Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, 25. Januar 2017
Es ist seit längerem bekannt, dass Große Tümmler ihre kleineren Verwandten – die Schweinswale – attackieren. Deutsche und Dänische Wissenschaftler untersuchten nun betroffene Tiere, die in der Ostsee gefunden wurden.
Vier Große Tümmler in der Ostsee
Seit 2015 wurden in der dänischen und deutschen Ostsee vier Große Tümmler (Tursiops truncatus) registriert. Die Delfine hielten sich einzeln oder paarweise in der Bucht bzw. in den Förden von Fredericia, Flensburg, Eckernförde, Kiel und im Großen Belt auf.
Dort erregten sie großes Interesse und einige Menschen versuchten mit den Delfinen zu schwimmen. „Das ist jedoch keinesfalls ungefährlich“, sagt Professorin Dr. Ursula Siebert, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), „die marinen Säugetiere können Träger von Infektionen sein, die auf den Menschen übertragbar sind. Außerdem können sie sich anderen Lebewesen gegenüber aggressiv verhalten – wie die Attacken auf Schweinswale zeigen.“
Attacken wurden mehrfach beobachtet
Wie bereits in den Neunzigerjahren in Schottland beobachtet, attackierten Delfine auch in der Ostsee die dort heimischen Schweinswale. Mehrere Beobachter berichteten von solchen Vorkommnissen. Die Attacken kamen meist von männlichen Tieren.
Delfine rammen Schweinswale
Aus Schottland gibt es mehrere Theorien, warum Delfine Schweinswale attackieren und töten. Professor Dr. Magnus Wahlberg vom Marine Biology Research Centre der Universität Süddänemark in Kerteminde erläutert: „Bei den Delfinen handelt es sich meistens um Männchen, die gegenüber Schweinswalen ein aggressives Verhalten zeigen und diese wahrscheinlich mit eigenen Jungtieren verwechseln.“ (Anmerkung Meeresakrobaten: Siehe hierzu auch den Beitrag Neugeborenes Delfin-Baby wurde von männlichen Tieren unter Wasser gedrückt)
Ende vergangenen Jahres wurde auch in dänischen und deutschen Gewässern beobachtet, dass die Großen Tümmler Schweinswale rammten und aus dem Wasser hoben, wodurch diese schwer verletzt und sogar getötet werden können.
Schweinswale hatten Rippenbrüche
Untersuchungen des in Büsum ansässigen Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der TiHo, die im Rahmen des Totfundmonitorings (finanziert durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein) durchgeführt wurden, ergaben, dass sechs der Schweinswale, die in den deutschen Gebieten gefunden wurden, Rippenbrüche, innere Blutungen und Hämatome aufwiesen.
Ursula Siebert sagt: „Allerdings starben nicht alle Schweinswale, die an der deutschen Küste gefunden wurden, durch die Delfinattacken.“
Schweinswale meiden Gebiet
Die Schweinswale reagieren offensichtlich auf die Attacken und meiden die Gewässer, in denen sich die Delfine vermehrt aufhalten. „Mehrere Beobachter, die mit Walen zu tun haben, berichteten uns davon“, so Siebert.
Gemeinsam mit dem Marine Biology Research Centre der Universität Süddänemark in Kerteminde werden die Wissenschaftler der TiHo die Interaktionen zwischen Delfinen und Schweinswalen im Rahmen einer Masterarbeit untersuchen. Sie werden alle verfügbaren Informationen sammeln und auswerten.
Der Große Tümmler ist in allen drei Ozeanen verbreitet. Er ist vorwiegend in tropischen Gewässern zu finden, kommt aber auch vor den Küsten Schottlands in der nördlichen Nordsee vor.
Seit einigen Jahren werden Große Tümmler immer wieder auch in der Ostsee gesichtet. Die Tiere können zwischen 1,9 und vier Meter lang werden und sind durchschnittlich zwischen 150 und 300 Kilogramm schwer. Damit sind sie deutlich größer als die in Nord- und Ostsee beheimateten Gewöhnlichen Schweinswale (Phocoena phocoena), die maximal eine Größe von 2,5 Metern erreichen können. Sie wiegen zwischen 30 und 200 Kilogramm.
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