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Wie lebt es sich mit Delfinen & Co.?


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Familienleben bei Delfinen

Delfine pflegen grundsätzlich ein ganz anderes Familienleben als Seelöwen. Sie leben in Gruppen, in denen alle Tiere untereinander und zueinander enge Bindungen eingehen.

Delfine schwimmen immer eng zusammen als Familie. (Foto: Biologen-Blog)

Delfine schwimmen immer eng zusammen als Familie.
(Foto: Biologen-Blog)

Körperkontakte spielen bei ihnen eine wichtige Rolle im Umgang miteinander und werden nicht einfach nur toleriert, wie unter den Seelöwen.

Wenn Delfine in Ruhezeiten schwimmen, sieht man den Unterschied sehr deutlich. Anders als Seelöwen, die beinahe chaotisch durcheinander individuelle Wege zeichnen, schwimmen Delfine immer in Gruppen in direkter Nähe, vielleicht manchmal etwas aufgelockerter, aber immerzu synchron und in gleicher Richtung.

Das zeigt die enge Verbundenheit der einzelnen Gruppenmitglieder.

Delfin braucht Trainer zum Streit-Schlichten

Wenn man nun als Trainer mit einem Delfin arbeiten möchte, muss man nicht nur eine individuelle Vertrauensbasis schaffen, sondern man wird auch Teil ihrer Familienstruktur.

Das merkt man vor allem dann, wenn ein Delfin sich sofort an den Trainer wendet, wenn es in der Gruppe mal zu Streitereien kommt. Ein Delfin, der gerade Probleme hatte in der eigenen Gruppe, möchte sich der Zuwendung und des guten Willens des nächsten Familienmitgliedes versichern, das nicht direkt in den Streit involviert war!

Für Delfine sind die Trainer also weitaus mehr als nur Bezugspersonen, sie werden in die eigene Familie aufgenommen und als Teil davon angesehen.

Es ist eine Ehre, in den Kreis der Delfin-Familie aufgenommen zu werden. (Foto: Biologen -Blog)

Es ist eine Ehre, in den Kreis der Delfin-Familie aufgenommen zu werden.
(Foto: Biologen -Blog)

Delfine interagieren gerne mit Trainern

Die Rolle geht also weit über die eines Futterlieferanten hinaus, denn Delfine interagieren sehr gerne mit dem Trainer – auch außerhalb von Fütterungen – und spielen mit ihm.

Bei Seelöwen dagegen ist solch eine Beschäftigung eher die Ausnahme. Sie ziehen Futter einer freiwilligen Interaktion vor. Doch natürlich gibt es auch bei ihnen individuelle Unterschiede.

Während der freiwilligen Interaktion mit Delfinen muss man noch zwischen zwei sehr verschiedenen Welten unterscheiden: im Wasser und auf dem Trockenen.

Natürlich bleiben die Delfine immer im Wasser. Doch ein Trainer kann sich am Rande des Wassers aufhalten oder zu den Tieren ins Wasser steigen.

Bleibt ein Trainer am Rand, so spielen die Delfine natürlich auch gerne und genießen Streicheleinheiten, doch es wird eine gewisse Distanz eingehalten.

Gegenseitiges Vertrauen beim routinemäßigen Gesundheitscheck (Foto: Biologen-Blog)

Gegenseitiges Vertrauen beim routinemäßigen Gesundheitscheck
(Foto: Biologen-Blog)

Geht er jedoch ins Wasser, befindet er sich in ihrem Element. Dann wird man wirklich für eine gewisse Zeit Zeuge ihres Familienlebens und aktiver Bestandteil davon.

Delfine genießen ihre Dominanz

Und die Delfine genießen es dann auch ganz besonders, dass der Trainer nun eine etwas passivere Rolle einnimmt und ein wenig zum Spielball innerhalb der Gruppe wird.

Im Wasser muss ein Trainer aber nichts fürchten, wenn er die Tiere gut kennt und ihr Verhalten deuten kann.

Er muss sich aber rein körperlich unterordnen. Und genau diese Umkehrung der Rollen schafft die kooperative Stimmung und das Vertrauen, das die Beziehung von Mensch und Delfin so besonders macht.

Ich hoffe, dass diese kurze Beschreibung euch einen kleinen Einblick darüber gibt, wie das alltägliche Leben mit Delfinen und Seelöwen aussieht und vor allem, wie wir Menschen es wahrnehmen.

Vergesst bitte nicht, an Weihnachten auch an eure Familien zu denken! Denn schon bald ist es ja wieder so weit. Deshalb wünsche ich allen frohe Weihnachten und hinterlasse euch noch einen tierischen Feiertagsgruß! Bis im nächsten Jahr!
Euer Benjamin
PS: Die Fotos stammen von Benjamin Schulz, Joran Oldenbeuving, Luca Marini und Anja Flick.

Zu den Teilen 1 bis 10 meines BIOLOGEN-BLOGS geht es hier.

4 Kommentare

  1. Hallo Benjamin,

    eine Idee für den nächsten Biologen-Blog:
    Erzähl‘ uns doch bei Gelegenheit mal, wie so ein typischer Tag bei Dir aussieht.
    Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass manche vielleicht jetzt denken: „Delfintrainer ist ein cooler Job: man kann den ganzen Tag mit den Tümmlern spielen und wird dafür auch noch bezahlt!“
    Doch ich vermute mal, dass diese Highlights nur einen kleinen Teil der täglichen Arbeitszeit ausmachen und z.B. auch viel „trockene Büroarbeit“ und andere Tätigkeiten dazu gehören.

    Viele Grüße
    Oliver

    geschrieben von Oliver
  2. „Wenn man dann zurückkehrt freuen sie sich eigentlich nur wahnsinnig und spielen sofort mit dir. “

    Sag‘ ich doch immer: Das sind eigentlich nur große graue Hunde mit Flossen :-)
    Auf jeden Fall ticken die offenbar ganz ähnlich.

    geschrieben von Norbert
  3. Hallo Benjamin,

    vielen Dank für die interessaten Eindrücke von Deiner Arbeit mit den Tieren. Ich finde, Deine Begeisterung und die Freundschaft bzw. Vertrautheit, die Dich mit den Tümmern verbindet, kommt sehr gut rüber. Das ist ein Beruf, der wohl wirklich Berufung ist, bei dem man auch mit dem Herzen dabei sein muss, da es kaum die üblichen „8-Stunden-Tage“ geben wird. Wie ist denn das, wenn man mal Urlaub hat? Die Delfine wissen ja nicht, was Urlaub ist. Wie reagieren die dann, wenn der vertraute Trainer mal zwei, drei Wochen weg ist? Sind die dann etwas beleidigt wie manche Katzen oder freuen die sich dann „tierisch“, wenn man dann zurück kommt?

    Mit Delfinen mal eine Runde zu schwimmen und sie bessr kennen zu lernen, wäre schon mal ein tolles Erlebnis, aber mit einem so einem großen, männlichen Seelöwen würde ich dann doch nicht auf Tuchfühlung gehen wollen, wenn der mal schlecht drauf ist…

    geschrieben von Oliver
    1. Danke für deinen Kommentar, Oliver! Du hast recht, es gibt bei uns nicht wirklich 8-Stunden-Tage. Eher 10-12 Stunden Tage bei einer 6-Tage Woche. Das mit dem Urlaub ist eine interessante Frage. Bei den Delfinen ist es wahrscheinlich schon so, dass sie sich fragen wo man denn plötzlich abgeblieben ist. Wenn man dann zurückkehrt freuen sie sich eigentlich nur wahnsinnig und spielen sofort mit dir. Bei den Seelöwen reicht ein Futtereimer, um sich schnell wieder beliebt zu machen. Manchmal testen sie den Trainer aus, wenn man nach einer längeren Pause zurückkommt. Da kann man als Seelöwe schonmal auf den Gedanken kommen, ob sich der Trainer nach dem Urlaub noch genauso aufmerksam verhält und evtl. nicht sieht, ob man gerade einem anderen den Fisch klaut oder sich an den Eimer ranschleicht…Sind halt Schlitzohren.

      Jedes Tier kann mal schlechte Laune haben. Unabhängig davon ob es ein Seelöwe oder Delfin, Männchen oder Weibchen ist. Alle sind dem Menschen überlegen und könnten diese Kraft jederzeit ausnutzen. Manche tun es auch schonmal. Das liegt in erster Linie am individuellen Charakter.

      geschrieben von Benjamin

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