Lieblingstrainer
Oliver:
Gibt es unter den Delfinen auch welche, die einen „Lieblingstrainer“ haben, mit dem sie besonders gerne zusammenarbeiten, oder ist den Delfinen das relativ egal?
Benjamin:
Delfine haben sehr häufig Lieblingstrainer! Auch gibt es Trainer, die mit den Tieren nicht klarkommen und wieder aufhören müssen. Man braucht schon ein Gefühl für die Tiere, ohne geht es nicht. Bei mir hat es bisher immer gut geklappt!
Oliver:
Wie ist das denn, wenn du in verschiedenen Delfinarien auch als Delfintrainer arbeitest. Wie lange dauert es, bis die Delfine dich als Trainer „akzeptieren“? Man muss ja, denke ich, erst mal Vertrauen aufbauen.
Benjamin:
Wenn ich in mehreren Delfinarien arbeite, kenne ich die Tiere meist noch nicht so gut. Ich konzentriere mich dann auf wenige Tiere und darauf, den anderen Trainern vor Ort bestimmte Techniken beizubringen. Ich mache sehr viel Weiterbildung für das Personal. Für meine Forschung habe ich meist nur zwei oder drei Tiere, die kennen mich dann gut.
Positive Verstärkung
Oliver:
Das erfolgreiche Training von Delfinen beruht ja auf der Methode der „positiven Verstärkung“ und ein wichtiger Grundsatz hierbei ist, dass die Delfine selbst entscheiden können, ob sie bei einer Vorführung mitmachen wollen oder nicht.
Kommt es eigentlich öfters vor, dass der eine oder andere Delfin mal keine Lust hat oder ist das eher die Ausnahme?
Benjamin:
Es ist richtig, die Delfine machen immer freiwillig bei Vorführungen mit. Natürlich funktioniert das Ganze nur mit positiver Verstärkung und ist deshalb für die Delfine eine tolle Sache. Meistens machen sie gerne mit.
Aber es gibt immer auch mal Tage, da läuft es nicht, weil die Tiere wichtigere Dinge zu tun haben. Es könnte Streit in der Gruppe sein oder auch Paarungszeit, da ist der Trainer dann plötzlich unwichtig. Ich finde das aber auch gerade gut, weil man daran sehen kann, dass eben alles nur freiwillig läuft.
Imitieren
Oliver:
Delfine sind ja bekannt dafür, dass sie voneinander lernen, indem sie Sachen von ihren Artgenossen abgucken und die dann nachmachen. Kommt es vor, dass du einem Delfin ein neues Kunststück beigebracht hast und nach einiger Zeit macht ein anderer Delfinkollege das Kunststück nach, obwohl du es ihm nicht beigebracht hast?
Benjamin:
Delfine machen sehr oft ihre Artgenossen nach und lernen so neue Sachen. Und Delfine haben auch schon oft selber Sachen erfunden, die man dann gerne im Training übernimmt.
Anmerkung MEERESAKROBATEN: Für das Imitieren untereinander gibt es ein schönes Beispiel aus Australien. Das Delfin-Weibchen Billie musste 1988 kurzfristig in einem Delfinarium gesund gepflegt werden. Dort schaute es sich das „Tail Walking“ (Fortbewegung auf der Fluke) seiner trainierten Artgenossen ab. Nachdem Billie wieder in ihrer natürlichen Umgebung war, schien es ihr großen Spaß zu machen, auf der Schwanzflosse zu „surfen“. Die Delfine, die ebenfalls in der Port-River-Mündung leben (wie zum Beispiel das Delfin-Weibchen WAVE, das ihr auf dem Foto seht), schauten ihr das „Kunststück“ ab und machten es nach. Siehe dazu auch den Artikel Marianna und die Delfine.
Auf der nächsten Seite geht es um Delfine und ihr Publikum, Leckermäulchen und Gruppendynamik.
Die Fortsetzung von Olivers Interview mit Benjamin findet ihr hier:
https://www.meeresakrobaten.de/2017/08/fragen-an-einen-delfin-experten-2/
Super interessant!
Eine intelligente Fragerunde, die man gerne liest.
Sind weitere Folgen geplant?
Schön, dass dir die Fragerunde gefällt, Rüdiger. Evtl. gibt es eine Fortsetzung.
„Benjamin:
Delfine kann man nicht in Narkose legen, das ist richtig. Die bewusste Atmung verhindert das. Deshalb sind größere chirurgische Eingriffe einfach nicht möglich bei ihnen.“
Nach Aussage von Dr. von Fersen gibt es inzwischen durchaus erprobte Verfahren zur Intubierung (und künstlichen Beatmung) von narkotisierten Delfinen, die auch größere Eingriffe erlauben. Da dies aber nach wie vor schwierig (mehrfacher Atemwegsverschluss, abgewinkelte Atemwege vor dem Kehlkopf) und verletzungsträchtig ist, versucht man Eingriffe unter Narkose so weit irgend möglich zu vermeiden.
Das ist zumindest mein Kenntnistand.
Da wäre ein konkretes Beispiel ganz hilfreich, Norbert. Diagnose und Eingriff würden mich da sehr interessieren.