MEERESAKROBATEN-Beitrag, basierend auf einer Übersetzung des Online-Artikels Filmmaker plans more balanced documentary on Taiji’s dolphin hunt / 25. Mai 2015
Der Bürgermeister von Taiji/Japan sowie eine Filmemacherin aus New York planen einen Dokumentarfilm über die japanische Tradition, Wale und Delfine zu töten.
Megumi Sasaki stammt ursprünglich aus Hokkaido und lebt seit 30 Jahren in New York. Die Filmemacherin sagt, dass sie keine persönliche Bindung zu Walen oder Delfinen habe. Als Kind hätte sie jedoch in der Schulkantine Walfleisch gegessen.
Weg vom „bösen“ Image
Sasaki möchte gerne eine Dokumentation über die Delfinjagd in Taiji drehen und die Fischer von ihrem „bösen“ Image befreien.
Taiji – bekannt als Wiege des Walfangs – bekam durch den 2010 mit einem Oscar ausgezeichneten Film „The Cove“ einen schlechten Ruf durch Anti-Walfang-Gruppen und Naturschützer. Während der Treibjagd-Saison wandern viele Delfinschützer in den 3.300 Einwohner zählenden Ort ein und dokumentieren das Schlachten der Delfine.
2014 stellte sich Caroline Kennedy – sie ist US-Botschafterin in Japan – gegen den Delfinfang. Die lokale Fischereigenossenschaft erhielt daraufhin Hunderte wütende Fax-Nachrichten.
„Ob die Jagdtechnik gut ist, ist eine subjektive Frage“, findet Sasaki. „Ich möchte die Taiji-Fischer nicht einfach so beschuldigen.“ Sie vermutet, dass es vor lauter Emotionen auf den Seiten von Delfinjagd-Befürwortern und -Gegnern noch zu keiner echten Debatte gekommen ist.
Sasaki kann die Reaktion der WAZA nicht verstehen
Sasaki kann auch die Reaktion der WAZA nicht verstehen und findet sie unvernünftig. Sie sagt: „It singles out drive hunts as evil and threatens Japanese zoos and aquariums. It feels unreasonable to me and raises questions.“
Wie bei den MEERESAKROBATEN berichtet, drohte der Weltzooverband dem japanischen Zoo- und Aquarienverband JAZA den Ausschluss an, falls dieser sich nicht von der Treibjagd distanziere. Die JAZA beugte sich der Drohung und ihr Vorsitzender verkündete am 20. Mai 2015, dass er alle Mitglieder ausschließen werde, die Delfine aus der Treibjagd beziehen.
Anders als Megumi Sasaki sehen die MEERESAKROBATEN dies als großen Erfolg in der Bekämpfung des Delfinfangs an und bedanken sich dafür sowohl bei der WAZA als auch bei der JAZA.
Befürworter und Gegner sollen zu Wort kommen
Sasaki plant, in ihrem Dokumentarfilm sowohl Befürworter als auch Gegner der Delfintreibjagden zu Wort kommen zu lassen. Ihr liegt es am Herzen, die Ernährungsweise der Japaner, ihre Kultur, Traditionen, die Koexistenz von Mensch und Tier sowie kulturelle Zusammenstöße zu veranschaulichen.
Interview mit dem Bürgermeister von Taiji
Sasaki begann ihre Dreharbeiten 2010. Inzwischen war sie 20 Mal in Taiji. Am 27. April 2015 interviewte sie Kazutaka Sangen – den Bürgermeister von Taiji.
„Wir wollen unsere Stadt zu einem Ort machen, in dem sich internationale Walforscher und Touristen begegnen. Sie sollen unsere lange Geschichte in Bezug auf Wale kennenlernen“, sagte Sangen.
200 Stunden Filmmaterial
Sasaki besuchte auch mehrere Konferenzen und interviewte Wal-Experten. Sie hat insgesamt 200 Stunden Filmmaterial gesammelt. Nach eigenen Angaben hat sie in den Interviews erfahren, dass beide Seiten für den Erhalt von Meeresressourcen seien.
Gottesdienste für verstorbene Wale
Während einige Tierschutzorganisationen Wale den Menschen gleichstellen, halten die Fischer in Nagato, Yamaguchi Prefecture, traditionelle Gedenkgottesdienste für verstorbene Wale ab. Buddhistische Priester geben den toten Walen sogar Namen.
In Taiji gibt es jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung für die Wale.
Filmemacherin will gesunden Dialog
„Ich will Fakten in meinem Dokumentarfilm, sodass die Zuschauer sich ihre eigenen Gedanken über den Walfang und die Delfinjagden machen können“, erklärt Sasaki. „Ich hoffe, der Film wird zu einem gesunden Dialog beitragen.“
Sasaki hat vor, den Dokumentarfilm auf einem internationalen Filmfestival zu Beginn des nächsten Jahres zu zeigen.
(Quelle: Filmmaker plans more balanced documentary on Taiji’s dolphin hunt)
Die MEERESAKROBATEN halten es für eine gute Idee, in einem Film beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Wahrscheinlich werden durch diese Dokumentation noch mehr Menschen in Japan erreicht als durch „The Cove“. Somit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich immer mehr Einheimische von den Argumenten der Treibjagd-Gegner überzeugen lassen.