Gastbeitrag von Philipp J. Kroiß/The Huffington Post, 18. Dezember 2016
Die Meeresakrobaten freuen sich sehr, dass sie den am 14. Dezember 2016 in der Huffington Post erschienenen Artikel von Philipp J. Kroiß hier veröffentlichen dürfen.
Delfin-Sanctuary
Immer wieder präsentieren Delfinariengegner angebliche Alternativen für ein Delfinarium: ein bay pen oder sea pen, das sie dann schönfärbend „Sanctuary“ nennen.
Dass erst mal ein solches Sanctuary nicht per se besser ist als ein geschlossenes Beckensystem oder semi-offenes Beckensystem, habe ich schon (an anderer Stelle) erläutert.
Tatsächlich birgt so eine Haltung Probleme und gelingt nicht immer: Im Dolphin Research Center funktioniert es sehr gut und in Eilat nicht wirklich.
Für die Delfinariengegner sind Meeresgehege eine Alternative, gleichzeitig aber verteufeln sie bereits existierende Anlagen, die ein solches Meeresgehege sind, aber mit Binnendelfinarien zusammenarbeiten – wie etwa das Dolphin Research Center.
Notfallpläne für Katastrophenfälle
Warum müssen aber Anlagen mit Meeresgehegen mit Binnendelfinarien zusammenarbeiten?
Wenn die Anlagen es mit Tierschutz ernst meinen und in vielen Ländern auch überhaupt erst legal sein möchten, muss es Notfallpläne für Katastrophenfälle geben. Es muss also möglich sein, die Tiere bei einer wasserverunreinigenden Umweltkatastrophe in Sicherheit zu bringen.
Ohne Kooperation mit Delfinarien geht es nicht
Zudem müssen die Tiere irgendwo herkommen. Wer also seinen Bestand nicht aus Wildfängen bestreiten will, muss einem Zuchtprogramm beitreten.
Hierbei kann man im Fall von Delfinen verschiedene Funktionen übernehmen: als aktiver Züchter, als Halter von Junggesellengruppen, wie es sie auch in der Natur gibt und deren Mitglieder temporär in ihr sind, und/oder als Altersruhesitz für Tiere, die nicht zuchtfähig oder schon zu alt für die Zucht sind.
In jedem Fall ist man wichtiger Stützpfeiler des Zuchtprogramms.
Jeder Delfinariengegner, der ein Meeresgehege, also somit ein Delfinarium mit einem offenen Wasserzyklus, errichten will, muss also mit Delfinarien kooperieren oder seinen Bestand aus Wildfängen rekrutieren.
Standortfaktor
Im Wesentlichen stammen die Delfine in den europäischen Delfinarien von Gründertieren aus residenten Populationen in Gewässern der Karbik. Dort muss also auch ihr Meeresgehege sein. Warum?
Ein Meeresgehege, so wie es üblicherweise gebaut wird, birgt die Gefahr, dass Tiere aus der Haltung entkommen: wir hatten diesen Fall etwa bei Annessa.
Die aktuellen Richtlinien der IUCN beugen durch Ausbruch entstehende Faunenverfälschungen durch ortsfremde Tiere vor. Deshalb sind Halter von Tieren, die dem Habitat, in dem sie sich befinden, fremd sind, rechtlich zu höchsten Sicherheitsvorkehrungen verpflichtet.
Derartige Anlagen müssen nämlich für Katastrophenfälle gut gewappnet sein – ein Meeresgehege, das durch ein Netz abgetrennt ist, löst das nicht ein.
In den Keys ist das kein Problem, im Mittelmeer aber schon, denn da gehören karibische Großtümmler nun mal nicht hin.
Man hätte es kaum präziser und treffender ausformulieren können, mit welch falschen (bzw. inkompetenten) und teilweise auch verlogenen Argumenten die sogenannten „Tierschutz-Organisationen“ auf Spendenfang gehen.
Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass ein solches Projekt finanziell überlebensfähig wäre. Die immer wieder beschworenen „Millionen-Umsätze“ eines ordentlich geführten Delfinariums landen nämlich zu mindestens 95% im Unterhalt der Anlagen und den Gehältern des Personals.Und das setzt bereits eine optimale Vermarktung voraus!
Wer ordentlich Kohle machen will, darf sich sowas nicht ans Bein binden und sollte besser beim Spendensammeln für „Zukunftsprojekte“ bleiben, die nie verwirklicht werden. – Aber das haben diese Organisationen ja offensichtlich bereits bestens verstanden.
Ein herausragender Bericht von Philipp Kroiß, der aufzeigt, dass diejenigen, die solche „Sanctuaries“ vorhaben zu bauen, ahnungslos sind und Tierschutz-Gesetze wohl nie gelesen haben.Sie leben in einem realitätsfernen Esotherik-Raum. Wie Sie dorthin gelangten mag ich hier nicht weiter ausführen.