Berichte

Eine Stimme für die Grindwale


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Gastbeitrag von Susanne Braack/Oceano/10. September 2015

In den Gewässern um die Kanarischen Inseln sind die Pilotwale (Globicephala macrorhynchus), auch Indische Grindwale genannt, zu Hause.

Begegnung mit einem Grindwal (Foto: Oceano)

Begegnung mit einem Grindwal
(Foto: Oceano)

Zwischen den Inseln Teneriffa und La Gomera schwimmen sie regelmäßig hin und her, sind meist auf 1.000 m Wassertiefe anzutreffen, wo sie ihre Lieblingsnahrung – Kalmare und Tintenfische – jagen.

Grindwale sind bestens erforscht

Auf Whale-Watching-Ausfahrten werden diese besonderen und majestätischen Meeressäuger regelmäßig von den Gästen bestaunt. Sie sind leicht zu finden, denn tagsüber schlafen sie direkt an der Wasseroberfläche und da die Meeressäuger hier permanent leben, sind sie auch bestens erforscht und identifiziert.

Grindwal-Mutter trauert um ihr totes Baby

Wenige Male konnten wir Außergewöhnliches beobachten: Etwas wird im Schnabel eines Grindwales beim Schwimmen mitgeschleppt. Erst beim Näherkommen erkennen wir von unserem Boot aus, um was es sich handelt: Es ist ein totes Junges.

Tagelang wird es von der Pilotwal-Mutter mit herumgetragen und immer wieder versucht sie ihr totes Junges an die Wasseroberfläche zu bringen, damit es atmet. Vermutlich beklagt sie den Verlust ihres Kalbes auf diese Art und Weise, was auf ein enges, soziales Netz in ihrer Familie schließen lässt.

Die Kälber bleiben bis zu drei Jahren bei der Mutter. Grindwale sind für ihr starkes Beistandsverhalten bekannt. Auch stranden in anderen Gebieten der Welt Grindwale oft in großen Gruppen, eben aufgrund ihres engen sozialen Gefüges.

Grindwal-Mutter mit totem Baby (Foto: Oceano)

Grindwal-Mutter mit totem Baby
(Foto: Oceano)

Ein Weibchen führt die Gruppe an

Matriarchate sind Teil dieser Verbundenheit, innerhalb des Clans auf den Kanarischen Inseln, wo eine von drei residenten Pilotwal-Gruppen dieses blauen Planeten lebt.

Eine ihrer Anführerinnen wird in einer Dokumentation von Aquawork productions “Isora“ genannt, ein älteres Weibchen – die Matriarchin und Chefin einer großen Schule. Sie führt die Gruppen an.

Genau wie bei den Schwertwalen und Pottwalen geben die älteren Weibchen den Ton an. Sie gebären nach ungefähr 40 Jahren Lebenszeit keine Kälber mehr, doch, unter guten Bedingungen, leben die reifen Damen noch 20 – 30 Jahre. Dann wird ihnen die Aufgabe zuteil, junge Mütter zu unterstützen sowie ihre Erfahrungen und Geheimnisse an die nachfolgenden Generationen zum (Über)Leben der Gruppe weiterzugeben.

Geparden der Tiefe

Geparden der Tiefe werden sie genannt, erklärt Meeresbiologe Volker Boehlke, während einer „Ozeanischen Woche Intensiv“ auf La Gomera.

Mittlerweile weiß man auch, was die Tiere des Nachts machen. Dann gehen diese Hochleistungssportler auf Jagd nach Kalmaren, die dann ihrerseits der Meeresoberfläche näher kommen und fressen.

Grindwale sind meist in Tauchtiefen um die 600/700 Meter unterwegs und sind dabei zeitweise so schnell wie kein anderer Wal unter Wasser. Tauchprofile zeichneten auf, dass die Anfangsgeschwindigkeit eines Tauchgangs bei 2 Meter pro Sekunde liegt. Wenn ein Grindwal, allerdings seine Beute geortet hat, kann er mit bis 7 Meter pro Sekunde auf diese zuschnellen.

Grindwale (Foto: Oceano)

Grindwale
(Foto: Oceano)

Am Tag ruhen die Grindwale

Tagsüber ruhen sie sich von ihrem nächtlichen Extremsport aus – Momente, in denen wir die Meeressäuger mit dem Boot des Öfteren antreffen und uns an ihrem Anblick erfreuen.

Auch an anderen Orten in Europa kann man diesen besonderen Meeressäugern begegnen, z.B. in der Straße von Gibraltar. Hier haben die sozialen Wale mit dem zunehmenden Schiffsverkehr in einer hoch frequentierten Schifffahrtsstraße zu tun. Dadurch wird es immer lauter unter Wasser und es besteht das Risiko der Kollision mit diesen Schiffen.

Auf der nächsten Seite erzählt Susanne Braack von den Färöer Inseln und wie dort die Grindwale gesehen werden.

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