Die Färöer Inseln
Mehr Schafe als Menschen gibt es auf den Färöer Inseln, die zu Dänemark gehören, aber nicht Teil der EU sind. Hier auf den Färöer Inseln gibt es allerdings einen anderen Grund, warum die Grindwale (Globicephala melas) so bekannt sind.
Auf diesen abgelegenen 18 Inseln , wo man nie weiter als 5 Kilometer vom Meer entfernt ist und es über doppelt so viele Schafe wie Menschen gibt, werden ganze Schulen von Grindwalen abgeschlachtet (ca. 800 Tiere pro Jahr).
In früheren Zeiten war die Bevölkerung auf das Walfleisch als Nahrungsquelle angewiesen. Heutzutage wird diese nicht kommerzielle Jagd aufrechterhalten, auch wenn es die Empfehlung gibt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als 250 Gramm Walfleisch pro Monat zu essen (vom Blubber, der Fettschicht maximal 50 Gramm) und schwangeren Frauen schon lange von dem Verzehr des schwermetallbelasteten (sowie PCBs) Fleisches abgeraten wird.
Belastetes Fleisch
Natürlich stellt sich immer wieder die Frage, was ist der Unterschied ein Stück Rind zu essen oder eben ein Stück Walfleisch, wenn man dann überhaupt noch Fleisch isst. Sicher ist, dass das Fleisch der Wale, die am Ende der Nahrungskette stehen, deutlich belasteter ist als das von Rindern.
Marna Olsen
Darauf weist auch Marna Olsen von den Färöer Inseln hin, die uns vor kurzem auf der Insel La Gomera besuchte und einer Einladung des M.E.E.R. e.V. folgte, an einem der verhaltensbiologischen Kurse auf der zweitkleinsten Kanareninsel teilzunehmen.
Marna räumt mit einigen Missverständnissen auf: Denn die Jagd auf die Meeresssäuger ist weder kommerziell noch ein Ritual für werdende Männer. Weiterhin ist es kein Festival, denn die Tiere werden ganzjährig, wann immer sie gesichtet werden, geschlachtet.
Sobald eine Schule von Grindwalen in Inselnähe schwimmt, breitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer aus und die Boote machen sich ans Werk und treiben die Tiere in eine der 23 autorisierten Walfangbuchten, wo sie dann getötet werden.
So ein Blutbad ist auf jeden Fall nichts für schwache Nerven.
Einmal in die Bucht getrieben, stranden die Wale und ein Haken wird in ihrem Blasloch befestigt. Damit werden sie an Land gezogen, um dann mit der „Spinal lance“ „schnell“ in wenigen Sekunden getötet zu werden. Für eine ganze Gruppe brauchen die Fischer meist nicht länger als zehn Minuten.
Jagd ist sehr grausam
Doch so richtig hält die Jagd einer tierrechtlichen Grausamkeitsprüfung nicht unbedingt stand: Man kann davon ausgehen, dass die Grindwale panisch und ängstlich werden in dem Moment, wo der „drive“ beginnt. Es werden Kälber, Jungtiere und schwangere Weibchen geschlachtet, eben immer eine ganze Gruppe. Unvermeidlich, dass Kälber Zeugen des Todes ihrer Mutter und umgekehrt sind.
Es liegt die Vermutung nahe, dass es auch nicht immer mit dem schnellen Tod klappt, sodass unnötiges Leid erzeugt wird.
Mit sanfter Stimme gegen den Walfang
Nicht leicht tut sich Marna Olsen auf den Inseln, wo „prowhaling“ die Norm ist und als moderner, retroromantischer Lebensstil angepriesen wird, ihre sanfte Stimme zu erheben.
Mit ihrer ansprechenden und interessanten Website möchte sie einen Gegenpol schaffen zu der selbstverständlichen Jagd auf diese sozialen und intelligenten Tiere.
Allein schon wegen der wunderschönen und besonderen Fotos von Grindwalen lohnt es sich, auf der englisch-sprachigen Seite vorbeizuschauen.
Man kann sich nur selbst eine Meinung bilden: Wo fängt Menschlichkeit im Tierschutz an und wo hört sie auf?
Ich bin froh, in dem Gespräch mit Marna Informationen aus erster Hand erhalten zu haben, und kann nun nachvollziehen, warum die stolzen Färöer so handeln, wie sie handeln (auch, wenn ich nicht ihrer Meinung bin), und ich finde es stark von der zarten Frau, den Mut zu haben, Aufmerksamkeit auf ein unliebsames Thema zu richten, das unbequemen Fragen nicht unbedingt standhält und für das es sicher keine Auszeichnung für ethisch wertvolles Handeln gibt.
Auf der letzten Seite ihres Beitrags informiert uns Susanne Braack über das komplexe Ökosystem Meer.