Welche Beweggründe treiben die Buckelwale dabei an?
Mobbing ist eine verbreitete Anti-Predator Response, also eine Abwehr von Fressfeinden, nicht nur bei Buckelwalen.
Bei Walen ist diese Verhalten allerdings vor allem von Zahnwalen bekannt, bei Bartenwalen kommt es nur bei Buckelwalen und offenbar in Einzelfällen auch bei Südkapern vor.
Aber warum dehnen diese wehrhaften Bartenwale ihren Schutz auch auf andere Arten, sogar auf andere Tiergruppen aus, und riskieren dafür Verletzungen?
Schwertwale sind auf jeden Fall eine Bedrohung für Buckelwal-Kälber, sicherlich auch für geschwächte erwachsene Einzeltiere. Allerdings schwimmen Buckelwale oft im Sozialverband, sie haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Darum haben die Humpbacks (englischer Name für Buckelwale) offenbar ein waches Auge auf die schwarz-weiß gefleckten großen Delfine. Sie sind es gewohnt, ihre eigenen Kälber und die von Artgenossen zu beschützen und, wenn nötig, zu verteidigen.
Eskorte ist immer in der Nähe von Jungtieren
Mütter mit Kälbern bekommen vor allem auf den langen Wanderungen zwischen „Kinderstube“ und Nahrungsgründen eine Eskorte von mehreren Erwachsenen, die das Jungtier aktiv und koordiniert beschützen. In der Kinderstube und den Nahrungsgründen treffen sie dann ohnehin meist mit vielen Artgenossen zusammen.
Die erwachsenen Humpbacks nehmen Kälber in ihre Mitte und kooperieren bei ihrer Verteidigung bzw. dem Gegenangriff.
Ihre beschützenden Verhaltensmuster dehnen sie offenbar auch auf artfremde Wale und sogar Nicht-Wale aus. Die Buckelwale beschützen die anderen Tiere ebenso, so wie Walmütter ihre Kälber verteidigen.
„Buckelwalkalb“ wurde offenbar auch auf andere kleinere Meerestiere ausgedehnt. Ein rarer Interspezies-Altruismus, der wissenschaftlich noch nicht gut untersucht ist.
Auch Vögel beschützen andere Arten
Übrigens können wir so ein Mobbing oft bei einheimischen Vögeln beobachten. Die Vögel in unseren Gärten tun sich von Meise über Spatz bis Amsel zusammen und „verpfeifen“ Eichhörnchen und Eichelhäher, „verpfeifen“ als „Waldpolizei“ menschliche Spaziergänger im Wald.
(Quelle: Alle Informationen stammen aus der sehr lesenswerten Publikation von Pitman, R. L.; et al: “Humpback whales interfering when mammal-eating killer whales attack other species: Mobbing behavior and interspecific altruism”; MARINE MAMMAL SCIENCE, 33(1): 7–58 (January 2017) Published 2016. This article is a U.S. Government work and is in the public domain in the USA, DOI: 10.1111/mms.12343)
Na ja – Wenn (manche) Orcas schon Buckelwalkälber fressen, warum sollten sich die Buckelwale dann nicht revanchieren? ;-)
Es ist sicher hoch interessant, wie man ein solches Verhalten erklären kann. Auf jeden Fall höchst faszinierend.
Vielleicht ist es sogar eine Strategie, die Orcas aus ihrem Gebiet zu vergrämen um vorsorglich die eigenen Kälber zu schützen – was allerdings schon auf eine erstaunliche Intelligenz hinweisen würde.