Warum sollten Orcas vor Buckelwalen Angst haben?
Buckelwale haben zwar keine Zähne, sondern Barten, aber erwachsene Tiere, Männchen und Weibchen, sind wehrhaft und standhaft.
Männchen und Weibchen lassen sich meist nicht so einfach bestimmen, aber viele der Buckelwale waren über Foto-Identifikation erfasste Individuen, deren Geschlecht durch jahrelange Beobachtung bekannt war.
Buckelwale sind trotz ihrer Größe wendige und agile Tiere, mit ihren mehr als 4,50 Meter langen Brustflossen können sie schnell manövrieren.
Bei einem Intermezzo mit den Zahnwalen setzen die Bartenwale ihre Fluken und Flipper nachdrücklich ein. Sehr salopp ausgedrückt, hauen sie den kleineren Orcas ihre Flossen um die Ohren.
Allein schon die Strömungen und Wirbel, die die Buckelwale verursachen, dürften einen kleineren Wal richtig durchschütteln. Die Bartenwale koordinieren die Bewegungen ihrer über vier Meter breiten Fluken und der langen Flipper so, dass sie ihren gesamten Körper gegen Orca-Attacken abdecken.
Fluke und Flipper bestehen aus starkem Bindegewebe, das sie bretthart macht. Die Kanten vor allem der Flipper sind außerdem mit Buckeln und scharfkantigen Seepocken besetzt.
Die harten Flossen und die seepockenverkrusteten Kanten sind wie Paddel – wenn sie mit Wucht bewegt werden, dürfte ein solcher Hieb weh tun und sogar erhebliche Verletzungen von Blutergüssen bis zu Schnittwunden verursachen.
Der Wirbel im Wasser dürfte auch eine massive Geräuschkulisse verursachen.
Zusätzlich trompeten („trumpeting“) manche Buckelwale bei ihrer Annäherung auch noch – dabei stoßen sie mit lautem Prusten Wasser aus.
Bei der hervorragenden akustischen Leitfähigkeit von Meerwasser kann das für die empfindlichen Ohren der Orcas unerträglich sein. Der Lärm und das Durcheinander dürfte die Orcas auch in ihrer eigenen Kommunikation erheblich stören, ohne Kommunikation können sie sich nicht neu formieren und sind mit einer solchen Situation wahrscheinlich auch einfach überfordert.
Dazu kommt, dass die Buckelwale einen langen Atem haben. Die Orcas geben oft auf und machen sich auf die Suche nach leichterer Beute.
Gegen erwachsene Buckelwale haben Orcas kaum eine Chance
Allerdings ist nicht bei jedem Bartenwal-Zahnwal-Intermezzo der Ausgang der wilden Jagd bekannt. Wie häufig die Buckelwale erfolgreich sind und wie oft die Orcas zu ihrer Beute kommen, weiß man nicht. In so einigen Fällen kamen die Orcas trotz des Eingreifens der Bartenwale an ihre Beute und zum Fressen.
In mindestens einem Fall haben die Schwertwale ein Buckelwal-Kalb getötet. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass sie einen erwachsenen Megaptera getötet haben, auch wenn die großen Bartenwale oft aus einigen kleineren Wunden bluteten und Haut und Blubber im Wasser schwammen. Aber keine dieser Wunden war lebensbedrohlich.
Na ja – Wenn (manche) Orcas schon Buckelwalkälber fressen, warum sollten sich die Buckelwale dann nicht revanchieren? ;-)
Es ist sicher hoch interessant, wie man ein solches Verhalten erklären kann. Auf jeden Fall höchst faszinierend.
Vielleicht ist es sogar eine Strategie, die Orcas aus ihrem Gebiet zu vergrämen um vorsorglich die eigenen Kälber zu schützen – was allerdings schon auf eine erstaunliche Intelligenz hinweisen würde.