Meeresakrobaten, 4. Oktober 2015
Heute ist Welttierschutztag. Da gibt es viele Aktionen und Appelle, die alle zum Ziel haben, das Leben der Tiere zu verbessern – vor allem das der Nutz-, Zoo- und Heimtiere.
Doch wie sieht es mit wilden Tieren – zum Beispiel den Walen – aus? Sie leben draußen im Meer und bedürfen keines menschlichen Schutzes, könnte man meinen. Leider ist dem nicht so.
Heutige Bedrohungen schlimmer als Walfang
Auf einer am 2. Oktober 2015 in Stralsund stattgefundenen Tagung sagte die Forscherin Helena Feindt-Herr von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, dass Lärm, Umweltverschmutzung und Fischerei nach Einschätzung von Wissenschaftlern die größten Gefahren für die Großwale auf dieser Erde bedeuten.
Diese menschlichen Einflüsse seien inzwischen dramatischer als der Walfang selbst. Das heißt selbstverständlich nicht, dass Feindt-Herr, die auch Leiterin der deutschen Delegation im Wissenschaftsausschuss der Internationalen Walfangkommission (IWC) ist, den Walfang befürworte – im Gegenteil. Doch mit dieser Einschätzung nennt sie das in der heutigen Zeit herrschende größte Bedrohungspotenzial für Wale.
Walschutzgebiete
Erst vor kurzem hat Neuseeland angekündigt, ein Meeresschutzgebiet von der Größe Frankreichs einzurichten. In einem 620.000 Quadratkilometer großen Areal nördlich von Neuseeland sollen dann das Fischen und Ausbeuten von Bodenschätzen verboten und damit Wale, Delfine und Schildkröten geschützt werden.
Auch in Europa gibt es seit 16 Jahren ein Meeresschutzgebiet – das Pelagos Sanctuary for Mediterranean
Marine Mammals (siehe Zeichnung oben). Fast jedes Jahr statte ich dem auch gern als „Heiligtum der Wale“ genannten Gebiet im Ligurischen Meer einen Besuch ab.
Über meine jüngsten Erlebnisse hatte ich erst vor kurzem im Beitrag Ein-Uhr-Wal und Großstadt-Delfine berichtet.
Das „Heiligtum der Wale“
Das 87.500 Quadratkilometer große Gebiet erstreckt sich über eine 2.022 Kilometer lange Küstenstrecke von Italien nach Frankreich bis zum Fürstentum Monaco. Zu ihm gehören außerdem Korsika und Nord-Sardinien. Es wurde gegründet, um die große marine biologische Vielfalt im Mittelmeer zu erhalten. In der unter Schutz gestellten Region herrscht Treibnetzverbot und ein Verbot von Offshore-Motorboot-Rennen.
Kritiker sprechen allerdings von einem Shipping sanctury (= Schutzgebiet für die Schifffahrt), da vor allem im Sommer sehr viele Fähren von Frankreich und Italien nach Sardinien und Korsika unterwegs sind. Es gibt immer wieder Zusammenstöße zwischen den Schiffen und Großwalen.
Zu den im Meeresschutzgebiet vorkommenden Wal- und Delfin-Arten gehören:
* der Finnwal (= Fin Whale = Balaenoptera physalus), bis 26 m lang, 45 bis 75 t schwer;
* der Pottwal (= Sperm Whale = Physeter macrocephalus), bis 18 m lang, bis 58 t schwer;
* der Cuvier-Schnabelwal (= Cuvier’s Beaked Whale = Ziphius cavirostris), bis 7,5 m lang, bis 3 t schwer;
* der Langflossen-Grindwal (= Long-Finned Pilot Whale = Globicephala melaena), bis 6,3 m lang, bis 1,75 t schwer;
* der Rundkopfdelfin (= Risso’s Dolphin = Grampus griseus), bis 3,85 m lang; bis 500 kg schwer;
* der Große Tümmler (= Bottlenose Dolphin = Tursiops truncatus), bis 4 m lang, bis 650 kg schwer;
* der Streifendelfin (= Blau-Weißer Delfin = Striped Dolphin = Stenella coeruleoalba), bis 2,5 m lang, bis 150 kg schwer.
Die Hauptbedrohungen für diesen Lebensraum stellen mögliche Kollisionen von Schiffen mit Walen, Umweltverschmutzung und Überfischung dar. Sie werden auch Thema der am 14. Oktober 2015 in Genua stattfindenden Pelagos-Tagung sein.
(Quellen: IUCN und RTL und Pelagos Sanctuary)
Lesetipp
Mehr über die Wale und Delfine im Pelagos Sanctuary erfährst du in der Rubrik Whale-Watching-Möglichkeiten in Europa.