Delfine erkennen sich an ihren sogenannten Signaturpfiffen. Doch was ist mit den neugeborenen Kälbern? Ist ihr Signaturpfiff angeboren? Und wie lernen die Delfin-Babys den Ruf ihrer Mutter?
Dazu gibt es eine interessante Studie von Stephanie King und ihren Kollegen, die sie im Dolphin Research Center in Florida mit den dort lebenden Großen Tümmlern und deren Kälbern durchführten.
Delfin-Mütter wiederholen ständig ihren Signaturpfiff
Gleich nach der Geburt stößt die Delfin-Mutter ihren eigenen Erkennungspfiff mehrmals hintereinander aus, damit das neugeborene Kalb sich daran gewöhnen und den Ruf verinnerlichen kann.
Nach der Geburt ihres Babys pfeifen die Mütter bis zu fünfmal mehr als gewöhnlich.
Stephanie King erklärt: „Wir nennen das Vokal-Prägung. Die Prägung muss schnell geschehen, damit sich Mutter und Kind wiederfinden, wenn sie im Ozean voneinander getrennt werden.“
Signaturpfiff ist nicht angeboren
Das Delfinjunge braucht mehrere Monate, bis es seinen eigenen Signaturpfiff entwickelt hat. Der individuelle Pfiff ist also nicht angeboren, sondern er muss gelernt werden.
Bis sich dieser Pfiff entwickelt hat, orientieren sich die Delfin-Babys ausschließlich an den Pfiffen ihrer Mütter. Sie müssen dabei genau hinhören, um ihre Mutter von den anderen Delfinen zu unterscheiden. Diese Verbindung ist überlebenswichtig für das hilflose Jungtier.
Doch manchmal geschieht auch etwas völlig Unerwartetes.
Baby-Tausch und Baby-Klau
Im Dolphin Research Center wurde Folgendes beobachtet. Zwei Schwestern hatten zur gleichen Zeit Jungtiere.
Zwei Wochen nach der Geburt rief die eine Schwester – Pandora – das Kalb ihrer jüngeren Schwester Calusa zu sich. Calusa wollte daraufhin ihr Baby zurückholen, doch das Kalb blieb bei Pandora.
Daraufhin nahm Calusa das Baby von Pandora unter ihre Fittiche. Die Mütter tauschten quasi ihre Babys und den Babys schien das nichts auszumachen. Sie prägten sich nun den Pfiff der Adoptivmutter ein und vergaßen den Ruf ihrer richtigen Mutter.
So ein Verhalten ist zwar sehr ungewöhnlich, aber es wurde bereits früher dokumentiert. Von anderen Säugetierarten ist solch ein Verhalten ebenfalls bekannt.
Da Pandora und Calusa eng miteinander verwandt sind, muss dieser Tausch, evolutionär gesehen, Vorteile bringen.
Es wurde außerdem bereits mehrfach dokumentiert, dass eine Delfin-Mutter, die ihr Neugeborenes verloren hat, gelegentlich ein anderes Jungtier kidnappt.
Die dunkle Seite der Delfine
Verglichen mit anderen – aus menschlicher Sicht – brutalen Umgangsformen, scheint dieses Verhalten noch harmlos zu sein. Delfine sind bekannt dafür, dass sie Inzest betreiben, Weibchen „vergewaltigen“ und Kälber töten, damit sie die Mütter begatten können.
Jungtiere blieben bei der Adoptivmutter
Auch ein Jahr nach dem „Baby-Tausch“ blieben die beiden Kälber bei der jeweils anderen Mutter.
Bei den Müttern wurden keine Auseinandersetzungen beobachtet. Alle vier Tiere kamen gut miteinander aus.
Delfin-Mütter rufen nicht nach Bällen, sondern nur nach ihren Babys
In einer anderen Studie konnte Stephanie King beweisen, dass Delfin-Mütter ihre Babys rufen, wenn sie diese bei sich haben wollen.
Dazu wurden weibliche Delfine aufgefordert, entweder einen Ball oder ihr Jungtier zu den Forschern zu bringen. Wenn das Baby geholt werden sollte, dann setzte die Mutter ihren Pfiff ein, beim Ball nicht.
(Quelle: BBC)