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Die Sache mit den Zähnen der Orcas


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Gastbeitrag von Philipp J. Kroiß, 10. September 2016

Zahnschäden erkennt man in vielen Orca-Schädeln

"Old Tom" starb mit 35  (Foto: Fanny Schertzer, wikipedia)

„Old Tom“ starb mit 35.
(Foto: Fanny Schertzer, wikipedia)

Der Fund eines Residents aus dem Jahr 1999 (ID L51) zeigt eine Zahnreihe mit reichlichen Schäden: Im Oberkiefer fehlen vordere Zähne, weiter hinten dann kann man abgebrochene Zähne erkennen.

Schaut man sich andere Kiefer von gestrandeten Walen an, aus Schottland oder Alaska etwa, findet man bei den Orca-Zähnen Zahnlücken, abgeriebene oder abgebrochene Zähne.

Um sich die Bilder der gestrandeten Wale zu ersparen, kann man auch in ein Museum gehen. Ob Oxford oder Oman, man wird an beiden Orten keinen Orca mit einer lupenreinen Zahnreihe finden.

Auch „Old Tom“ hatte Zahnruinen

Gerne kann man sich auch „Old Tom“ anschauen, der gar nicht so „old“ war, wie man später erfuhr. Man sieht bei ihm eine Zahnreihe, die eher an eine Ruine erinnert.

Ebenso kann man sich auch die Sammlung der Royal Society anschauen und dort mal Kieferhälften begutachten – man findet Zahnreihen mit zahlreichen Abrieben und Abbrüchen.

Wer sich also mit den Zahnreihen von Orcas beschäftigt, muss sich von der Idee verabschieden, dass es nur ausgewachsene Tiere mit makelloser Zahnreihe geben würde.

Zahn-Gebrauchsspuren durch Interaktion

Diese Zahn-Gebrauchsspuren entstehen durch die Interaktion der Orcas mit ihrer Umgebung. Mit den Zähnen erforschen sie ihre Umgebung.

Morgan im August 2016 (Foto: Philipp J. Kroiß)

Morgan im August 2016 (Foto: Philipp J. Kroiß)

Und Schwertwale sind nun mal sehr neugierig und erforschen ihre Umgebung sehr ausgiebig. Deshalb haben auch Fisch fressende Orcas ein manchmal nicht so hübsches Gebiss, wie es sich manche Delfinariengegner in ihren unrealistischen Vorstellungen erträumen.

Vergleich

Bei Orcas, die in Menschenobhut gehalten werden, findet man durchaus vergleichbare Zahnreihen mit Orcas aus der freien Wildbahn; man würde bei wilden Orcas nichts anderes erwarten, als was man in Menschenobhut sieht. Trotzdem wird gerade besonders über Morgans Zahnreihe gerne heiß diskutiert. Ganz offensichtlich mit dem Ziel, die Emotionen unbedarfter Tierfreunde zu schüren und deren Tierliebe so durch gezielte Fehlinformation zu missbrauchen.

Erklärung Meeresakrobaten: Morgan ist ein Orca-Weibchen, das im Juni 2010 im Wattenmeer an der holländischen Küste geschwächt und unterernährt entdeckt wurde. Das Tier wurde in die SOS-Station in Harderwijk/Niederlande gebracht, wo es umsorgt und wieder aufgepäppelt wurde. Ein Gericht entschied später, dass Morgan nach ihrer Genesung in den Loro Parque auf Teneriffa gebracht werden sollte, damit sie mit anderen Orcas zusammenleben konnte. Eine Auswilderung kam nicht infrage, da ein Orca ein Familientier ist und nicht alleine überleben kann. Außerdem wurde bei dem großen Delfin festgestellt, dass sein Gehör nicht in Ordnung ist. Ohne gut funktionierenden Hörsinn ist ein Orca in freier Wildbahn dem Tod geweiht.

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