigt eindrücklich, wie Empörungsstürme in den sozialen Netzwerken einen Menschen zerstören können.“
    http://www.mallorcazeitung.es/meinung/2015/03/12/tod-delfintrainers/35359.html?utm_source=rss

    geschrieben von Susanne

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