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Fragen an einen Delfin-Experten


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Delfine sind extrem gute Verständigungskünstler

Verspielter Delfin (Foto: Oliver Schmid)

Verspielter Delfin
(Foto: Oliver Schmid)

Oliver:
Wie kommunizieren Delfine mit den Menschen, d.h, was macht ein Delfin, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen, wenn er z.B. was Bestimmtes will, z.B. dass man ihm einen Ball ins Wasser wirft, um mit ihm zu spielen?

Benjamin:
Die Frage mit der Kommunikation ist echt schwierig. Ich habe lange drüber gegrübelt und keine richtige Antwort gefunden. Tatsache: Delfine kommunizieren schon mit den Menschen. Und das machen sie auch sehr gezielt und verständlich. Aber wie das Ganze funktioniert … Für mich ist das auch immer noch etwas „mystisch“. Die Kommunikation ist halt einfach da, passt auch gut. Delfine sind einfach extrem gute Verständigungskünstler. Um deine Aufmerksamkeit zu erregen, sind Delfine einfach laut oder spritzen dich nass. Das funktioniert immer ;)

Muscheln statt Zahnbürste

Oliver:
Ich habe neulich in einer Sendung über Delfine (Anna und die wilden Tiere – Wie pupst der Delfin?) gesehen, dass in einer Forschungsstation (Dolphin’s Cove) in den USA den Delfinen die Zähne geputzt werden müssen, da die natürliche Zahnreinigung bei Delfinen nicht ausreichend sei, wenn die Tiere gefüttert werden. Stimmt das? Bislang habe ich noch nie gehört, dass man Delfinen die Zähne putzt.

Benjamin:
Wilde Delfine fressen tatsächlich auch öfter mal Krabben, Hummer oder Muscheln. Das könnte schon mit der Zahnreinigung zu tun haben. Trotzdem habe ich bisher nirgendwo gesehen, dass man ihnen die Zähne putzt, das ist eigentlich nicht notwendig.

Sunny und Nami (Foto: Rüdiger Hengl)

Sunny und Nami
(Foto: Rüdiger Hengl)

Immunsystem

Oliver:
Bei Delfinbabys ist das Immunsystem ziemlich „im Keller“, was sowohl im Freiland als auch in den Delfinarien leider zu einer recht hohen Sterblichkeit in den ersten Lebensmonaten führt. Doch warum ist das so? Man müsste nach den Regeln der Evolution doch eher erwarten, dass die Tiere mit dem besseren Immunsystem eine höhere Überlebenschance haben und so im Lauf der Zeit das Immunsystem mit jeder Generation immer besser wird.

Benjamin:
Also, ich denke nicht dass es ein Problem spezifisch der Jungtiere ist. Das Immunsystem von Delfinen ist generell unter Dauerfeuer.

Ich würde es auch nicht als schwach bezeichnen. Gerade die Erreger, die ständig durch Wassertröpfchen in die Lunge geraten, sind sehr gefährlich. Auch erwachsene Tiere haben damit Probleme, leben teilweise mit mehreren chronischen Infektionen gleichzeitig. Das Immunsystem hält das aber in Schach.

Bei den Jungtieren ist das Immunsystem halt noch im Aufbau begriffen, und trotzdem sind sie schon den gleichen Attacken ausgesetzt. Das fordert einfach Opfer, denke ich. Ich denke also nicht, dass das Immunsystem der Delfine genetisch bedingt irgendwie schwach ist. Eher im Gegenteil. Aber das Leben im Wasser fordert seinen Tribut.

Die Meeresakrobaten bedanken sich noch einmal herzlich bei Oliver und Benjamin für diesen äußerst interessanten Beitrag! Falls ihr noch mehr über die Organe und das Verhalten der Delfine erfahren möchtet, dann schaut einfach im Kapitel Anatomie nach.

Lesetipp

Fragen an einen Delfin-Experten, Teil 2

6 Kommentare

  1. Die Fortsetzung von Olivers Interview mit Benjamin findet ihr hier:
    https://www.meeresakrobaten.de/2017/08/fragen-an-einen-delfin-experten-2/

    geschrieben von Susanne
  2. Super interessant!

    geschrieben von Maya
  3. Eine intelligente Fragerunde, die man gerne liest.
    Sind weitere Folgen geplant?

    geschrieben von Rüdiger
    1. Schön, dass dir die Fragerunde gefällt, Rüdiger. Evtl. gibt es eine Fortsetzung.

      geschrieben von Susanne
  4. „Benjamin:
    Delfine kann man nicht in Narkose legen, das ist richtig. Die bewusste Atmung verhindert das. Deshalb sind größere chirurgische Eingriffe einfach nicht möglich bei ihnen.“

    Nach Aussage von Dr. von Fersen gibt es inzwischen durchaus erprobte Verfahren zur Intubierung (und künstlichen Beatmung) von narkotisierten Delfinen, die auch größere Eingriffe erlauben. Da dies aber nach wie vor schwierig (mehrfacher Atemwegsverschluss, abgewinkelte Atemwege vor dem Kehlkopf) und verletzungsträchtig ist, versucht man Eingriffe unter Narkose so weit irgend möglich zu vermeiden.

    Das ist zumindest mein Kenntnistand.

    geschrieben von Norbert
    1. Da wäre ein konkretes Beispiel ganz hilfreich, Norbert. Diagnose und Eingriff würden mich da sehr interessieren.

      geschrieben von Susanne

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