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Jahresrückblick Delfinhaltung 2015


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Gastbeitrag von Daniela Breuer, 6. Januar 2016

Vielen herzlichen Dank an Daniela, die sich sehr viel Arbeit gemacht hat, einen Jahresrückblick über die Delfinhaltung in Westeuropa zu erstellen! (Die Grafiken zur vollständigen Ansicht bitte anklicken.)

Zusammensetzung Bestand 2015 (Copyright: Daniela Breuer)

Zusammensetzung Bestand 2015
(Copyright: Daniela Breuer)

Danielas Zusammenfassung

Auch in diesem Jahr stelle ich wieder eine Zusammenfassung der Haltungsdaten in den Delfinarien Westeuropas vor. Die Grafiken und Zahlen wurden aus den Haltungsdaten erarbeitet, die in der unabhängigen Datenbank www.ceta-base.com zusammengetragen sind.

Aktueller Bestand und Einrichtungen

Zum Ende des Jahres 2015 existieren in Westeuropa 26 Einrichtungen, in denen die karibische Küstenform des Atlantischen Großen Tümmlers (Tursiops t. truncatus) gehalten wird. Die Zahl der Einrichtungen ist damit gegenüber 2014 konstant.

Insgesamt werden in Westeuropa am 31. Dezember 2015 261 Individuen der Art Tursiops t. truncatus gehalten (2014: 255).

* 74 (28,4 %) dieser Tiere sind Wildfänge (2014: 74 – 29,0 %).
* 187 (71,6 %) sind Nachzuchten (2014: 181 – 71,0 %).

Die Nachzuchten unterteilen sich in 140 Nachzuchten der 1. Generation (53,6 %), 46 Nachzuchten der 2. Generation (17,6 %) und 1 Nachzucht der 3. Generation (0,4 %). Die Zahl der Nachzuchten 2. Generation hat sich damit gegenüber 2014 um 6 Tiere erhöht, die übrigen Anzahlen sind gleich geblieben.

Nicht mit einbezogen, aber nicht unerwähnt bleiben soll der weibliche Schwarzmeer-Tümmler Nika (T. t. ponticus) in L’Oceanografic Valencia sowie dessen 2014 geborenes Kalb, bei dem es sich, da die männlichen Tiere dieser Einrichtung Atlantische Große Tümmler sind, um einen Unterartenhybrid handelt (T. t. truncatus x ponticus).

Copyright: Daniela Breuer

Copyright: Daniela Breuer

Gruppengröße und -zusammensetzung

Die durchschnittliche Gruppengröße in den westeuropäischen Einrichtungen beträgt 10,04 Individuen, die mittlere Gruppengröße liegt bei 9. Die größte Gruppe lebt mit 35 Tieren in Harderwijk (Niederlande), die kleinste mit 4 in Tampere (Finnland).

2015 existieren von 26 Einrichtungen nur noch 2, Madrid und Malta, bei denen der Anteil der Wildfänge im Bestand über 50 % liegt. In 4 Einrichtungen, Marineland Mallorca, Palmitos Parc, Pariète Sauvage und Zoomarine Italy, besteht der Bestand zu 100 % aus Nachzuchten.

Das durchschnittliche Verhältnis von Wildfängen zu Nachzuchten in den Gruppen liegt bei 29 % zu 71 %.

Die Gruppen setzen sich mehrheitlich aus Familienverbänden aus Muttertieren mit ihren Kindern und/oder Geschwistern und Halbgeschwistern zusammen.

Aktuell gibt es keinen Bestand, der vollständig aus einander fremden Tieren zusammengesetzt ist. Die Individuen sind entweder direkt verwandt oder entstammen 2 Abstammungslinien aus der gleichen Einrichtung.

In 8 Einrichtungen, Aqualand, Brügge, Duisburg, Genua, Harderwijk, Kolmarden, Parc Astérix und Zoomarine Portugal existieren bereits Familiengruppen, in denen Tiere aus 3 Generationen, also Großmütter, Mütter und deren Jungtiere, zusammen leben.

Reine Bullenhaltungen gibt es aktuell in Palmitos Parc und Selwo Marina sowie eine eigene Bullengruppe in Harderwijk.

Nachzuchten 2015 (Copyright: Daniela Breuer)

Nachzuchten 2015
(Copyright: Daniela Breuer)

Nachzucht

Im Jahr 2015 erfolgten in den westeuropäischen Delfinhaltungen insgesamt 11 Geburten.

* Montse brachte am 25.06. im Marineland Catalunya ein weibliches Kalb zur Welt. Montse (*ca. 1978, Golf von Mexiko) wurde 2007 vom Marineland Mallorca nach Catalunya gebracht. Im hohen Alter von 38 Jahren ist sie erst zum zweiten Mal Mutter geworden. Ihr erstes Kalb vom Juni 2009 überlebte nicht.

* BAHIA (*03.07.2015) ist die Tochter von Baily im Parc Astérix. Baily selbst kam 1999 ebenfalls im Parc Astérix zur Welt, ihre Mutter Beauty (*ca. 1975, Golf von Mexiko) lebt ebenfalls dort. Bahai ist Bailys drittes Kalb. Ihr Sohn Galeo (*2009) wurde im Februar nach Planète Sauvage gebracht, ihr Sohn Naska (*2011) befindet sich noch im Parc Astérix.

* ALOHA (*08.07.2015) wurde ebenfalls im Parc Astérix geboren. Für ihre Mutter Aya (*1996, Parc Astérix) war sie das dritte Kalb. Ayas Tochter Liya (*2003) lebt mit ihrem eigenen Sohn Sting inzwischen in Harderwijk, Aicko (*2010) im Planète Sauvage. Aloha starb am 22.07., soweit bekannt infolge eines Konfliktes zwischen den Tieren in der Gruppe.

* MOANA (*25.07.2015) ist die Tochter und das elfte Kalb von Roxanne (*ca. 1985, Mississippi-Sound) in Brügge. Nach der Zwilligingsgeburt 2011, Bruce (*2012) und Origi *(2014), ist Moana wieder die erste erfolgreiche Aufzucht von Roxanne und in Brügge. Roxannes weitere Kälber sind Gorki (1993-2003), Simo (*1995), Luna (*1996, heute Zoomarine Portugal), Marco (*1998, heute Zoomarine Italy), Iggy (*2002) und Ocean (*2003, heute Planète Sauvage). Von Roxannes elf Kälbern leben demnach heute noch vier, ein weiteres wurde 10 Jahre alt.

Delphi mit Jungtier (Foto: zoo-foto.de/Kuster)

Delphi mit Jungtier
(Foto: zoo-foto.de/Kuster)

* Elys Kalb kam am 10.08.2015 im L’Océanografic in Valencia zur Welt. Ely (*ca. 1990, Kuba) lebt seit 2002 in Valencia. Das weibliche Kalb ist ihre erste Tochter, Elys Söhne sind Aiko (*2009, heute Aquopolis), Tux (*2011) und Apolo (*2013).

* Parels Kalb (*16.08.2015) war die erste Nachzucht im Planète Sauvage. Das Weibchen Parel (*2008) ist die Tochter von Roxy, die in SeaWorld Orlando, Florida geboren und 1997 nach Harderwijk umgesiedelt wurde. Parels Kalb war somit nach Sting das zweite Jungtier in dritter Generation, das in Europa geboren wurde. Allerdings starb das Kalb bereits am 28.08. Soweit bekannt war die Ursache ähnlich wie im Planète Sauvage.

* Pepinas Kalb kam am 16.08.2015 in Duisburg zur Welt. Pepina ist ein 35 Jahre alter Wildfang aus Kuba und seit 1994 in Duisburg, wo sie bisher 7 Kälber zur Welt gebracht hat: Daisy (*1996); Duke (2001-2003), die Kälber von 2005 und 2006, Donna (*2007, heute Nürnberg) und Diego (*2011). Das weibliche Kalb von 2015 starb am 23.08. an Herzversagen.

* Lunas Kalb wurde am 20.08.2015 in Genua geboren. Luna kam 1995 im Delfinario Rimini zur Welt und lebt seit dessen Schließung 2013 in Genua. Das männliche Kalb ist ihr erster Nachwuchs. Auch Lunas Mutter Alfa (37) lebt in Genua.

* ORI (*07.09.2015) ist die zweite Nachzucht in Brügge in diesem Jahr. Seine Mutter ist Indy, die 2003 ebenfalls in Brügge zur Welt kam. Ori ist Indys erstes Kalb. Auch Indys Mutter Puck (ca. 50) lebt noch in Brügge.

Nachzucht 2006-2015 (Copyright Daniela Breuer)

Nachzucht 2006-2015
(Copyright Daniela Breuer)

* Daisys Kalb kam am 22.12.2015 in Duisburg zur Welt. Das männliche Jungtier ist Daisys (*1996, Duisburg) vierte Geburt. Die Erstgeburt 2007 und das nachfolgende Jungtier 2008 überlebten nicht. Ihr Sohn Darwin (*2011) lebt ebenfalls in Duisburg. Daisy ist die Tochter von Pepina (s.o.), somit ist Daisys Sohn der zweite Enkel in der Duisburger Familiengruppe.

* Delphis Kalb wurde am 24.12.2015 in Duisburg geboren. Für Delphi (*1992, Duisburg) ist es ihre fünfte Nachzucht. Ihre Erstgeburt 2000 überlebte nicht, ebenso die folgenden Kälber 2001 und 2006. Ihre Tochter Dolly (*2007) lebt heute in Nürnberg, Tochter Dörte (*2011) lebt in Duisburg.

Von 11 Geburten im Jahr 2015 starb eine nach einer Woche, zwei weitere innerhalb des ersten Monats. In wie weit die Tode, die durch Konflikte innerhalb der Gruppen verursacht wurden, hätten vermieden werden können, lässt sich ohne detaillierte Informationen nicht beurteilen.

8 Kälber leben am 31. Dezember 2015 noch. 73 % der Nachzuchten dieses Jahrgangs verliefen demnach bisher erfolgreich. Die Zucht 2015 liegt damit über dem Durchschnittswert der letzten 10 Jahre (66 %).

Transfers

Im Jahr 2015 wechselten 8 Tiere den Standort.

* Aiko (4) und Galeo (5), Halbbrüder aus Parc Astérix, wechselten im Februar nach Planète Sauvage. Hintergrund könnte die erneute Trächtigkeit ihrer Mütter Aya und Baily gewesen sein.

Copyright Daniela Breuer

Transfers
Copyright Daniela Breuer

* Im Austausch für Aiko und Galeo wechselte Cessol (31) vom Planète Sauvage zum Parc Astérix. Cessol stammt gebürtig aus SeaWorld Orlando und ist an der Zucht in Europa bisher noch nicht beteiligt, eins der Weibchen im Planète Sauvage ist seine Nichte Parel. Im Parc Astérix bringt er neben Guama als zweiter potenzieller Partner für die beiden jungen Weibchen Aya und Baily neue Gene ein.

* Lucy (26), gebürtig aus SeaWorld Orlando, wechselte im April von Harderwijk nach Planète Sauvage. Sie ist die Schwester von Cessol und hatte zuletzt 2009 ein Kalb.

* Spat (7) stammt gebürtig aus Harderwijk und wechselte im Juni vom Planète Sauvage ins Marineland Catalunya. Spat ist der Sohn von Finnigain und Tucker und entstammt damit der zweiten SeaWorld-Abstammungslinie in Harderwijk. Ob er diese Linie in Catalunya weiterführen soll, ist fraglich, da sich dort nur die beiden Altweibchen Cindy und Montse befinden.

* Achille (13) und Ulisse (18) wechselten im November von ihrem Geburtsort Oltremare zum Loro Parque. Hier kommen sie als Zuchtpartner insbesondere für die Weibchen Luna (18) und Clara (16) in Frage.

* Im Gegenzug wechselte Joan (10) vom Loro Parque nach Oltremare. Joan ist der erste und bisher einzige Nachkomme von Clara. Sein Vater Baron starb 2007, seither gab es für seine Mutter keinen passenden Partner. Mit Blue und Cleo Fiore findet er dort zwei potenzielle Partnerinnen.

Copyright Daniela Breuer

Todesfälle
Copyright Daniela Breuer

Todesfälle

Im Jahr 2015 starben in den westeuropäischen Einrichtungen 2 Tiere, die älter als 1 Jahr waren. Beide Todesfälle ereigneten sich im französischen Marineland Côte d’Azur in Antibes.

* Mila-Tami starb am im Januar im Alter von 8 Jahren. Als Todesursache wurde ein Blasloch-Verschluss angegeben. Sie wurde 2007 geboren und war die Tochter des 1983 wild gefangenen Weibchens Sharky. Mila-Tami hatte noch keine eigenen Nachkommen.

* Eclaire wurde 24 Jahre alt. Er starb im Februar an Prostatakrebs. Eclaire war der Sohn des Wildfangs Josephine (+2011 im Alter von 38 Jahren). Von seinen neun Kälbern Kaly (2003-2011), Neo (*2006), Mila-Tami (2007-2015), Lottys Kalb 2009, Sharkys Kalb 2010, Nala (*2010), Ania (*2011), Jo (*2011) und Kai (*2014) leben noch 5.

Im Jahr 2015 starben 2 Tiere, die das erste Lebensjahr vollendet hatten (2014: 2 Tiere).
Das durchschnittliche Todesalter der Tiere betrug 16,2 Jahre (2014: 26,9 Jahre).

Die Anzahl der jährlichen Todesfälle bleibt gegenüber dem Vorjahr konstant und setzt damit die Tendenz zu niedrigen jährlichen Todeszahlen bei den Über-Einjährigen in den letzten 10 Jahren fort.

Copyright: Daniela Breuer

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Bestandsentwicklung

Am 1. Januar 2015 zählte der Bestand 255 Tiere. Der Verlust auf diesen Bestand beträgt am 31. Dezember 2015 2 Tiere (0,8 %). Im Jahr 2015 kamen 8 überlebende Nachzuchten hinzu. Der Bestand zählt am 31. Dezember 2015 261 Tiere.

Damit ist der Bestand insgesamt um 6 Tiere (2,4 %) angewachsen. Die Trends der letzten 10 Jahre setzen sich damit in 2015 fort.

Insgesamt wächst der Bestand kontinuierlich an, der durchschnittliche Zuwachs pro Jahr beträgt 1,3 %.

Der Anteil an Wildfängen im Bestand hat in den letzten 10 Jahren von 105 auf 74 abgenommen, ein Rückgang von 29,5 %. Der Anteil von Nachzuchten ist von 121 auf 187 gestiegen, ein Zuwachs von 54,5 %.

Copyright: Daniela Breuer

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Lesetipp

Delfinhaltung in Europa – 2014

6 Kommentare

  1. Hallo Daniela,

    herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort – Du scheinst ja wirklich jeden Delfin in den europäischen Delfinarien „persönlich“ zu kennen. Bin beeindruckt über die Informationsfülle, die Du zusammengesammelt hast. Hast Du eruflich mit Delfinen zu tun oder machst Du Dir die ganze Arbeit aus privatem Interesse?

    Bei einer kleinen Individuenzahl beim Sterbealter ist es natürlich klar, dass ein, zwei „Ausreißer“ den Mittelwert schon deutlich nach oben bzw. unten ziehen können.

    Ich bin jetzt auch nicht so der große Statistiker, aber eine Methode ist, statt Einzeljahren immer mehrere Jahre zusammenzufassen und den Mittelwert dieses Zeitraums zu nehmen und so eine Reihe zu erstellen. Also z.B. 2005-2009, 2006-2010, 2007-2011 etc.
    Dann bekommt man eine etwas „glattere“ Kurve, die meiner Meinung nach auch aussagefähiger ist

    Bei der Frage nach dem Austausch von Tieren zwischen den Delfinarien bin ich immer etwas gespalten. Einerseits ist es gut und notwendig, dass ein genetischer Austausch zwischen den Gruppen stattfindet – andererseits ist ein Umzug eines Delfins von A nach B sicher immer auch ein großer Stress für die Tiere – nicht nur wegen des Transports, sondern auch, weil sie sich in eine neue Gruppe integrieren müssen.

    geschrieben von Oliver
    1. Ich hab jetzt nachgeschaut. Das Verfahren nennt sich „gleitender Mittelwert“ oder „gleitende Durchschnitte“.
      https://de.wikibooks.org/wiki/Statistik:_Gl%C3%A4ttungsverfahren.
      Je nachdem, wie viele Werte man nimmt, nennt sich das dann gleitender Mittelwert n. Ordnung
      Willst Du den gleitenden Mittelwert 5. Ordnung für 2010 berechnen, nimm den Mittelwert aus Deinen Mittelwerten von 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012 und trage den Wert dann bei 2010 ein.

      geschrieben von Oliver
      1. Ok, ich glaube, das mit dem gleitenden Mittelwert könnte man mal ausprobieren. Danke.

        Zu deiner Frage:

        Beruflich habe ich rein garnichts mit Delphinen zu tun. Ich bin augebildete Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte, arbeite aber nicht in dem Beruf, sondern in der Ganztagsbetreuung an einer Grundschule in einem der hiesigen Problemstadtteile.

        Man kann schon sagen, dass ich das aus privatem Interesse mache. Das besteht im wesentlichen glaube ich darin, dass ich wissen wollte, ob all die Aussagen von Delphinhaltungsgegnern über schlecht laufende Zucht, hohe Todeszahlen, früher Tod etc. stimmen, zumal die ja häufig genau so ausgedrückt werden, wie ich es grade gemacht habe, nämlich ohne konrete Zahlen zu nennen. Oder wenn, dann werden nur die Zahlen genannt, die die eigenen Thesen stützen (ok, das können manche Vertreter der anderen Seite sicher genauso gut). Ich wollte das Gesamtbild mit allen seinen Einzelheiten selbst sehen.

        Allerdings muss ich das Lob für das Zusammensuchen der Informationen ehrlicherweise zurückweisen, denn das ist nicht mein Werk. Das hat Ceta-Base gemacht. Man könnte sagen, ich hab die Arbeit nur weitergeführt, indem ich die Daten in Excel-Tabellen übertragen (ok, es sind mittlerweile über 60 Tabellenblätter mit Listen) und dann ausgewertete habe, so dass Antworten auf die Fragen zu erkennen sind: Wie groß ist der Bestand eigentlich und wie ist er zusammengesetzt? Funktioniert die Zucht, d.h. erhält sich der Bestand ohne Wildimporte, wächst oder schrumpft er? Wie hoch ist die Jungtiersterblichkeit, wie hoch bei den älteren Tieren? Wie alt werden die Tiere?
        Ich hab von Statistik dabei auch nicht viel mehr Ahnung, als wie sie in der Geschichts- und der Erziehungswissenschaft als Hilfsmittel eingesetzt wird. Deshalb hab ich mich auch auf einfache Darstellungen beschränkt und an sowas wie die Berechnung von Lebenserwartungen garnicht erst herangewagt.

        Zum Thema Umzug:

        Da gibt es sicherlich Leute, die mehr und auch praxisnäheres Wissen haben als ich. Grade was den Transport selbst angeht, mag ich da kein Urteil abgeben. Ich halte es allerdings nicht für besonders erfreulich, wenn ein Tiere sehr oft den Standort wechseln. Aber auch zu diesem Punkt fange ich grade erst an, mir einen Überblick zu verschaffen. Was mir aber schon aufgefallen ist, ist, dass zumindest in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr häufig verwandte Tiere zusammen den Standort wechselten und/oder die Tiere an einen Standort kamen, an dem sich schon Tiere befanden, die sie kannten. Oft werden Halbgeschwister zusammen abgegeben, oder auch Weibchen mit älteren Jungen. Ich denke, das ist eine Strategie, um den Tieren das einfügen in eine neue Gruppe zu erleichtern. Sie haben von Anfang an einen Verbündeten und stehen eine neuen Gruppe mit neuer Rangordnung nicht völlig allein gegenüber.

        geschrieben von Daniela
  2. Danke für die viele Arbeit zur Erstellung dieser Statistiken.
    Eine Frage hätte ich noch:
    Das „Sterbealter“ liegt in einigen Jahren ja doch relativ niedrig, aktuell bei knapp über 15 Jahren.
    Zählt man bei dieser Statistik alle Delfine, also auch Jungtiere, die nach einigen Tagen gestorben sind, mit?
    In dem Fall fände ich es interessant, welche Lebenserwartung ein Tümmler hat, wenn man diese Jungtiere mal rausrechnen würde und nur die Tiere betrachtet, welche die ersten 3 Leensmonate überstanden haben

    Dann noch eine Frage / Anmerkung zu den Wildfängen:
    Ziel ist es ja, dass man möglichst keine Wildtiere mehr fangen muss, sondern dass sich die Zucht lanfristig möglichst selbst trägt.
    Dennoch frage ich mich, ob es nicht dennoch sinnvoll wäre, zumindest ab und zu noch das eine oder andere Tier aus der Natur reinzubringen – um die genetische Variabilität zu erhöhen. Denn wenn irgendwann mal die meisten Delfine untereinander verwandt sind, ist das ja vom genetischen Standpunkt auch nicht so toll.

    geschrieben von Oli
    1. Hallo Oli, danke für dein Interesse:

      Also beim Sterbealter mache ich es so, dass ich die Jungtiere, die das Alter von einem Lebensjahr noch nicht erreicht haben, NICHT mit einberechne. Daher ja auch die getrennten Tabellen, in der Tabelle mit den einzelnen Todesfällen und -altern (die, wie gesagt, eigentlich auch noch die über 40jährige Marina enthalten müsste).

      Das Durchschnittsalter ist statistisch natürlich ein nicht ganz unproblematischer Wert, wie man hier ja jetzt sieht. Die beiden Tiere aus Antibes waren 8 und 24. 8 ist eigentlich zu jung und 24 ist auch kein Alter, zumindest nicht für ein Tier in Menschenhand. Aber wenn eine schwere Krankheit wie Krebs vorliegt, relativiert sich das wieder. Dem gegenüber steht dann Marina, die mit über 40 schon weit über der Lebenserwartung in der Wildbahn lag. Durch ihr hohes Alter ist der Durchschnitt von 16 auf 25 hochgeschnellt.
      Ich sehe das Durchschnittsalter als notwenidges Übel, um so etwas wie einen Vergleich zwischen den Jahren zu haben. Mehr Erkenntnis lässt sich mMn gewinnen, wenn man die Einzelfälle betrachtet. Und da fällt mir zu allererst ins Auge, dass es mehrheitlich sehr wenige Tiere sind, die überhaupt jedes Jahr sterben. Selbst der Höchstwert von 15 im Jahr 2008 ist im Verhältnis zum Gesamtbestand von 224 nicht wirklich viel.

      Zur Frage nach den Wildfängen:

      Das ist eine Frage, der ich noch nachgehen möchte, d.h. mich in die Verwandschaftsverhältnisse zwischen den Tieren der einzelnen Standorte tiefer einarbeiten. Dem überblickhaften Eindruck nach scheint der Bestand, obwohl schon zu 70% aus Nachzuchten zu bestehen, noch nicht vollständig durchmischt zu sein.

      Die Duisburg-Antwerpener Linien sind z.B. genetisch noch völlig autark. Das wir sich wohl erst ändern, wenn sie sich durch Dolly und Donna mit den Nürnberg-Soltauern vermischen, bzw. von anderswo ein neues Zuchtmännchen dazukommt. Die Nürnberge Linie selbst ist in Harderwijk vertreten, allerdings in der Zucht nur durch Naomi eingebunden.

      In Harderwijk existieren vier Verwandschaftslinien, die ursprünglich eigene, die komplett übernomme Gruppe aus dem Windsor-Safaripark und zwei aus Sea World importierte. Ein eigener Stamm findet sich außerdem im Parc Astérix, der wie Planète Sauvage zum gleichen Unternehmen gehört, weswegen der Austausch hier reger ist. Bis auf ein Männchen aus Brügge stammen im Planète Sauvage alle Tiere aus den Harderwijker und Astérixer Linien.

      In Kolmarden sind die jüngsten Nachzuchten mit einigen Parc Astérixern durch den gemeinsamen Vater Pichi verwandt. Auch das Brügger Zuchtmännchen Beachie war zuerst in Harderwijk und hat dort einige Nachkommen hauptsächlich in der Sea World-Line.

      Fast ganz autark sind im Moment noch die Antibes, Loro-Parque, Malta und Valencia. Gardaland-Rimini in Genua hat Berührungspunkte mit Aqualand. Tampere stirbt aus, sofern die beiden Jungmännchen nicht noch in die Zucht kommen. Viel Austausch findet man vor allem bei den spanischen Einrichtungen.

      Alles in allem denke ich, dass in Europa noch genug genetische Vielfalt vorhanden ist. Es gibt etliche Arten, die bei denen schon mit weniger Gründertieren gesunde, selbsterhaltene Populationen aufgebaut wurden. Paradebeispiel ist da immer der Davidshirsch.

      Darüber hinaus gibt es noch den ungleich größeren Bestand in den USA. Sowohl „Leihtiere“ zu Zuchtzwecken als auch künstliche Befruchtung hat es in Einzelfällen schon gegeben.

      geschrieben von Daniela
  3. Erst einmal vielen Dank, dass meine Arbeit hier einen Platz findet. :-)

    Einige ergänzende Anmerkungen muss ich allerdings noch hinzufügen, da Ceta-Base in der ersten Jahreswoche seine Listen für 2015 nocheinmal überarbeitet hat. Zu diesem Zeitpunkt war dieser Rückblick bereits fertig.

    Geburten:

    Ein weiteres Jungtier kam im Juli in Kolmarden zur Welt, Kind von Ariel, selbst gebürtige Kolmardenerin und jetzt dreifache Mutter. Die Gesamtzahl der Geburten beläuft sich damit Ende 2015 auf 12, die Zahl der lebenden Jungen am Stichtag auf 9, also 75%.

    Die Gesamtzahl der Tiere Ende 2015 ist demnach 162, 74 Wildfänge, 140 Nachzuchten 1. Generation, 47 Nachzuchten 2. Generation, 1 Nachzucht 3. Generation (insgesamt 188). Die Prozentwerte ändern sich dadurch nur im Nachkomma-Bereich.

    Todesfälle:

    Marina aus dem Marineland Catalunya starb 2015 Alter von ca. 40 Jahren, was einen Tod aus Altersschwäche naheliegend macht. Allerdings hatte ich sie für schon aus der Liste entfernt, ohne das Todesdatum zu kennen, da Ceta-Base sie nicht mehr im aktuellen Bestand führte. Hinsichtlich der Zahl der Wildfänge 2015 ändert sich also nichts. Das durchschnittliche Todesalter für dieses Jahr ändert sich auf 25,5 Jahre.

    Auf Verluste bei den diesjährigen Jungtieren, bevor sie das erste Lebensjahr erreichen, werde ich in der Jahreszusammenfassung 2016 eingehen.

    geschrieben von Daniela

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