Geleitet von grenzenlosem Hass
Zuerst einmal ist ganz klar, dass heutzutage im modernen Japan niemand mehr in harten Wintern hungern muss. Die Wal- und Delfinjagd ist keine Notwendigkeit mehr.
Das Fleisch wird allerdings sehr teuer als Delikatesse an reiche Bewohner verkauft. Also eine ganz klare Kommerzialisierung, die hier stattgefunden hat.
Dann wurden noch vor einigen Jahrzehnten in mehreren Küstenorten Japans Delfine gejagt. Heute ist nur noch Taiji übrig. Auch dort müssen sich die Fischer mittlerweile jährlichen Jagdquoten unterwerfen, die von der Regierung vorgeschrieben sind. Ich habe den Eindruck, dass in Taiji nur wenige damit einverstanden sind.
Bei allem, was die Delfinjäger von Taiji tun, erkennt man einen grenzenlosen Hass auf Delfine. Sie werden für den Rückgang von Fisch verantwortlich gemacht, obwohl der wahre Grund hierfür eindeutig die in japanischen Gewässern stattfindende wahnsinnige Überfischung von Beständen ist.
Es geht nicht um Nahrungserwerb und Traditionen
Vor allem aber die extreme Brutalität, die von den Fischern in Taiji bei der Jagd auf Delfine an den Tag gelegt wird, zeigt, dass es hier schon lange nicht mehr um Nahrungserwerb und Traditionen geht.
Die Delfine werden in Taiji nicht einfach geschlachtet, sondern gequält und zerstört. Die Grausamkeiten, die man dort sieht, kann sich kein normaler Mensch ausdenken.
Da es schon genügend Dokumentationen darüber gibt, spare ich mir die schrecklichen Beschreibungen der meisten Foltermethoden aus Taiji, doch eine Szene, die ich nie vergessen werde, möchte ich hier doch einmal in den Blickpunkt rücken: Ein Pseudorca, also ein kleiner Schwertwal, lag dort schreiend auf einem Pier. Der Schlachter hatte bereits seinen Hals komplett aufgeschlitzt und trotzdem versuchte das Tier, vom Pier runterzurollen und wieder ins Wasser zu flüchten.
Halsschlagader wird aufgeschlitzt
Solche Szenen sind in Taiji keine Einzelfälle, eher die Regel. Das Aufschlitzen der Halsschlagadern, im Fachjargon auch „Schächten“ genannt, ist extrem schmerzhaft und bereitet den Tieren unglaubliche Qualen.
Bei den meisten Tieren führt der Verlust der Blutversorgung zum Gehirn in wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit, doch bei Delfinen und Walen wird das Gehirn ja auch beim Tauchen durch eine ganz eigene Versorgung aus einem Kapillarnetz mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
Delfine werden bei vollem Bewusstsein getötet
Die Delfine bleiben also nach dieser Verletzung bei vollem Bewusstsein, und das lang. Bis zu 30 Minuten dauert hier oft der Todeskampf dieser Tiere. Dabei zeigen die Fischer keine Gnade und fangen oft schon an, die Delfine bei lebendigem Leib in ihre Einzelteile zu zerlegen.
Ich musste schon oft in Diskussionen über dieses Thema dumme Kommentare von ahnungslosen Menschen hören, dass diese Art der Tötung schnell und schmerzlos sei. Das ist sie nicht.
Und ebenso wenig bemühen sich die Fischer in Taiji, die Tiere schneller und „humaner“ zu töten. Das Einzige, was sie vielleicht tun, ist die Abtrennung des gesamten Kopfes des Tieres, bevor sie mit der weiteren Zerlegung beginnen. Auch das bei vollem Bewusstsein.
Keine Rechtfertigung für Grausamkeiten
Nein, die Grausamkeiten in Taiji werden heutzutage durch nichts mehr gerechtfertigt. Zum Nahrungserwerb wird das Fleisch nicht mehr benötigt.
Die Beschuldigung, die Delfine wären am Rückgang der Fischbestände Schuld, ist reiner Hohn und weit an der Wirklichkeit vorbei. Zuletzt ist aber vor allem die extreme Grausamkeit an Tieren, die nach unserem heutigen Wissensstand ihrer selbst bewusst sind, hochgradig sozial und uns Menschen gegenüber auch nicht feindlich gesinnt sind, der entscheidende Punkt, um diese Massenmorde an intelligenten Wesen zu verurteilen und entschieden abzulehnen.
Es muss etwas getan werden. Aber was und vor allem wie ist die große Frage, die Tierschützer schon seit Jahrzehnten beschäftigt.
Keine Sanktionen „nur“ für Tiere
Denn es ist nun mal so, dass Tieren weltweit keine Priorität zugesprochen wird.
Könnte man Japan dazu zwingen, die Delfinjagd aufzugeben?
Mit den richtigen Mitteln sicherlich, denn wenn es um wirtschaftliche Sanktionen gehen würde, die das gesamte Land betreffen, wäre der eine übrig gebliebene Fischerort schnell zur Aufgabe gezwungen. Aber leider wird sich kein Land der Welt für solche Sanktionen einsetzen „nur“ für Tiere.
Trotzdem: die Morde an Delfinen in Taiji müssen aufhören. Denn wenn eine Tradition zum Nahrungserwerb in früheren Jahrhunderten zu einem Event verkommen ist, bei dem sich ein paar Dutzend Leute im Blutrausch zusammenfinden und deshalb Tiere quälen und schlachten, ist es Zeit, diese abzuschaffen!
Zuerst aber muss sich die restliche Weltgemeinschaft darin einig sein, diese Massaker zu verurteilen. Und genau das haben die Tierschutzorganisationen trotz unermüdlichen Einsatzes immer noch nicht geschafft.
Warum das so ist und was ich persönlich unternehme im Namen der Bewegung gegen Taiji, möchte ich euch im nächsten Teil erklären.
Also bis bald!
Euer Benjamin
Zu den Teilen 1 bis 17 meines BIOLOGEN-BLOGS geht es hier.
Danke für Deinen Bericht, Benjamin. Das macht mich wirklich fassungslos. Dass ein modernes Land wie Japan nicht zumindest ein paar Tierschutzgesetze auch auf Wale anwendet, ist wirklich krass. Einem großen Tier bei lebendigem leib den Kopf abzusägen, kann einfcah nicht sien. Manchmal frage ich mich, ob in Asien das Leben eines Tieres überhaupt etwas wert ist, sie werden wir leblose Dinge gebraucht und weggeworfen.
Allerdings soll der Grindabod auf den Färöern ähnlich laufen. Herr Prof. Pilleri hatte in seiner Biographie dazu einiges geschrieben. Wie er mit einem toten Grindwal-Embryonen auf dem Arm inmitten der im Blutrausch Spaß habenden Fischer steht und um Fassung ringt.
Wirklich bitter.
Schon allein diesen Text zu lesen ist mir schwer gefallen und hat mich sehr traurig gemacht.
Vielleicht auch deshalb, weil ich gerade auch recht nah an diesem Thema dran bin und eine Geschichte darüber geschrieben habe, die ich erst gestern fertiggestellt habe.