Lesetipp/6. Mai 2015
Die MEERESAKROBATEN möchten euch heute ein ganz besonderes Buch vorstellen, das vom Bayerischen Landesamt für Umwelt herausgegeben wurde. Es geht um das Thema BIONIK.
BIONIK ist das Synonym für die Entwicklung von Spitzentechnologien aus Vorlagen der Natur.
Für Kinder gibt es bereits einige BIONIK-Beiträge auf der Website www.derkleinedelfin.de.
Vorbilder aus der Natur
Nun möchte ich das Thema auch Erwachsenen schmackhaft machen.
Während eines Besuchs der Ausstellung „Ideenreich Natur“ im Tiergarten Nürnberg bin ich auf das Buch Bionik – Ideenreich Natur von Korbinian Freier aufmerksam geworden. Es fasst alle in der Ausstellung dargebotenen Anschauungswerkstoffe, Experimente usw. zusammen und informiert darüber hinaus auch noch über weitere Vorbilder aus der Natur.
Aus dem Inhalt des Buches (nur auszugsweise)
* Stark wie ein Baum – Stabilität im Pflanzen- und Tierreich
* Wohnst du schon bionisch? – Wärme, Licht und Lüftung in Gebäuden
* Roboter nach dem Vorbild der Biologie
* Fliegen ist schöner
* Wasser in der Wüste
* Artenvielfalt macht ideenreich
Was haben Delfine mit BIONIK zu tun?
Clevere Ideen aus dem Tierreich wurden auch schon von Walen und Delfinen abgeschaut.
Gleich auf neun Seiten begegnet man den Delfinen. Ich habe einmal die dort stehenden Informationen zusammengefasst:
Zum einen sind Delfine die klassischen Vorbilder für eine reibungsarme Fortbewegung im Wasser. Forscher haben herausgefunden, dass die Haut von Delfinen von Vertiefungen im Bereich von Millionstel-Millimetern übersät ist.
Man kann diese Vertiefungen nicht mit der Hand fühlen. Dazu sind sie viel zu fein. Mit einer schleimartigen Flüssigkeit gefüllt, reduzieren sie den Strömungswiderstand und wirken biologisch gegen den Befall von Seepocken.
Ortung und Kommunikation
Zum anderen werden die Delfine natürlich auch beim Kapitel über die Ortung und Kommunikation erwähnt. Allerdings war das Sonar, mit dem sich Delfine und beispielsweise die Besatzung eines U-Bootes orientieren, unabhängig von den Meeressäugern bereits 1915 im Ersten Weltkrieg entwickelt worden. Beim Sonar handelt es sich also um eine Parallelentwicklung von Mensch und Tier.
Delfine puzzeln sich Informationen zusammen
Doch mit dem Sonar unter Wasser kann es auch Probleme geben. Die Schallwellen werden nämlich durch Hindernisse umgeleitet und kommen als verändertes Echo beim Aussender an.
Delfine können derartige Störungen (die u.a. durch Temperaturänderungen im Wasser, Fischschwärme und Luftblasen hervorgerufen werden) mit ihrem Sonar ausgleichen.
Wie das geht, haben Ingenieure den Tieren abgeschaut und in einem Tsunami-Frühwarnsystem umgesetzt.
Konstantin Kebkal und Rudolf Bannasch von der Technischen Universität Berlin haben die Ortung von Delfinen näher untersucht. Sie fanden heraus, dass Delfine stets zwei Signale gleichzeitig aussenden, die sich überlagern. Dabei dient ein Signal als Träger der Information und ein anderes Signal ermöglicht die richtige Entschlüsselung der Botschaft.
„Hänschen klein“ im Nürnberger Tiergarten
Um dieses Phänomen zu veranschaulichen, gibt es im Blauen Salon des Nürnberger Tiergartens (links von der großen Panoramascheibe) eine akustische Vorrichtung. Dort wurde das Lied „Hänschen klein“ sozusagen als Entschlüsselungssignal eingegeben.
Zusätzlich gibt es eine Botschaft, die Informationen über den Tiergarten enthält. Per Knopfdruck kann man beides anhören – und verstehen.
Drückt man einen anderen Knopf, wird das Lied im Hintergrund in falscher Reihenfolge abgespielt. Infolge dessen ist auch die auf die Melodie aufgesetzte Botschaft nicht zu verstehen.
Der Delfin „puzzelt“ sich quasi die Botschaft (zum Beispiel: Wo ist Fisch?) mithilfe eines zweiten Signals (die Melodie) in die richtige Reihenfolge zusammen. Er lässt sich von einem Doppel-Echolot leiten.
Angelehnt an die Technik der Delfine haben Kebkal und Bannasch ein Unterwassermodem entwickelt, das nicht mehr gegen störende Unterwassereinflüsse anfällig ist.
Wo man das Buch erhält
Das Buch kostet 15 Euro. Ihr könnt es unter folgender E-Mail-Adresse beziehen: poststelle@lfu.bayern.de
Für Kinder empfehle ich – ebenso wie FINN – die Ausgabe BIO & NIKS FANTASTISCHE REISE (ebenfalls von Korbinian Freier).