Der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner bringt es auf den Punkt, wenn er in den Medien sagt, dass wir keine Tierschützer brauchen, die via Smartphone über die Arbeit der Zoos urteilen, ohne sich vor Ort zu informieren.
Börner bezieht sich dabei auf eine Online-Petition, die sich für die Abschaffung des Duisburger Delfinariums ausspricht.
Auswilderung würde unweigerlich zum Tod der Tiere führen
Ins Leben gerufen wurde diese Petition von dem 17-jährigen Fabian Neubüser, der mit den Worten „Delfinarien sind ein überflüssiges Überbleibsel aus Zeiten der Unwissenheit“ offenbar die romantisch verklärte Sichtweise mancher Menschen von „Tieren in der Freiheit“ übernommen hat.
Aber Neubüser fordert nicht nur die Stilllegung des Duisburger Delfinariums, sondern zusätzlich, dass die Delfine, von denen übrigens sechs von acht Tieren in Duisburg geboren sind, ausgewildert werden sollen.
Dass die Umsetzung dieser Forderung den sicheren Tod der Tiere bedeuten würde, weiß jeder, der sich nur ein kleines bisschen mit der Delfinhaltung befasst hat.
Offenbar sind hier nicht andere unwissend, wie Neubüser behauptet, sondern er selbst und diejenigen, die sich seiner Petition mit ein paar Klicks angeschlossen haben.
Sich selbst einen Eindruck verschaffen
Börner lädt alle Kritiker ein, sich vor Ort selbst ein Bild von der Delfinhaltung zu machen, „auch wenn es so klar und leicht scheint, bei dieser Petition abzustimmen“.
Genau das ist auch meine Einstellung.
Man sollte sich immer zuerst selbst einen Eindruck von einer Einrichtung und den dahinter stehenden Verantwortlichen verschaffen, bevor man diese verdammt und sich dabei nur auf Hetzkampagnen einiger Organisationen stützt.
Diese nehmen mit ihren Kampagnen viele Spendengelder ein, deren Verbleib leider oft im Ungewissen bleibt.
Selbstbestimmte Menschen sollten nicht nur kritiklos das übernehmen, was extreme Tierrechtler und deren „Trittbrettfahrer“ vorkauen, sondern sich ihre eigene Meinung bilden.
Nicht jeder erkennt die wahren Bedürfnisse eines Tieres
Genauso wenig wie man sagen kann, dass jeder Mensch geeignet ist, ein Haustier zu halten, ist auch nicht jede Einrichtung für eine Delfinhaltung geeignet. Negativbeispiele gibt es im einen wie im anderen Fall viele.
Protest ist dort gerechtfertigt, wo immer noch Delfine für Vergnügungseinrichtungen gefangen werden, so wie es u.a. in Asien geschieht.
Wildfänge sind in Deutschland tabu
Wildfänge sind in Deutschland schon lange tabu. Zwar gibt es in Nürnberg und Duisburg noch ein paar Wildfänge aus der Anfangszeit der Delfinarien, doch inzwischen sind die meisten Delfine in Deutschland und Europa Nachzuchten. Und diese werden von Jahr zu Jahr mehr.
So ist die von manchen Aktivisten gestellte Forderung – wenn das Delfinarium in Duisburg schließen würde, gäbe es keine Wildfänge mehr – genauso falsch gegriffen wie die abstruse Behauptung, wenn hier keine Hunde mehr gehalten würden, würden in Asien keine Hunde mehr gegessen werden.
Delfinfang-Länder wie Japan, Peru, die Salomonen oder – wie vor kurzem angekündigt – Namibia haben rein gar nichts mit der Delfinhaltung in Deutschland zu tun.
Einzig richtige Reaktion
Ein deutliches Zeichen, was die Besucher des Delfinariums in Duisburg von Protestaktionen extremer Aktivisten halten, haben sie im August gezeigt.
Als ein paar Mitglieder der „Vegan Strike Group“ in das Vorführbecken sprangen und Banner gegen die Delfinhaltung hochhielten, standen die Besucher auf und drehten den Aktivisten den Rücken zu.
Außerdem zeigt die hohe Auslastung der Vorführungen, dass die Besucher zu ihren Delfinen und deren Betreuern stehen.
Daher lautet mein Vorschlag – in Anlehnung an den Slogan der Aktivisten „Don’t buy a ticket“: „Unterschreibt keine Petition, bevor ihr die Einrichtung, die abgeschafft werden soll, nicht persönlich kennengelernt habt.“ Oder informiert euch wenigstens an anderer Stelle über andere Sichtweisen, bevor ihr zum Smartphone greift.
(Quellen: Duisburg: Frank Börner zur Online Petition gegen Delfinarien, Petition forder Schließung des Delfinariums)