Am 29. Juni 2015 kam in 3sat ein sehr interessanter Film über Orcas (Schwertwale). Wer die Dokumentation verpasst hat, kann sie noch bis zum 5. Juli 2015 in der Mediathek des Senders ansehen.
Orca und Mensch sind die am weitesten verbreiteten Säugetiere
Verschiedene Forscher (u.a. John Ford und John Durban) haben über ihre Studien gesprochen. So haben sie und andere Wissenschaftler herausgefunden, dass die meisten Orcas in der Antarktis leben – nämlich 25.000 Tiere. Das ist offenbar die Hälfte vom weltweiten Bestand.
Im der Dokumentation erfuhr man außerdem, dass der Orca neben dem Menschen das am weitesten verbreitete Säugetier ist.
Man kennt heute verschiedene Orca-Typen
In der Antarktis gibt es vier Orca-Typen, die sich schon rein äußerlich (Größe, Farbe, Finnenform, Zeichnung des Sattels und des Augenflecks) voneinander unterscheiden.
Jeder Typ frisst etwas anderes
Die vier Antarktis-Typen haben sich alle auf unterschiedliche Nahrung spezialisiert. Die „Packeis-Orcas“ fallen durch ihre ausgefranste Rückenflosse (Finne) auf. Sie jagen Robben. Ein anderer Typ – der Antarktis-Typ A ist sehr groß und jagt Minkewale (auch Zwergwale genannt). Der dritte Orca-Typ jagt Pinguine und der vierte Fische.
Durch die unterschiedliche Ernährungsweise kommen sich die vier Typen nicht ins Gehege und vermeiden so ein Konkurrenzverhalten.
Stachelrochen wird im Kreis gedreht
Doch auch in anderen Gegenden haben sich Orcas auf eine bestimmte Beute spezialisiert. So zum Beispiel die neuseeländischen Orcas, die Stachelrochen fressen. Damit sie vom giftigen Stachel nicht erwischt werden, schnappen sich die Schwertwale einen Rochen und drehen sich mit diesem im Kreis. Dem Opfer wird schwindelig und es kann seinen gefährlichen Stachel nicht mehr einsetzen.
Nur noch 84 ortstreue Orcas an der Westküste der USA
In der Dokumentation wurden auch die 84 sogenannten „südlichen Residents“ (ortstreue Tiere) an der Westküste der USA (Puget Sound/Washington) vorgestellt. Diese Population ist sehr klein und stark durch die Whale-Watching-Industrie sowie Futtermangel und chemische Verschmutzung ihres Lebensraums gefährdet.
Mithilfe eines ganz ungewöhnlichen Forschungsbegleiters – dem Hund Tucker – sammeln die Orca-Experten den Kot der Meeressäuger ein. Er liefert ihnen ein komplettes Gesundheitsprofil der Tiere. Die Exkremente verraten, ob die Tiere gestresst sind, ob ein Weibchen trächtig ist, ob sie genügend Nahrung haben usw.
Die Forscher haben bei ihren Untersuchungen herausgefunden, dass die südlichen Residents unter Hunger leiden. Das liegt u.a. daran, dass ihre Beute – die Lachse – nicht mehr so häufig vorkommt. Und dies ist darin begründet, dass der Wildlachs überfischt ist und Staudämme den Fischen den Weg abschneiden.
Moby Doll
Der Mythos, dass Orcas „abscheuliche, schweinsäugige Mörder“ (Zitat nach Plinius) seien – eben Killerwale -, konnte längst widerlegt werden. Auch das kam im TV-Beitrag zur Sprache.
Als 1964 ein Orca in British Columbia/Kanada gefangen wurde, fand man heraus, dass dieses Tier keineswegs blutrünstig, sondern sehr sozial war. Leider überlebte „Moby Doll“ (trotz des Mädchennamens handelte es sich um ein Männchen) damals nur 87 Tage. Er wurde anfangs mit dem falschen Fisch gefüttert, den er verweigerte. Als man herausfand, dass dieser Orca auf Dorsch spezialisiert war, war es schon zu spät.
Einem gehandicapten Orca wird geholfen
Zum Schluss des Films machte der Zuschauer noch Bekanntschaft mit Stumpy aus Norwegen. Stumpy ist ein Orca-Weibchen mit verkrümmtem Rückgrat und zerfetzter Finne.
Die Bioakustikerin Heike Vester wollte herausfinden, wie Stumpy mit dieser Behinderung an Futter kommt. Schließlich kann das Tier keine hohe Geschwindigkeit erreichen und den Fischen hinterherjagen.
Die Lösung: Stumpy schließt sich einem anderen Weibchen an, welches dem beeinträchtigten Artgenossen von seinem erbeuteten Fisch etwas abgibt.
Die früher so sehr gefürchteten „Wölfe der Meere“ sind also äußerst soziale und selbstlose Tiere.