Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 16
12. Dezember 2016
Serie über Tierrechte – Folge 2
Tierrechte – was wirklich Sinn macht und was nicht
Im ersten Teil der Reihe habe ich den Hintergrund von Tier- und Menschenrechten als Konzept an sich beleuchtet. Außerdem wurde klargestellt, dass die Natur selbst keinerlei Rechte irgendwem gewährt.
Tiere stehen in Konkurrenz zueinander
Tiere stehen auch innerhalb der eigenen Art, auf jeden Fall aber zwischen den Arten in Konkurrenz zueinander. Dabei ist es normal, dass Tiere andere töten und keine Rücksicht auf irgendwelche Rechte nehmen können und wollen.
Auch wir Menschen benötigen Nahrung, und diese bekommen wir von Tieren, die wir töten. Da hilft auch keine vegane Lebenseinstellung, die oft als Allheilmittel für einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur genannt wird.
Sicherlich, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden, müssten keine Tiere mehr geschlachtet werden. Bedeutet dies dann aber, dass weniger Tiere umkommen würden?
Fehlanzeige: Der Anbau unserer Kulturpflanzen bedeutet nicht nur den Tod unzähliger sogenannter „Schädlinge“, sondern auch die Vernichtung von Lebensraum vieler Wildtiere.
Und die Nutztiere? Nun, natürlich werden die nicht mehr benötigt. Das heißt aber nicht, dass sie irgendjemand in romantisch verklärte „Sanctuaries“ steckt. Nein, die sterben einfach aus, bzw. werden getötet. Ausrangiert.
Die Frage ist heute also eher: Sollten wir Menschen den Tieren Rechte zugestehen, obwohl diese einzig und allein unserer Fantasie entspringen? Und machen diese Rechte überhaupt Sinn, d.h. helfen sie den Tieren wirklich?
Planspiel Tierrechte
Um darauf eine Antwort zu finden werden wir das „Planspiel“ Tierrechte mal theoretisch durchspielen und uns in eine utopische Gesellschaft hineinversetzen, in denen Tiere dem Menschen gleichgestellt sind.
Dazu nehmen wir als Beispiele die zwei Menschenrechte, die Tierrechtler am liebsten sofort übertragen wollen: das Recht auf Leben und die persönliche Freiheit.
Um das Recht auf Leben durchzusetzen, fordern Tierrechtler natürlich das Ende jeglichen Fleischkonsums, für die persönliche Freiheit der Tiere muss natürlich jedwede Tierhaltung enden.
Wie oben schon gesagt, reicht das aber bei Weitem nicht. Für das Recht auf Leben der Tiere muss auch ihr Lebensraum geschützt werden, in diesem Fall müsste dieser bei wirklicher Beachtung des Rechts komplett dem menschlichen Nutzen entzogen werden.
- Es dürfte keinerlei Landwirtschaft mehr geben.
- Keine Nutzung von Ressourcen.
- Es darf auch keinen motorisierten Verkehr mehr geben. Auch dieser tötet Tiere, die sich der Gefahr nicht bewusst sind.
Medienwirksame Forderungen
Fordern Tierrechtler dies? Fehlanzeige. Es gibt die typischen medienwirksamen Forderungen zu fleischloser Ernährung und dem Stopp von Tierversuchen.
Aber gibt es Forderungen, das Autofahren zu verbieten? Trotz durchschnittlich drei toten Tieren pro km Landstraße in Deutschland (das kann man dann gerne mal hochrechnen) sagen Tierrechtler hier nichts. Entweder weil sie selbst blind für diese Gefahr sind oder weil sie selbst genau wissen, dass ihre Tierrechte niemals durchgesetzt werden können, weil sie – bei richtiger Durchsetzung – zu nichts weniger führen als dem Ende jeglichen menschlichen Lebens.
Selbst wenn man alle Tierrechte tatsächlich so durchsetzen könnte … wer kontrolliert das Ganze?
Dazu mehr auf der nächsten Seite.
Hallo Benjamin,
während der Lektüre Deines Artikels ist mir immer wieder ein Gedanken gekommen, den Du dann am Ende ebenfalls aussprichst: „Am meisten helfen wir den Tieren dadurch, dass wir Gesetze zum größtmöglichen Schutz ihrer Lebensräume schaffen, mit den Ressourcen der Erde sorgsam umgehen und möglichst wenig stören.“
Ich denke, das ist genau der Punkt und die Aufgabe des Gesetzgebers und macht viel mehr Sinn, als Tiere und Menschen auf eine Stufe stellen zu wollen; Zumal ja auch verschiedene Tierarten auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben, muss man – neben den allgemeinen Zielen der Erhaltung der Lebensräume – auch auf die Bedürfnisse der einzelnen Spezies eingehen.
Um es mal extrem auszudrücken:
Ein Wal könnte einem Wahlrecht bei den Bundestagswahlen sehr wenig anfangen, aber wenn die Staatengemeinschaft es schafft, den Lärm in den Meeren zu verringern, etwas gegen die Treibnetze zu unternehmen und den Walfang konequent ächtet, dann wären das Walrechte, von denen die Wale wirklich etwas hätten