Gestern wurde im Nürnberger Tiergarten der 1.000.000ste Besucher geehrt. Er kam mit seiner Familie aus Darmstadt. Das beweist einmal mehr, wie beliebt der Tiergarten auch außerhalb Bayerns ist.
Die Millionen-Grenze wurde bisher während des 76-jährigen Bestehens des Tiergartens erst 15 Mal erreicht. Es ist schön, dass im Zeitalter des „Youtubens“ und „Googelns“ immer noch (oder wieder) so viele Menschen an einer direkten Begegnung mit Tieren interessiert sind.
Besucher sind immer besser informiert
Kurz noch zu der Delfin-Lagune in Nürnberg und zum Delfinarium in Duisburg: Nach meinen Beobachtungen lassen sich die Besucher zum Glück immer weniger von Aktivisten fehlinformieren.
Die oft falschen Behauptungen über die Delfinhaltung in den beiden zoologischen Einrichtungen sowie die üblen Hetzkampagnen ziehen nicht mehr.
Reaktion auf eine Demo im Duisburger Delfinarium
Das hat auch eine kleine Protestdarbietung einiger Aktivisten in Duisburg gezeigt.
Als ein paar Delfinariengegner im vollbesetzten Delfinarium am 18. Oktober 2015 einen Banner entfalteten, auf dem die Delfinhaltung als „Wahnsinn“ bezeichnet wurde, mussten sie nach dem Bericht von Anwesenden viel Häme und Beschimpfungen der offenbar sehr gut mit den Großen Tümmlern in Duisburg vertrauten Besucher einstecken.
Weder Besucher noch Tierpfleger ließen sich von den Aktivisten und deren Scheinvorwürfen, die sich meist nur auf den Beginn der Delfinhaltung vor 50 Jahren beziehen, beeindrucken.
Ich bin der Meinung, dass man nicht pauschal Delfinarien (oder Zoos allemein) befürworten oder ablehnen kann. Man muß sich die Haltung in jedem Fall einzeln anschauen.
Es gibt sicher viele Delfinarien auf der Welt, bei denen die Kritik mehr als berechtigt ist. Andererseits gibt es auch eine Reihe von gut geführten Einrichtungen. Gerade in Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten ein Umdenken in den Zoologischen Gärten zum Positiven hin stattgefunden.
In den 60er und 70er Jahren war es den Tierschützern zu verdanken, einen Daumen in die Wunde gelegt zu haben, aber manchmal habe ich den Eindruck, so mancher hat seitdem keinen Zoo mehr besuch und weiß gar nicht, wie sehr sich die Tierhaltung in den vergangenen 20, 30 Jahren verändert hat.
Natürlich kann eine Haltung im Zoo nie zu 100% die Natur nachbilden, aber die Frage ist ja, ob dies notwendig ist. Wäre ich Tümmler und könnte mir eine Bleibe aussuchen, wären die Argumente für ein Leben im Delfinarium gar nicht so schlecht:
– ich würde nicht Gefahr laufen, mich in einem Geisternetz oder Plastikmüll zu verfangen, dadurch nicht mehr an die Oberfläche zu kommen und dadurch zu ersticken.
– es gäbe keine Haie, Orcas oder andere raubtiere, die mir ans Leder (oder besser an den Blubber) wollen
– ich müsste mir keine Sorgen mehr darum machen, dass ich nicht genügend Nahrung finde und (ver)hungern muss
– ich wäre mit Menschen zusammen, die mich mögen und bewundern und nicht mit Menschen, die mich in eine Bucht treiben und mich aus „Tradition“ oder aus der Überzeugung, ich sein „Nahrungskonkurrent“, abschlachten.
– Wenn ich mal krank werde, wäre nicht mein Schicksal besiegelt, sondern die besten Tierärzte würden alles tun, um mich rasch wieder fit zu machen
– Ich wäre vor Dingen wie Wasserverschmutzung / -vergiftung weitestgehend geschützt.
Wenn ich mir den Zustand unserer Meere anschaue, frage ich mich manchmal, ob wir vielleicht in 50 Jahren froh sein werden, wenn wir Tümmler wenigstens noch in den Delfinarien haben.
Ich bin deshalb davon überzeugt, dass die Schließung eines Delfinariums wie Nürnberg kontraproduktiv wäre, zumal diese Delfine dort auch die Herzen der Menschen erobern und die Leute so für den Schutz der Meeressäuger zu gewinnen. Kein Bildband und kein Film kann diese direkte Begegnung mit den Delfinen ersetzen.
Dies hat auch Erfolg: durch entsprechende Informationen (die in jeder Vorstellung in Nürnberg gegeben werden) sind wir mittlerweile erfreulicherweise so weit, dass 90% des europaweit gehandelten Thunfischs „delfinschonend“ gefangen wurde.
Auf diese Weise rettet ein kritischer Blick auf die Thunfischdose vor dem Kauf jeden Tag (!) mehr Delfinen das Leben als in allen Delfinarien Europas zusammen gehalten werden.
Hallo Oliver, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich kann dir da nur beipflichten – zumindest was die Delfinhaltung in Nürnberg und Duisburg angeht.
Bei den Aufdrucken auf den Thunfischdosen wäre ich jedoch nach wie vor vorsichtig. Ich verzichte daher (fast ganz) auf den Verzehr von Thunfisch. Denn die Kontrolle, ob und wie viele Delfine in Thunfischnetzen ihr Leben lassen müssen, ist äußerst lückenhaft.. Noch heute sprechen große Tierschutzorganisationen von bis zu 300.000 Delfinen, die in Netzen umkommen. Es hat offenbar keine durchgreifende Verbesserung gegeben. Die Zahl wurde (noch) nicht nach unten korrigiert.
Allerdings habe ich auch gelesen, dass der Thunfischfang in manchen Regionen zu Gunsten der Delfine verbessert wurde, indem andere Netzarten verwendet werden.
Hallo Susanne,
nach Informationen der „Deutschen Gesellschaft zur Rettung der Delfine“ entgehen järlich 80.000 bis 100.000 Delfine jährlich dem Tod im Netz:
http://www.delphinschutz.org/projekte/safe-delfinsicherer-thunfisch/wie-funktioniert-safe
Aber natürlich hast Du auch Recht: durch mäßigen Konsum von Thunfisch kann man diese Zahl sicher noch steigern. Da freuen sich sicher auch die Thunfische ;-)
Ich werde im Laufe der kommenden Wochen und Monate eine kleine Serie auf meinem Blog schreiben und darin unter anderem auf Zoos generell und eben auch Delfinhaltung eingehen. Die ersten Reaktionen haben gezeigt, dass nach wie vor in einigen Bereichen eher Halbwissen und Vorbehalte regieren, dem man mit Tatsachen allerdings gut begegnen kann.
Wen interssieren Tatsachen, wenn die Meinung feststeht? ;-)
Wichter ist, dafür zu sorgen, dass die eher unbeteiligten nicht Scheinfakten aufsitzen.