Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 18
1. Mai 2017
Taiji – die Hölle für Delfine, Kapitel 1
Ich kann mich noch ganz genau an den Moment erinnern, in dem ich auf einen Schlag erwachsen geworden bin.
Das war in einer Zeit, in der meine Faszination für Delfine sich schon deutlich entwickelt hatte. Da lief dann spät abends im Fernsehen ein Bericht über die Delfintreibjagd in Japan.
Bevor ich diese grausamen Bilder sah, hätte ich nie geglaubt, dass irgendjemand Delfinen etwas zuleide tun könnte.
Da war ich also noch ein Kind. Wenige Minuten später hatte ich die grausame Realität kennengelernt.
Ich denke, dass es sehr vielen Delfinfreunden ähnlich ergangen ist, als sie das erste Mal von der barbarischen Tradition erfahren haben. Sie verwirrt, beängstigt, traumatisiert und radikalisiert viele Menschen. Aber vor allem ist die Treibjagd die grausamste Hölle für die Delfine, die ihr schutzlos ausgeliefert sind.
Hier: Verzweiflung, dort: Gleichgültigkeit
Und deshalb möchte auch ich darüber schreiben, obwohl es immer belastend ist, daran zu denken und sich damit zu beschäftigen.
Viele Menschen verzweifeln angesichts der extremen Grausamkeiten in Taiji und der Gleichgültigkeit der Menschen vor Ort während ihres mörderischen Treibens. Trotzdem wollen aber die meisten etwas dagegen unternehmen. Sie wissen jedoch nicht, was. Vor allem, weil bislang ja auch nichts wirklich geholfen hat.
Ich möchte deshalb auch mit anderen teilen, wie ich mich von Taiji habe motivieren lassen, um Delfinen zu helfen, und was genau ich jetzt mache, um diese Schlachtungen zu beenden. (Darüber werde ich vor allem im zweiten Teil dieser Serie berichten.)
Es gibt kein Rezept
Ein allgemeingültiges Rezept gibt es nicht. Auch nehme ich nicht für mich in Anspruch, dass mein Weg der Bewältigung und Hilfe der richtige Weg für andere ist. Es ist halt der richtige Weg für mich, damit klarzukommen und aktiv etwas dagegen zu unternehmen.
Vielleicht ist mein Weg aber Inspiration für einige oder zumindest ein Diskussionsansatz, um zukünftig bessere Lösungen zu finden.
Ein Ort des Grauens
Zunächst einmal aber zurück zum Ort des Grauens.
Jedes Jahr zwischen September und April wird in Taiji von den dort lebenden Fischern systematisch Jagd auf Delfine gemacht. Dabei sterben pro Saison mehrere Hundert bis tausend Delfine verschiedener Arten.
In Taiji nennt man das Tradition, doch was steckt wirklich dahinter?
Dass der Walfang der vergangenen Jahrhunderte für küstenbewohnende Völker sicher eine Notwendigkeit darstellte, will ich gar nicht bestreiten. Auch die Tatsache, dass die damals lebenden Japaner für die getöteten Wale jedes Jahr eine Gedenkzeremonie veranstalteten und quasi Friedhöfe für die getöteten Seelen anlegten, zeigt die ursprüngliche Naturverbundenheit und Religiosität hinter den Ereignissen, die für Wochen und Monate ganze Gemeinden zusammengebracht hat.
Doch ist davon heutzutage irgendetwas übrig geblieben? Ich sehe das nicht.
Warum die Delfine gejagt werden, erfährst du auf Seite 2.
Danke für Deinen Bericht, Benjamin. Das macht mich wirklich fassungslos. Dass ein modernes Land wie Japan nicht zumindest ein paar Tierschutzgesetze auch auf Wale anwendet, ist wirklich krass. Einem großen Tier bei lebendigem leib den Kopf abzusägen, kann einfcah nicht sien. Manchmal frage ich mich, ob in Asien das Leben eines Tieres überhaupt etwas wert ist, sie werden wir leblose Dinge gebraucht und weggeworfen.
Allerdings soll der Grindabod auf den Färöern ähnlich laufen. Herr Prof. Pilleri hatte in seiner Biographie dazu einiges geschrieben. Wie er mit einem toten Grindwal-Embryonen auf dem Arm inmitten der im Blutrausch Spaß habenden Fischer steht und um Fassung ringt.
Wirklich bitter.
Schon allein diesen Text zu lesen ist mir schwer gefallen und hat mich sehr traurig gemacht.
Vielleicht auch deshalb, weil ich gerade auch recht nah an diesem Thema dran bin und eine Geschichte darüber geschrieben habe, die ich erst gestern fertiggestellt habe.