Gastbeitrag von Philipp J. Kroiß/The Huffington Post, 18. Dezember 2016
Delfine aus Barcelona
Einem solchen Transport müsste die EAZA, in diesem Fall vertreten durch den Zuchtbuchführer, zustimmen.
In der jetzigen Form ist eine solche Erlaubnis zum Transport nicht möglich, da er aus den genannten Gründen gegen die fachliche Praxis verstoßen würde.
Zudem ist der Zeitrahmen sehr eng. Realistisch betrachtet, braucht es noch einige Zeit, bis das Projekt an den Start gehen kann. Hingegen kann Barcelona die Abgabe der Delfine nicht mehr wirklich lange hinauszögern.
Das Projekt an sich
Das Projekt, geplant von Archipelago(s) unter dem Namen „Aegean Marine Life Sanctuary“, das PETA allen Ernstes als eine Form von Gnadenhof für den Süßwasserdelfin (!) „BABY“ aus Duisburg verwenden will, ist tatsächlich geplant als Rettungszentrum und Wohnsitz „aus Delfinarien geretteter Delfine“.
Angeblich gäbe es bereits Delfine in europäischen Delfinarien, die darauf warten würden, dort hinzukommen. Darauf spielt man wohl auf die Tiere aus Barcelona an.
Das ganze Konzept ist von der Organisation in vier Punkten zusammengefasst:
„Provide medical care to stranded marine species. The veterinary clinic will be prepared to care for and rehabilitate seals, turtles, and dolphins in need.“
Gute Sache. Das machen zum Beispiel SeaWorld in den USA oder S.O.S. Dolfijn in den Niederlanden seit Jahren. Das kostet einen Haufen Geld, der ohne die Hilfe von enorm finanzkräftigen Sponsoren oder eines funktionierenden Zoos nicht aufzutreiben ist.
„House dolphins who have been rescued from dolphinariums. There are already dolphins in Europe in temporary housing, waiting to find permanent homes.“
Hier gelten die bereits erwähnten Probleme bezüglich der Unmöglichkeit einer „no breeding“ policy und des folglich resultierenden Nachwuchs, dessen Unterbringung und Versorgung. Das kostet ebenfalls viel Geld.
„Simulate the dolphins‘ natural habitat. The dolphins will be free to learn how to hunt and behave as they did in the wild with no need to beg or do tricks for food.“
Gerettete Delfine, die nur kurz in der Haltung waren, haben das Jagen nicht verlernt. Delfine mit einem langfristigen Haltungshintergrund werden wohl mit den Fischen spielen, aber eher weiterhin von ihren Pflegern gefüttert werden wollen.
Allerdings ist solches Verfüttern von lebenden Fischen in Europa verboten. Als Enrichment gibt es für solche Zwecke eine rechtliche Möglichkeit, aber Archipelagos, will die Lebendfütterung von Wirbeltieren ja zum Prinzip machen und das geht nicht.
Man hätte es kaum präziser und treffender ausformulieren können, mit welch falschen (bzw. inkompetenten) und teilweise auch verlogenen Argumenten die sogenannten „Tierschutz-Organisationen“ auf Spendenfang gehen.
Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass ein solches Projekt finanziell überlebensfähig wäre. Die immer wieder beschworenen „Millionen-Umsätze“ eines ordentlich geführten Delfinariums landen nämlich zu mindestens 95% im Unterhalt der Anlagen und den Gehältern des Personals.Und das setzt bereits eine optimale Vermarktung voraus!
Wer ordentlich Kohle machen will, darf sich sowas nicht ans Bein binden und sollte besser beim Spendensammeln für „Zukunftsprojekte“ bleiben, die nie verwirklicht werden. – Aber das haben diese Organisationen ja offensichtlich bereits bestens verstanden.
Ein herausragender Bericht von Philipp Kroiß, der aufzeigt, dass diejenigen, die solche „Sanctuaries“ vorhaben zu bauen, ahnungslos sind und Tierschutz-Gesetze wohl nie gelesen haben.Sie leben in einem realitätsfernen Esotherik-Raum. Wie Sie dorthin gelangten mag ich hier nicht weiter ausführen.